Schülerpraktikum am GEOMAR – Einblicke in die marine Forschungspraxis

GEOMAR office and laboratory building/ GEOMAR Büro- und Laborgebäude.

Der Blogbeitrag im September ist der Praktikumsbericht von Felix über sein Schülerpraktikum am GEOMAR, mit einem kleinen Einblick von seiner Betreuerin Lea. Der Blog erscheint auf Deutsch und auf Englisch.


Während meines zweiwöchigen Praktikums am GEOMAR im Juli/August 2025 erhielt ich einen umfassenden Einblick in verschiedene Bereiche der meereswissenschaftlichen Arbeit – von Laboranalytik über Probenvorbereitung bis hin zu praktischen Tätigkeiten an Bord eines Forschungsschiffs.

Thematischer Schwerpunkt: Probenahme der Sea Surface Microlayer

Ein inhaltlicher Schwerpunkt meines Praktikums war die Auseinandersetzung mit der Sea Surface Microlayer (SML) – der obersten, nur einen Millimeter dicken Wasserschicht des Meeres, die eine wichtige Rolle im Austausch von Stoffen zwischen Atmosphäre und Ozean spielt. Ich habe mich intensiv in verschiedene Probenahmemethoden eingearbeitet, insbesondere in die Glasplattenmethode. Man taucht eine Glasplatte senkrecht ins Wasser ein. Wenn man sie langsam wieder herauszieht, bleibt nur die SML am Glas haften und das kann dann mit einem Duschabzieher über einen Trichter in eine Probenflasche gefüllt werden. Zur Vorbereitung des Labors gehörten unter anderem das Reinigen eines Tanks, der Glasplatte, der Wischer und Glasgefäße, das Zusammenstellen der Versuchsausrüstung sowie das Anfertigen von Etiketten zur Probenkennzeichnung.

Praktische Arbeiten im Labor

Ein wesentlicher Teil der Arbeit bestand in der Vorbereitung und Nachbereitung von Probenahmen. Dazu gehörte das Abfüllen von hochreinem (Milli-Q) Wasser und das Ansetzen einer gesättigten Salzlösung zur Herstellung von künstlichem Seewasser. Außerdem habe ich künstliches Seewasser in Vials abgefüllt, diese erst blasenfrei verschlossen und dann 5 mL Helium in die verschlossenen Vials injiziert, um eine luftfreie Gasphase im Vial zu erzeugen. Anschließend wurden sie mit einem Standard versetzt, um den neuen Autosampler für Methan zu testen. Methan wird mittels Gas Chromatograohie (GC) von anderen Gasen in der Probe getrennt und einem Flammenionisierungsdetektor (FID) gemessen.

Außerdem half ich bei der Reinigung von Probenkisten, die von einer Ausfahrt zurückgekommen sind. Anschließend wurden diese wieder mit Probenfläschchen befüllt. Danach habe ich noch unbeschriftete Kisten mit Sprühfarbe nummeriert und farblich markiert.

Des Weiteren durfte ich im CO₂-Labor beim Testen empfindlicher Messgeräte mithelfen.

Autonomer Glider am TLZ am GEOMAR.

Physikalische Ozeanographie und Technische Arbeiten

Auch besonders interessant war der Tag in der Arbeitsgruppe der Physikalischen Ozeanographie sowie im Technische Logistikzentrum (TLZ). Hier übernahm ich handwerklich-technische Aufgaben wie das Löten von Bauteilen und den teilweisen Auseinanderbau eines Gliders – eines autonomen Unterwasserfahrzeugs, das über längere Zeit Messdaten im Ozean erfasst. Der Glider wurde anschließend für eine Reparatur vorbereitet und verschickt. Zum Schluss habe ich noch ausprobieren dürfen, wie ein Arduino funktioniert und selbst ein wenig Code schreiben.

Tagesausfahrt mit der Alkor

Ein besonderer Höhepunkt war die Teilnahme an einer Tagesfahrt mit der FS Alkor. Ziel war die Bergung einer Testboje, die in der Ostsee ausgebracht worden war und künftig Messdaten bei Kap Verde erfassen soll.

Tagesausfahrt mit dem Forschungsschiff Meteor.

Fazit

Das Praktikum am GEOMAR ermöglichte mir einen fundierten und vielseitigen Einblick in die Arbeitsweise moderner Meeresforschung. Von der präzisen Probenvorbereitung im Labor über technische Arbeiten im TLZ bis hin zur praktischen Anwendung auf See wurde mir die gesamte Bandbreite ozeanografischer Forschungstätigkeit vermittelt. Die Erfahrungen haben mir gezeigt, wie interdisziplinär und vielfältig dieses Arbeitsfeld ist – und wie sehr wissenschaftliche Präzision und technische Expertise zusammenarbeiten.

Das Praktikum hat meinen Wunsch nach einer wissenschaftlichen Laufbahn bestärkt. Zwar weiß ich noch nicht genau, für welchen Fachbereich ich mich letztlich entscheiden werde, doch hat mir die Erfahrung gezeigt, dass sich in der Forschung vielfältige Interessen miteinander verbinden lassen und mir dort zahlreiche berufliche Perspektiven offenstehen.

Für diese Möglichkeit möchte ich mich beim GEOMAR, besonders bei der Chemischen Ozeanographie, bei der ich die meiste Zeit verbracht habe, und bei meiner Betreuerin Lea Lange bedanken.

Felix


Wie viel muss man einen (fast) Oberstufler betreuen?

Felix hatte sich wie 84 andere SchülerInnen für ein freiwilliges Praktikum beim GEOMAR beworben. Nur eine Handvoll von ihnen werden eingeladen. Er beendet derzeit die 10. Klasse der Schule. Ursprünglich hatte ich geplant, ihn einzuladen um mir bei einem zweiwöchigen Experiment zu helfen. Leider musste ich das Experiment kurzfristig absagen, um Zeit für die Fertigstellung meiner ersten Veröffentlichung zu haben. Es war eine Herausforderung für mich, so kurzfristig andere Aufgaben für ihn zu finden. Letztendlich hat es gut geklappt, denn er war sehr interessiert, neugierig auf unsere Arbeit und unkompliziert im Umgang, sodass man ihn ohne Bedenken KollegInnen mitgeben konnte. Meine KollegInnen, die in der zweiten Woche des Praktikums für mich eingesprungen sind, als ich krank war, haben nur Gutes berichtet. Ich habe das Gefühl, dass ich viel Zeit verloren habe, während er in unserer Gruppe war, aber ehrlich gesagt war es die Krankheit, die mich zurückgeworfen hat. Nicht die Betreuung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich schon in der zweiten Woche ausgezahlt hätte. Zu diesem Zeitpunkt kannte er sich im Gebäude und im Team aus, er kannte die Gefahren, die Methoden und hatte kein Problem damit auch einfach die anfallenden, langweiligen Aufgaben zu übernehmen. Es machte ihm nicht einmal etwas aus, wenn es Zeiten gab, in denen es nichts zu tun gab, sondern er nur zuschauen konnte, wie andere arbeiteten.

Als ich mich entschied, eine/n SchülerIn als PraktikantIn einzuladen, war mir bewusst, dass es mich möglicherweise mehr Zeit kosten würde, als ich an Unterstützung erhalten würde. Ich machte mir deshalb nicht wirklich Sorgen (schließlich musste Felix dieses Praktikum ja nicht machen), eher neugierig, wie es laufen würde. Und ich war mir sicher, dass ich ohne Hilfe meine Experimente nicht würde durchführen können und dass es für jemanden aus der Schule sehr aufschlussreich und interessant sein würde, voll und ganz daran teilzunehmen. Ich hatte dann Sorge, dass Felix das Praktikum ohne die Experimente ätzend finden würde. Aber eigentlich glaube ich, dass er auf diese Weise viel bessere Einblicke in unseren „wissenschaftlichen Beruf“ bekommen hat (und immer noch Wissenschaftler werden möchte). Und neben dem angenehmen Gefühl der Zusammenarbeit und dem Weitergeben meiner nerdige Themen in aller Tiefe sind auch einige meiner Aufgaben erledigt worden, für die ich nie die Zeit finde (wie das Streichen der Kisten)!

Lea (Doktorandin)

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