FS Sonne, 11. Januar 2015, 11° 58.43′ N 47° 41.20′ W

Ein mit Manganknollen gefülltes Planktonnetz im Epibenthosschlitten. / A plankton net in the epibenthic sledge filled with manganese nodules. ©Thomas Walter Ein mit Manganknollen gefülltes Planktonnetz im Epibenthosschlitten. / A plankton net in the epibenthic sledge filled with manganese nodules. ©Thomas Walter

Die Spannung war heute Mittag auf dem Achterdeck förmlich greifbar, während sich das Schiff unbeirrt in regelmäßigem Takt auf- und niedersenkte. Der Epibenthosschlitten, der normalerweise über weichen Sedimentboden geschleppt wird, fuhr heute ausnahmsweise ein kleines Stück über felsigen Untergrund. Viele Biologen hatten sich versammelt, um das Ergebnis in der warmen Mittagssonne aufgeregt zu erwarten. Was sich uns dann für ein Anblick bot, als sich der Schlitten aus den Wellen erhob, überraschte dann nicht nur uns Biologen, sondern vor allem auch die Geologen: die Planktonnetze, die zu den Netzbechern führen, wo die Proben gesammelt werden, waren gefüllt mit Manganknollen in der Größe von Golfbällen bis zu der Größe von Kegelkugeln.
Zufällige Entdeckungen können, neben hypothesengetriebener Forschung, wichtige Erkenntnisse für die Wissenschaft liefern (beispielsweise die Entdeckung des Penizillins). In der Tiefsee, in der noch viele Dinge unbekannt sind, sind solche Entdeckungen noch zu erleben, was eine Expedition oft zu einem spannenden Ereignis werden lässt. Gewöhnlich setzen Geologen und Biologen verschiedene Geräte ein, um an ihre spezifischen Proben zu gelangen; in diesem Falle war es sehr schön zu sehen, wie sich beide Gruppen über eine Probennahme gefreut und in wissenschaftlicher Faszination vereint waren.
Manganknollen bilden sich auf oder in dem Sediment um einen Kern herum und wachsen dann um diesen herum. Der schwarze Teil befindet sich dabei oberhalb des Sedimentes, der rostbraune Teil im Sediment. Sie enthalten verschiedene seltene Metalle wie das namensgebende Mangan. Im Pazifik gibt es größere Gebiete, wo Vorkommen von Manganknollen bekannt sind. Diese Vorkommen werden mit dem FS Sonne 2015 und in den kommenden Jahren wissenschaftlich untersucht werden. Im Atlantik ist ein Vorkommen dieser Knollen bislang unbekannt.
Spannung ist immer ein wichtiger Teil der Forschung. Das ist es, was uns vorantreibt: die Faszination und Begeisterung, etwas Neues zu entdecken, etwas Neues zu sehen, was zuvor noch kein anderer gesehen hat. Deswegen bleibt es hier an Bord immer spannend, wenn der Tiefseedraht aus dem scheinbar bodenlosen blauen Meer wieder eingeholt wird und ein weiteres Gerät von der Probennahme zurückkehrt. Es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, wo sich leidenschaftliche Wissenschaftler zu diesem erhellenden Ereignis versammeln werden.

Nikolaus Elsner, Centrum für Naturkunde, Universität Hamburg

 

[English]

Today around noon the tension was almost tangible on the afterdeck, while the ship was calmly and rhythmically rocking up and down. Today, the epibenthic sledge, which is usually trawled on soft-bottom sediment, was for one time trawled a short distance on hard-rock seafloor. Many biologists had gathered in order to await the result in the warm midday sun. The sight which was revealed to us when the sledge rose from the waves, surprised not only us biologist, but especially the geologists: the plankton nets which lead to the cod end in which the samples are collected, were filled with manganese nodules ranging in size from golf balls to skittles balls.
Random discoveries, apart from hypothesis-driven research, can deliver important scientific results (for example the discovery of penicillin). In the deep sea, where many things are still unknown, such discoveries are still to be experienced which makes an expedition often an exciting event. Usually, geologists and biologists use different gears in order to collect their specific samples; in this case it was very nice to see how both groups were equally excited about the same sample and united in scientific fascination.
Manganese nodules form on or in the sediment around a core or nucleus and keep growing around this core. The black part sticks out of the sediment while the rusty-brown part sticks in the sediment. They contain different rare metals as the name-giving manganese. In the Pacific Ocean, there are larger areas where the occurrence of manganese nodules is known. These are going to be scientifically studied on this vessel this and in the coming years. In the Atlantic Ocean, the occurrence of these nodules is so far unknown.
Excitement is always an important part of research. It is this which drives us: the fascination and enthusiasm to discover something new, to see something new which has not been seen by anybody else so far. That is the reason why it will always stay exciting here on board, when the deep-sea rope is retracted from the seemingly bottomless blue sea and another gear is returning from sampling in the deep. It certainly will not have been the last time where passionate researchers gathered for this illuminative event.

Nikolaus Elsner, Centre of natural history, University of Hamburg

Eine der größeren Manganknollen in meiner Hand über dem Schiffsdeck. / One of the larger manganese nodules in my hand above the ship’s deck. ©Nikolaus Elsner

Eine der größeren Manganknollen in meiner Hand über dem Schiffsdeck. / One of the larger manganese nodules in my hand above the ship’s deck. ©Nikolaus Elsner

Durchgeschnittene Manganknolle, bei der man den Kern und die verschiedenen Schichten erkennt, die an Jahresringe erinnern. / Cut-through manganese nodule where the core and the different layers are visible. ©Nikolaus Elsner

Durchgeschnittene Manganknolle, bei der man den Kern und die verschiedenen Schichten erkennt, die an Jahresringe erinnern. / Cut-through manganese nodule where the core and the different layers are visible. ©Nikolaus Elsner

Feld von Manganknollen. / Manganese nodule field. ©Nils Brenke

Feld von Manganknollen. / Manganese nodule field. ©Nils Brenke

2 thoughts on “FS Sonne, 11. Januar 2015, 11° 58.43′ N 47° 41.20′ W

  1. Hallo Herr Elsner,

    der Fund der Manganknollen ist ja eine spannende Geschichte. Wir bearbeiten hier an der BGR die Manganknollenlizenz im Pazifik und werden mit der SO240 dorthin fahren.
    Wenn ich mir das Bild der Knolle und das Bild vom Meeresboden ansehe, dann sehen die Knollen ähnlich wie die um die Cook Islands aus. Diese Knollen sind vorwiegend hydrogenetisch entstanden und haben hohe Gehalte an Co und SEE. Wenn das in ihrem Gebiet auch so wäre, spräche das für einen lang anhaltenden Erosionshorizont! Der hohe Eisengehalt deutet auch auf eine hydrogenetische Entstehung hin, wobei in diesem Fall das Eisen UND das Mangan aus der Wassersäule kommen.

    Viele Grüße und weiterhin viel Erfolg
    Thomas Kuhn

  2. Pingback: Navigators Wochenbericht: Exklusive Entdeckungen im Atlantik und Vorträge von Mojib Latif | Ocean Navigator

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