Navigators Wochenbericht: Von Frankfurt nach Sao Paulo

Das Klassenzimmmer der Zukunft auf der Frankfurter Buchmesse 2014. Auch die Kieler Meereswissenschaften sind hier in diesem Jahr vertreten. Foto: Alexander Heimann, Copyright: Frankfurter Buchmesse. Das Klassenzimmmer der Zukunft auf der Frankfurter Buchmesse 2014. Auch die Kieler Meereswissenschaften sind hier in diesem Jahr vertreten. Foto: Alexander Heimann, Copyright: Frankfurter Buchmesse.

Die Zeit rennt mal wieder. Es ist nicht nur schon wieder eine Woche her, dass wir auf dem Bürgerfest zum Tag der deutschen Einheit in Hannover waren. Nein, in Schleswig-Holstein beginnt auch schon wieder die Ferienzeit. Heute ist der letzte Schultag vor den Herbstferien. Das bedeutet, dass einige Kolleginnen und Kollegen mit Kindern in den kommenden zwei Wochen in den wohlverdienten Urlaub gehen und es auf den Fluren des GEOMAR und in den Büros des Clusters “Ozean der Zukunft” wieder etwas ruhiger wird. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Neuigkeiten zu vermelden gäbe. Ganz im Gegenteil. Wir und viele Kollegen sind auch im Augenblick damit beschäftigt, Themen der Meeresforschung einem möglichst großen Publikum näher zu bringen. Achso, falls Ihr Euch wundert, was mit Euren Fragen aus dem Gästebuch vom Tag der Deutschen Einheit passiert ist – die sind auf dem Weg zu unseren Wissenschaftlern. Die Antworten sollten nächste Woche hier (wie bereits angekündigt) im Ocean Navigator Blog erscheinen. Also vergesst nicht, wieder vorbei zu schauen. Doch zunächst zu den Highlights dieser Woche:

Markus Franz vom Studien- und Trainingsprogramm GAME erklärt auf der Frankfurter Buchmesse die Problematik des Plastikmülls im Meer. Foto: Katrin Knickmeier, Ozean der Zukunft

Markus Franz vom Studien- und Trainingsprogramm GAME erklärt auf der Frankfurter Buchmesse die Problematik des Plastikmülls im Meer. Foto: Katrin Knickmeier, Ozean der Zukunft

Zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse am 8. Oktober tummelten sich in Halle 4.2. für Wissenschaft, Fachinformation und Bildung zum ersten Mal auch die Kieler Meeresforscher. Dr. Katrin Knickmeier vom „Ozean der Zukunft“ und der Kieler Forschungswerkstatt und Markus Franz vom Forschungs- und Ausbildungsprogramm GAME sowie die Biologie-Lehrkraft Katrin Kruse haben ein abwechslungsreiches Programm zu den Themen „Plastikmüll im Meer“ und „Lärm unter Wasser“ vorbereitet. Mit im Gepäck hatten sie hochauflösende Mikroskope, Aquarien, ein Exponat zum Thema Müll und eine Vielzahl an Infos und Materialien. Insgesamt 4 Schulklassen hatten sich für den Tag im „Klassenzimmer der Zukunft“ – Bienenstock des Wissens“ und das Thema „Die Zukunft unserer Ozeane“ angemeldet. Das Interesse war groß. Von 10 bis 16 Uhr haben die Schülerinnen und Schüler den Forschern Löcher in den Bauch gefragt, selbst experimentiert und den spannenden Berichten aus dem Forscheralltag zugehört. Per Skype ging es am Vormittag nach Indonesien, wo die Wissenschaftlerin Mareike Huhn von einem Projekt zur Vermeidung von Plastikmüll erzählte, am Nachmittag reisten die Zuhörer dann nach Chile zu Prof. Martin Thiel von der Universidad Católica del Norte. Wer noch in Frankfurt unterwegs ist und Samstag auf die Buchmesse geht, darf sich auf Mojib Latif freuen. Der berühmte Klimaforscher wird um 15 Uhr mit Schülerinnen und Schülern über die Auswirkungen des Klimawandels diskutieren.

In Brasilien ist die Ausstellung „Future Ocean Dialogue“ zurzeit Gast in Sao Paulo. Dort wird sie im Museum des Instituto Oceanografico an der Universität in Sao Paulo gezeigt und kann sich über großen Zuspruch freuen. Rund 2 bis 3 Schulklassen täglich besuchen die Ausstellung und stehen staunend vor dem Reliefglobus, haben Spaß beim Spielen des EcoOcean, dem Management-Spiel zur nachhaltigen Fischerei und bewundern die Lophelia und das Modell des JAGO. Besonders auffällig, viele der jungen Besucher scannen alle, wohlgemerkt alle Artikel des „Müll-Moduls“ und sind alarmiert wie lange es dauert, bis sich auch die kleinsten Plastikpartikel im Ozean abgebaut haben. Mehr zur Ausstellung in der nächsten Woche im Futureoceandialogue-Blog.

Doch nicht nur in Frankfurt und Brasilien war was los. Trotz der bevorstehenden Ferienzeit füllte sich heute der Hörsaal des GEOMAR am Kieler Westufer. Zahlreiche Mitarbeiter sowie interessierte Gäste sind erschienen, um  gespannt dem  Vortrag von Prof. Dr. Jeanine L. Olsen über die Genetik von Seegrasökosystemen zu lauschen. Die Biologin, die an der Universität Groningen in den Niederlanden lehrt und forscht, hat sich die Zeit genommen, um im Rahmen der “Marie-Tharp Lecture Series for Ocean Research” des Womens Executive Board (WEB) ihre Forschungsergebnisse vorzustellen. “Ganz schön nützlich, dieses Seegras” dachte ich mir, denn schon auf einer der ersten Folien der Biologin war dargestellt, dass Seegraswiesen 10 mal so viel Kohlendioxid wie vergleichbare Waldfläche binden. “Das könnte man doch nutzen”, dachte sich auch eine andere Zuhörerin des Vortrags, die sich daraufhin gleich erkundigte, ob man nicht großflächig Seegras anbauen könnte, um Kohlendioxid in der Atmosphäre zu mindern. Doch so einfach funktioniert das wohl nicht, denn wie Professorin Olsen erklärte, sind die Seegrasbestände weltweit rückläufig und bisherige Versuche, diese wieder anzusiedeln, haben sich als schwieriger herausgestellt als gedacht. Das muss wohl auch einer der Gründe sein, warum Jeanine Olsen das Seegras genetisch untersucht, denn anscheinend erbringen Seegraswiesen mit einer hohen genetischen Vielfalt bessere Leistungen für das Ökosystem und sind gleichzeitig stress-resistenter und wiederstandsfähiger, als die mit einer geringen genetischen Vielfalt. Das ist besonders im Hinblick auf die Klimaerwärmung wichtig, denn nach Professorin Olsens “Hitzeexperimenten” zu urteilen, erholen sich einige Bestände der marinen Blütenpflanze (zum Beispiel vor Italien) besser, nachdem sie hohen Temperaturen ausgesetzt wurden, als andere (zum Beispiel vor Dänemark). Ganz genau konnte ich der renommierten Biologin jedoch nicht folgen, als sie beschrieb, wie sie das Erbgut entschlüsselte und welche Probleme sich im Hinblick auf ihre Studien noch ergeben. Doch wo das GEOMAR ist, da ist auch Fachpersonal nicht weit, und so entwickelte sich nach dem 45-minütigen Vortrag noch eine angeregte Fragerunde. Intensiv lauschend, doch mit kleineren und größeren Fragezeichen im Kopf, wartete ich geduldig ab, bis ich am Ende noch ein Foto von der Biologin und den Mitgliedern des WEB’s schießen konnte. Nachdem ich ein paar hübsche Bilder geknipst hatte, ging es für mich wieder zurück auf die andere Seite der Kieler Förde, wo ich mich nach diesem erfrischenden Vortrag wieder an meinen Schreibtisch setzte und meine restlichen Aufgaben erledigte.

Prof. Dr. Jeanine L. Olsen bei ihrem Vortrag über die Genetik von Seegrasökosystemen im Rahmen der "Marie-Tharp Lecture Series for Ocean Research". Foto: M. Pohling, GEOMAR

Prof. Dr. Jeanine L. Olsen bei ihrem Vortrag über die Genetik von Seegrasökosystemen im Rahmen der “Marie-Tharp Lecture Series for Ocean Research”. Foto: M. Pohling, GEOMAR

 

Mareike Pohling (mit Friederike Balzereit und Jan Steffen)