Navigators Wochenbericht: Sechs Wochen Vorbereitung auf einen Abschluss am Tag der Deutschen Einheit

Das einzigartige Kieler Weltrelief ist Blickfang der Ausstellung und sorgt immer wieder für Staunen unter den Besuchern. Foto: B. König, GEOMAR

Praktikumsende: Sechs Wochen im Zeitraffer

Schluss mit: Wieso, weshalb, warum? Wie funktionieren diese tektonischen Prozesse jetzt nochmal in vereinfachter Form? Wo finde ich das noch gleich? Und an wen muss ich mich dafür wenden?…Nach sechs sehr lehrreichen Wochen am GEOMAR geht diese Woche mein Praktikum zu Ende. Einige Aspekte der Meeresforschung sind mir immer noch ein Rätsel, beispielsweise was genau es mit dem Erdplattenrecycling vor den Kermadec-Inseln oder mit den klimabeeinflussenden Sonnenflecken und deren Auswirkung auf Grönlands Eisschichtung auf sich hat – vor allen Dingen habe ich aber wieder einmal gelernt, wie viel „Nerven“, „Nachhaken“ und „Nicht aufgeben“ eigentlich wert sind! Nicht zuletzt half mir die Pressestelle am GEOMAR vor allem dabei, eine Richtung für meine beruflichen Ziele zu finden und meine studentischen Fähigkeiten im Bereich der Pressearbeit endlich einmal in der Praxis auszuprobieren.

Dem Ende neigt sich allmählich auch die Expedition im Nordpolarmeer unter dem Namen Transpolardrift XXII entgegen. Pünktlich zu meinem Praktikumsbeginn startete Ende August auch die deutsch-russische Forschungskooperation mit den Vorbereitungen für ihre Seereise. Seitdem begleiteten ihre Berichte und der berühmte Mood-Barometer (zu Deutsch „Launen-Skala“) auf oceanblogs.org meine Arbeit am GEOMAR. Die Wissenschaftler haben ihre Forschungsarbeiten in der Laptewsee beendet und befinden sich nun auf dem Rückweg durch die südliche Vilkitsky-Strasse. Dass diese Heimreise nicht ganz so einfach ist und welche „alten Bekannte“ dem Forschungsschiff VIKTOR BUYNITSKIY zwischen den Schollen des arktischen Packeises begegnen, erfahrt ihr wie immer auf dem Transdrift-Blog.

Einen ähnlich spannenden Abschluss findet das „AUV Team TomKyle“. Vom Wettbewerb in La Spezia, Italien, berichteten die jungen Wissenschaftler der FH Kiel in der vergangenen Woche auf oceanblogs.org über ihre Erfolge – und letztlich über ihre erfreuliche 2. Platzierung im internationalen Konkurrenzkampf! Die Studenten arbeiteten in Kooperation mit dem AUV-Expertenteam des GEOMAR an der Konstruktion eines autonomen Unterwasserfahrzeugs.

Die stolzen Zweitplatzierten beim internationalen Wettbewerb "Student Autonomous Underwater Vehicle Challenge - Europe" in La Spezia. Foto: AUV-Team, GEOMAR

Die stolzen Zweitplatzierten beim internationalen Wettbewerb “Student Autonomous Underwater Vehicle Challenge – Europe” in La Spezia. Foto: AUV-Team, GEOMAR

Neuer Oceanblog: Ehemalige PraktikantInnen bleiben treu

Weiterhin aktiv bleibt unsere ehemalige Presse-Praktikantin Yasmin Appelhans. Auch für Yasmin war die Zeit in der Abteilung Kommunikation & Medien hilfreich. Auf ihrem Blog „Meeresrauschen“ möchte sie uns nun – angefangen mit ihrer Doktorarbeit – Themen rund um die Meere näher bringen. In ihren ersten beiden Einträgen geht es um „Miesmuscheln in sauer“. Dabei handelt es sich nicht etwa um griesgrämige M(iesm)uscheln, sondern um das allseits präsente Thema der Ozeanversauerung und deren Auswirkung auf Meereslebewesen, die auf ihre kalkhaltigen Schutzpanzer angewiesen sind. Kohlenstoffdioxid-Emissionen (CO2) in der Atmosphäre können im Meerwasser gelöst werden, dadurch sinkt jedoch der pH-Wert und es entsteht ein Effekt, wie wir ihn vom Entkalken unseres Wasserkochers kennen. Gibt man sauren Essig ins Wasser, löst sich der Kalk. Klar, dass aufgrund steigender CO2-Emissionen die Schutzpanzer der Muscheln und Krebse  leiden. Mit welchen Thematiken sich Yasmin im Rahmen ihrer Doktorarbeit befasst, könnt Ihr hier nachlesen.

Auf eine etwas andere Weise aktiv ist derzeit der globale Vulkanismus. Nach dem isländischen Vulkan Bardarbunga hält nun der japanische Vulkan Ontake Wissenschaftler in Atem. Ohne erkennbare Vorzeichen brach Ontake am vergangenen Samstag aus und tauchte seine nächste Umgebung in Ruß und Asche. Wer gerne mehr zu diesem Thema wissen möchte, kann sich auf der Earth System Knowledge Platform (ESKP) informieren, einem Portal entstanden durch den Zusammenschluss von acht Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft.

Tag der Deutschen Einheit: Vulkan-Lava schwappt nach Hannover

Wem das Lesen alleine nicht reicht, kann sich heute noch zu den Festlichkeiten anlässlich des Tags der Deutschen Einheit in Hannover begeben. Dort wartet neben vielen Attraktionen nämlich ein ganz besonderes Ausstellungsobjekt: Ein Stück Lava aus der Tiefsee vor den kapverdischen Inseln! Das Team vom GEOMAR und „Ozean der Zukunft“ steht Ihnen vor Ort für alle Fragen zur Verfügung und freut sich darauf, Ihnen die Kieler Meeresforschung im Schleswig-Holstein-Zelt auf der Ländermeile zu präsentieren. Die Ausstellung „Erforsche den Ozean“ präsentiert in diesem Jahr auch das mit dem Red-Dot Design Award ausgezeichnete „Next Generation Scientific Poster“, das in Kooperation mit der Muthesius Kunsthochschule entwickelt wurde. Es funktioniert im Prinzip wie ein überdimensionales Smartphone mit Touch-Sensor, mit dem sich die Besucher über Hangrutschungen, Erdbeben und  Tsunamis informieren können. Das sollte vielleicht den ein oder anderen „Winter-Flüchtling“ interessieren, denn Hangrutschungen finden auch in nächster Nachbarschaft, im Mittelmeer, statt. (Eine passende Pressemitteilung folgt nächste Woche!)

Aber zurück zum Tag der Deutschen Einheit: Das mühsame Durcharbeiten von wissenschaftlichen Papers, Experteninterviews und hin- und hergereichten Textentwürfen hat sich am Ende gelohnt! Mit viel neuem Wissen über die Meeresforschung stand ich gestern am ersten Tag in Hannover als Teil des GEOMAR-Teams im Ausstellungsszelt.

Dort erwartete mich erst einmal Dunkelheit – aber wie sollte es auch anders sein: GEOMAR befasst sich schließlich mit Tiefseeforschung, da passt das gedimmte bläulich schimmernde Licht natürlich perfekt, um die Exponate richtig in Szene zu setzen! Die meisten Besucher zog es zum Mittelpunkt im Zelt von Schleswig-Holstein. Dort steht vor der großen Kieler Reliefkarte, dem Herz der Ausstellung, im kleinen Lichtkegel der Relief-Globus. Umringt von Kindern und Erwachsenen, die den Marianengraben suchen oder wissen möchten, warum gerade vor Japan so viele Erdbeben stattfinden. Um mich herum informierten sich gestern Menschen aus allen Herren Länder über die Kieler Meeresforschung, über Mesokosmen, Manganknollen, Kaltwasserkorallen, Fischerei und Tauchfahrzeuge des GEOMAR…


Wer es gestern noch nicht zum Schleswig-Holstein-Zelt geschafft hat, kann die GEOMAR-Ausstellung heute noch bis 23 Uhr besuchen. Alle, die es nicht nach Hannover schaffen, können auch in diesem Jahr auf Oceanblogs wieder Fragen rund zum Thema Tiefseeforschung stellen. In den nächsten Wochen werden sich die Autoren des OCEANNAVIGATOR auf die Suche nach Antworten begeben und ihre Ergebnisse hier veröffentlichen.

Der erste Tag in Hannover verging für mich wie im Flug und der Tag der Deutschen Einheit war ein schöner Abschluss für mein Praktikum. Einiges von dem Wissen, dass ich mir in den letzten Wochen am GEOMAR erarbeitet habe, konnte ich gestern weitergeben. Heute begebe ich mich nun auf die Heimreise, zurück nach Frankfurt. Das ein oder andere Mal werde ich jedoch sicher wieder zurück nach Norddeutschland kommen – bis dahin wünsche unseren Lesern weiterhin viel Spaß auf Oceanblogs!

Bianca König