Seltsam… kaum Mails im Postfach, das Telefon klingelt nur sporadisch und von der to-do-Liste verschwinden mehr Punkte als neu hinzukommen… Das war vor ein paar Tagen noch ganz anders. Da rotierten wir bei der Vor- und Nachbereitung des Tags der offenen Tür, waren bei der Klimale unterwegs, haben Pressemitteilungen geschrieben und veröffentlicht, Anfragen beantwortet, Schiffsgeburtstage gefeiert… Und plötzlich: Ruhe. Jedenfalls verhältnismäßig. Der Grund ist einfach: Heute beginnen in Schleswig-Holstein die Sommerferien. Viele Kolleginnen und Kollegen sind unterwegs in den Urlaub und offensichtlich nehmen sich auch Journalisten eine Auszeit.
Eine gute Gelegenheit lange aufgeschobene Arbeiten in Angriff zu nehmen. Zum Beispiel neue Bilder in unsere Bilddatenbank hochzuladen. Neue Blogs anzuschieben und auch anzulegen (dazu mehr in den kommenden Wochen).
Doch auch wenn jetzt Sommerferien starten, heißt das nicht, dass bei uns jegliche Aktivität aussetzt. Das lässt schon der volle Expeditionsplan in diesem Jahr nicht zu. Für die Kolleginnen und Kollegen, die demnächst Richtung Guayaquil (Ecuador) fliegen, um dort für eine vierwöchge Expedition auf das Forschungsschiff SONNE einzusteigen, sind diese Tage noch angefüllt mit letzten Vorbereitungen. Ein weiteres Team ist am Dienstag mit der POSEIDON für vier Wochen in die Ostsee ausgelaufen. Eine Übersicht über aktuelle und geplante Fahrten gibt es wie immer auf unser Expeditionsseite.
Auch unsere eigene Arbeit bekommt sommerliche Aspekte: Dreharbeiten für einen “Video Abstract” in den Environmental Research Letters verschlugen Maike bei schönstem Sonnenschein spontan in den Botanischen Garten – Aufnahmen von Bäumen und Blättern hatten wir noch nicht im Archiv
Was Meeresforscher am terrestrischen Grün interessiert, wird in einer demnächst erscheinenden Publikation nachzulesen und im Video nachzuschauen sein: Modellierer des GEOMAR und der University of Victoria in Kanada versuchen derzeit, mehrere Unsicherheits-Faktoren von Klimaprognosen zu erfassen. Eine davon betrifft die Transpiration, den Wasserverlust der Pflanzen durch ihre Blätter. Jedes Mal, wenn sich die Blattporen öffnen, damit neues Kohlendioxid für die Photosynthese nach Innen gelangen kann, verdunstet Wasser. Wenn die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre ansteigt, könnten Pflanzen den Wasserverlust einschränken, aber genauso viel Photosynthese wie heute betreiben, indem sie ihre Poren seltener öffnen. Oder sie nehmen pro Öffnung mehr Kohlendioxid auf und könnten verstärkt Photosynthese betreiben.
Klingt kompliziert? Unser Video wird’s erklären!
“Video Abstracts” scheinen übrigens groß im Kommen zu sein. Erst vergangene Woche erklärte Dr. Karin Kvale vom GEOMAR im Film, ebenfalls für die Environmental Research Letters, wie die Kohlendioxidaufnahme die Produktivität des Planktons auf den Kopf stellen kann. Wir freuen uns über diese neue Art des wissenschaftlichen Publizierens!
Nicht einmal die Schul-Zeit endet bei uns für diesen Sommer. In der kommenden Woche tauschen rund 20 Schülerinnen und Schüler bei der 9. Sommerschule für Marine Geowissenschaften freiwillig Strand und Freizeit gegen einen Platz im Labor und im Hörsaal. Ab dem 27. Juli nehmen noch einmal 12 Jugendliche an der Sommerschule “Wie lange kann das Meer die Luft anhalten” des GEOMAR und des SFB 754 teil. Wir werden darüber natürlich berichten!
Doch bevor wir zu weit in die Zukunft schweifen, noch ein kurzer Blick zurück. In der vergangenen Woche haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem “Climate Engineering Research Symposium 2015″ in Berlin über den aktuellen Stand zur Forschung über Risiken und Nebenwirkungen von Climate Engineering ausgetauscht. Wer sich darüber noch einmal informieren möchte: Das Orga-Team hat Tag für Tag-Zusammenfassungen sowie eine ausführliche Nachlese der Reaktionen im Netz online gestellt. Zu den Reaktionen gehörte auch ein ausführlicher Blogpost von @reinergrundmann, Professor der University of Nottingham.
Ein sonnenreiches Wochenende und allen Urlaubern gute Erholung!
Jan Steffen und Maike Nicolai