FS Sonne, 10. Januar 2015, 11° 52.51′ N 46° 31.13′ W

Skizze einer tow-yo Station / Sketch of a tow-yo station ©Janna Köhler Skizze einer tow-yo Station / Sketch of a tow-yo station ©Janna Köhler

Auch die Meeresforschung braucht Yo-Yos!

Zugegeben, es ist nicht wirklich ein Yo-Yo. Aber das Yo-Yo ist der Namensgeber für eine Einsatzart des sogenannten Kranzwasserschöpfers der bis zum Meeresboden heruntergelassen wird und mit dem in bis zu 24 verschiedenen Tiefen Wasserproben genommen werden können. Zusätzlich sind Sensoren für z.B. Temperatur, Druck, Salzgehalt, Trübe und Sauerstoff an ihm befestigt.

Eine Besonderheit dieses Gerätes ist, dass die gemessenen Daten über ein Einleiterkabel in Echtzeit an Bord gesendet werden und wir schon während der Station sehen können, wie sich die Messwerte verändern. Zusätzlich ist es durch das Einleiterkabel möglich, die Flaschen des Kranzwasserschöpfers vom Computer aus zu schließen. So können die Tiefen der Wasserproben direkt an die gemessenen Signale angepasst werden und die Proben so in den „spannendsten“ Tiefen genommen werden.

Doch warum nun Yo-Yo: Bei einer „Yo-Yo-Station“ wird der Kranzwasserschöpfer bis knapp oberhalb des Meeresbodens (im Idealfall 10 m, der Schöpfer besitzt ein Sonaraltimeter, damit wir auch in 5000 m Wassertiefe den Schöpfer präzise platzieren können) heruntergelassen und danach wie ein Yo-Yo in einem bestimmten Tiefenbereich für mehrere Stunden auf und ab bewegt. Dies ermöglicht die Messung von zeitlicher Variabilität in den gemessenen Parametern, die z.B. durch die Gezeiten ausgelöst wird.

Hier in der Vema Bruchzone haben wir eine leichte Abwandlung einer Yo-Yo-Station gemacht: einen tow-yo, eine mit sehr geringer Geschwindigkeit geschleppte (tow-) Yo-Yo (yo) Station. Dabei wird der Kranzwasserschöpfer vom Schiff eine vorher festgelegte Strecke sehr langsam geschleppt und dabei gefiert (herunter gelassen) und wieder gehievt (hoch gezogen). Eine sehr spannende bis leicht nervenzerreibende Prozedur, da der Meeresboden mal flacher, mal tiefer wird und der Schöpfer nicht direkt unter dem Schiff hängt – also wann genau er beim Fieren 10m über dem Meeresboden sein wird wissen wir im Vorfeld nicht!

Aber ein tow-yo liefert sehr spannende Daten. Mit ihm bekommen wir Informationen sowohl über Änderungen mit der Tiefe als auch über räumliche Änderungen in den einzelnen Messgrößen. Das Hauptziel dieses tow-yo war das Auffinden von Anzeichen von hydrothermalen Prozessen bei denen warmes Wasser aus dem Meeresboden austritt. Diese können je nach Art des hydrothermalen Prozesses unterschiedliche Veränderungen im Meerwasser bewirken, die wir messen können. Wichtige Messgrößen, die Anzeichen für Hydrothermalismus liefern sind z.B. die Trübe des Meerwasser, da an einigen (den heißesten) Quellen nicht nur Wasser, sondern auch Partikel ausgestoßen werden sowie das sogenannte Redox-Potential, das in etwa den Sauerstoff-Gehalt des austretenden Wassers misst (Wasser, das lange in dem Meeresboden zirkuliert hat enthält kaum Sauerstoff, da dieses zum Verwittern der Steine aufgebraucht wurde).

Während unseres tow-yo haben wir also eine große Menge Daten sammeln können: 18 Yo-Yo-Profile entlang einer ca. 2.3 nautischen Meilen langen Strecke zwischen dem Meeresboden und 300 m darüber! Die Auswertungen der Daten ist noch in vollem Gange, aber es wird spannend!

Janna Köhler, Universität Bremen, Institut für Umweltphysik, Abteilung Ozeanographie

 


[English]

Even marine science needs a yo-yo!

Ok, maybe not a real yo-yo. But we use the name for a deployment method of the water sampler carousel which is lowered to the seafloor and used to collect water samples at up to 24 different depths. Additionally several sensors measuring e.g. temperature, pressure, salinity, turbidity and oxygen are attached to the water sampler.

One special feature of this instrument is the online transmission of data from the sensors to the ship via a special winch wire so we can already see changes in the measured data while the water sampler is still in the water. Another big advantage of this online communication between ship and instrument is the possibility to close the bottles for water samples at those depths that look suitable based on the online data.

But why now yo-yo: during a “yo-yo-station” the water sampler is lowered close to the seafloor (ideally 10 m, there is a sonar altimeter attached to the instrument so that we can precisely position it so close to the seafloor, even at 5000 m depth) and then moved up and down like a yo-yo in a designated depth range for several hours. By doing this we get information on the variability of all measured properties over time and so can look at things like the effects of tides.

Here in the Vema fracture zone we did a slightly different kind of station: a tow-yo. During a tow-yo the instrument is towed very slowly by the ship (tow) while being lowered and hieved (-yo). A slightly nerve-racking procedure as the seafloor is not flat but depth is constantly changing and the water sampler is not directly under the ship but slightly behind it. So beforehand we don´t know exactly when we will be 10m above the seafloor!

But it is worth it, we get a lot of very interesting data from tow-yos not only about changes with depth but also about spatial changes. The main aim of this tow-yo was to find signals of hydrothermal activity where warm water is coming out of the seafloor. This water can cause different changes in the surrounding seawater depending on what type of hydrothermal activity is generating the warm water.

Important sensors for the detection of hydrothermal signals are e.g. the turbidity sensor as some (the hottest) sources not only emit hot water but also particles and the sensor for the redox potential that approximately measures the oxygen concentration in the emitted water (water that circulated for a long time within the seafloor contains hardly any oxygen as it is used up “rotting” the rock).

So we collected a huge amount of data during our tow-yo: 18 yo-yo profiles along a roughly 2.3 nautical miles long segment between the seafloor and 300 m above! The data are still being analysed but for sure it is exciting!

Janna Köhler, University of Bremen, Institute for environmental physics, Dept. Oceanography

 

Mit dem Kranzwasserschöpfer werden Wasserproben aus bis zu 24 verschiedenen Tiefen genommen. / With the carousel water sampler up to 24 water samples can be taken at different depths. ©Janna Köhler

Mit dem Kranzwasserschöpfer werden Wasserproben aus bis zu 24 verschiedenen Tiefen genommen. / With the carousel water sampler up to 24 water samples can be taken at different depths. ©Janna Köhler

 

Daten von z.B. Temperatur und Salzgehalt werden gemessen und in Echtzeit an Bord übermittelt. / Data e.g. from temperature and salinity are measured and transfered to the ship in real time. ©Janna Köhler

Daten von z.B. Temperatur und Salzgehalt werden gemessen und in Echtzeit an Bord übermittelt. / Data e.g. from temperature and salinity are measured and transfered to the ship in real time. ©Janna Köhler