Unbekannte Fische aus der Tiefe

Tiefsee-Anglerfisch/Deep Sea Anglerfish. Photo: Karen Osborn

An Bord der Merian untersuchen wir das gesamte Nahrungsnetz vor Madeira. Dazu gehören alle Wassertiefen und damit auch alle Lebensräume des Ozeans. Die verschiedenen Trophieebenen reichen von winzigen Algen, dem so genannten Phytoplankton, bis zu den großen Raubfischen, die sich vor kaum jemandem in Acht nehmen müssen. Die Vielfalt der Fische im Ostatlantik ist riesig, und das gilt auch für die Methoden diese zu beproben.

Mit Planktonnetzen, wie zum Beispiel dem Multi-Schließnetz, können wir Organismen fangen, die zu groß sind, um durch eine Maschenweite von 335 µm zu schlüpfen. Mit diesem Netz ist es möglich, eine bestimmte Wasserschicht zu beproben und so ein tiefenaufgelöstes Bild der Zooplanktonzusammensetzung zu bekommen. Fischlarven können mit Netzen dieser Art sehr gut gefangen und schonend an die Oberfläche gebracht werden.

Tiefseefische, wie zum Beispiel Laternenfische, Drachenfische oder die berühmten Tiefsee-Anglerfische (s. Bild oben) fangen wir mit einem größeren Netz, welches pelagisch in einer Tiefe von bis zu 1000 m geschleppt wird. Dieses Netz hat eine deutlich größere Netzöffnung, mit der wir ein Vielfaches an Wasser filtern können als mit den Planktonnetzen, allerdings auch eine größere Maschenweite (4 mm). Wenn ein solches Netz an Deck kommt, ist es immer spannend zu sehen welche seltsam anmutenden Fische, Garnelen oder Quallen sich im Steert gesammelt haben. Nicht selten stoßen wir dabei auf Individuen, die wir vorher noch nicht beobachten konnten. Bizarre Schnepfenaale oder seltsam geformte Beilfische sind nur ein paar Beispiele in dieser großen Diversität.

Verschiedene Tiefsee-Fische. Foto: Anton Höper

Die letzte Möglichkeit, Fische zu beproben, ist das Angeln. Das ist mal mehr, mal weniger erfolgreich, macht aber allen viel Spaß und ist eine gute Möglichkeit, Fische zu fangen, die wir mit unseren Forschungsnetzen nicht beproben können. Barrakudas oder Stachelmakrelen zum Beispiel stellen eine der höchsten Trophieebenen in dieser Region dar. Daher ist es besonders wichtig, solche Fische in unsere Proben einzubeziehen, um ein möglichst vollständiges Bild des Nahrungsnetzes zu erhalten.

Alle diese Fische werden auf zwei verschiedene Arten beprobt. Zum einen nehmen wir eine genetische Probe in Form eines kleinen Stücks Schwanzflosse, das in Ethanol konserviert wird. Zum anderen entnehmen wir den Organismen ein Stück Muskelfleisch für eine Isotopenprobe. Anhand dieser Probe kann später im Labor die genaue Konzentration bestimmter Kohlenstoff-, Stickstoff- und Schwefelisotope bestimmt werden. Anhand der Konzentrationen und der Verhältnisse dieser Isotope zueinander kann dann die Stellung des beprobten Organismus im Nahrungsnetz bestimmt werden.

Probennahme bei einem gefangenen Barrakuda. Foto: Jan Dierking

Wir versuchen also, durch eine möglichst vielfältige Probenahme ein Bild des Nahrungsnetzes in den Gewässern um Madeira zu bekommen und damit das Ökosystem besser zu verstehen. Daher ist jeder Netz-Hol, der an Bord kommt, spannend und wichtig, um das Bild zu vervollständigen. Wir freuen uns auf die Netz-Hols der letzten Tage an Bord, um unsere Daten zu vervollständigen.

Grüße von der Maria S. Merian,

Anton Höper