Maschinenraum

Thomas zeigt den Wissenschaftlern die Maschinenräume. Foto: Thore Kausch

Die Maschinenräume sind normalerweise ein verbotener Bereich für die Wissenschaftler, aber am letzten Transittag nahm uns der Leitende Ingenieur Thomas Ogrodnik mit auf eine eineinhalbstündige Führung durch sein Reich.

Seit Februar 2006 ist die Maria S. Merian als mittelgroßes Forschungsschiff im Einsatz. Sie ist eisrandfähig, kann also durch Gebiete mit bis zu 30-40 cm Eisdecke fahren, wie es zum Beispiel um Spitzbergen oder Grönland vorkommen kann. Die Wände sind mit 30 cm Mineralwolle isoliert, damit es im Schiff auch bei Außentemperaturen um -30°C nicht kalt wird (deshalb ist übrigens auch eine Sauna eingebaut). Angetrieben wird die Merian von vier Elektrogeneratoren (je zwei mit sechs und acht Zylindern), die sich in zwei voneinander komplett abtrennbaren Maschinenräumen befinden. Mit diesen werden zwei, mit je zwei Schrauben und einem Elektromotor ausgestatteten, sogenannte Pods mit Strom versorgen, welche um 360° drehbar sind, wodurch sich das Schiff in jede gewünschte Richtung fahren lässt. Stabilität, die vor allem auf Stationen wichtig ist, bekommt die Merian zum einen durch zwei seitlich angebrachte, ausfahrbare Flossen mit fünf Metern Länge. Da diese jedoch nur bei einer Fahrt durchs Wasser von 4 kn effektiv funktionieren, ist das Schiff zusätzlich mit einem ausgeklügelten System aus Tanks und Leitungen quer durchs Schiff ausgestattet, in welchen sich Wasser befindet. Neigt sich das Schiff zu einer Seite, wird das Wasser auf der anderen eingeschlossen und bildet so ein Gegengewicht, bis die Ventile im richtigen Moment geöffnet werden.

Durch den im Vorschiff angebrachten Pump Jet (Wasserstrahlantrieb) kann die Merian, in Verbindung mit ihren Pods, bis auf einen halben Meter genau auf der Stelle gehalten werden, was besonders bei Kernstationen wichtig ist, wenn man einen bestimmten Punkt auf dem Meeresboden treffen muss. Das Schwerelot wird an einem Draht zu Wasser gelassen, der auf einer Winde im Windenraum befindet. Dort gibt es einige, bunt angestrichene, Winden mit unterschiedlichen Kabelstärken und bis zu 6000 m Länge.
Die Maria S. Merian fährt mit dem Blauen Engel, ist also ein umweltfreundliches Schiff. Getankt wird zum Beispiel Gasöl, das dem Diesel an der Tankstelle entspricht und relativ wenig Schwefel enthält. Davon allerdings wird eine Menge benötigt, wenn gefahren wird 20-22 Kubikmeter am Tag, auf Station etwa acht. Bei einer Reise werden durchschnittlich 350 Kubikmeter Treibstoff verbraucht…

Ein weiterer Aspekt des Blauen Engels ist das strikte Einhalten der Regel, dass überhaupt nichts über Bord gehen darf. Natürlich fällt auf so einem Schiff Müll an, welcher sehr penibel getrennt im Hafen abgegeben wird, damit alles recycelt werden kann. Für die Pappe gibt es beispielsweise zwei Schreddermaschinen, welche vor allem die Kartons aus der Lebensmittellagerung in handliche Pellets gepresst ausspucken. Dann gibt es natürlich auch eine nicht unbedeutende Menge Abwasser, welches an Bord in Grauwasser (Dusche, Waschbecken…) und Schwarzwasser (…) unterteilt wird. Diese werden in eine biologische Kläranlage geleitet, wo lebendige Schlammbakterien in Kombination mit Luft sie in eine überschaubare Menge an Klärschlamm und Brauchwasser umwandeln. Letzteres wird noch dazu genutzt um von den Drähten, bevor sie auf ihre Winden aufgespult werden, während ihrer Einsätze das Salzwasser abzuspülen. Frischwasser wird durch eine Entsalzungsanlange (Umkehr-Osmose) an Bord aus dem Meerwasser produziert.
Außerdem gibt es an Bord noch einen Traforaum, einen Schweißraum, eine Tischlerei, Belüftungsanlagen, und vieles mehr. Insgesamt ist so ein Forschungsschiff wie ein kleines schwimmendes Dorf.

Vielen Dank Thomas für die sehr ausführlichen (und gleichzeitig verständlichen) Erklärungen!
Mehr über die Maria S. Merian, technische Details und ein virtueller Rundgang:
www.maria-s-merian.de

Inken Schulze, Studentin Geophysik, CAU Kiel

 

Im Maschinenraum. Foto: Thore Kausch

Im Maschinenraum. Foto: Thore Kausch

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