DIVERSITY MONAT MAI

***English version below***

Was ist und was bedeutet der Terminus Behinderung?

von Martin Steen und Louis-Maxime Gautreau

Hat man eine Behinderung, oder wird man von der Mehrheit der Gesellschaft behindert? Und woran wird man behindert? An der Teilhabe an der Gesellschaft mit den spezifischen Aspekten, die sich durch die Beeinträchtigung ergeben?
Generell empfinde ich schon den Begriff Behinderung behindert. In der Umgangssprache ist die Redewendung ” bist Du behindert ” etabliert, und sie impliziert ein Menschsein unterer Stufe.
Es gibt geistige, seelische und körperliche Beeinträchtigungen und Handicaps, die meist eine Laune der Natur sind und Betroffene dann davon betroffen sind.
Heute soll dem mit Barrierefreiheit Abhilfe beikommen. Das ist auch schon seit längerer Zeit rechtlich verankert.
Niemand redet gerne über seine Makel und schon gar nicht dort, wo es um Höchstleistungen gehen soll.

In diesem so sensiblen und persönlichen Bereich wollen die Menschen keinen Vorteil, denn sie denken, sie sind dann minderwertig. Obwohl es hier Nachteilsausgleiche sind, die heute Barrierefreiheit heißen.
Es ist paradox, dass genau hier die stereotypen Denkmuster so fest verankert sind. Diese Denkschemen müssen aufgebrochen werden, um Fortschritt zu erreichen.
In so vielen anderen Bereichen werden Vorteile doch unkritisch akzeptiert. Oder ist den Betroffenen die Thematik unangenehm, da sie sich hier nicht offen zeigen wollen?
Natürlich ist es ein persönliches Recht, aber mit dem nicht Einstehen für die eigenen Belange verwehrt man auch anderen Betroffenen die Möglichkeiten.
Es bedarf mutiger und selbstbewusster Menschen, die ob ihres Handicaps für ihre Rechte eintreten. Die sagen, ich nehme die Hilfe an und dann kann ich es genauso gut wie Du machen, wenn nicht sogar besser.

In der Geschichte wurden Randgruppen bei der Gestaltung von Recht und Gesetz meist weniger beachtet und hatten daher einen schwereren Stand.
Obgleich Sie durch die langjährige Kenntnis ihrer Beeinträchtigung genau wussten, was ihnen als Ausgleich helfen kann. Sie sind da zu Expert:innen in eigener Sache geworden.
Diese Expertise sollte unsere aktuelle Gesellschaft annehmen, denn das ist eine Win-Win Möglichkeit – damit Chancen geschaffen werden, für Menschen mit Handicaps in einer Welt ohne Barrieren.

In der Helmholtz Gemeinschaft geht es um Spitzenforschung. Impliziert Spitzenforschung auch perfekte Menschen? Sind wir denn alle perfekte Menschen, wenn wir morgens in den Spiegel gucken? Nein, auch Menschen mit Handicaps können Herausragendes leisten. Bestes Beispiel sind Asperger Autisten. Aber auch Menschen mit körperlichen Handicaps können geistige Spitzenleistungen vollbringen. Das eine schließt das Andere nicht aus. Denkt mal an Stephen Hawking (!).

Die Teilnahme an Expeditionen sollte ermöglicht werden, damit Forschende mit Beeinträchtigung die gleiche Chance bekommen, dass auch sie ihren Forscherdrang leben können.
In vielen Bereichen der Gesellschaft zeigen Menschen mit Beeinträchtigung auf, dass Sie sie zu hervorragenden Leistungen imstande sind, wenn ihnen die Chance mit Hilfen gegeben wird.
Es ist auch die Sichtweise, ob eine Beeinträchtigung überhaupt die Teilhabe und damit die Teilnahme beeinträchtigt. Die Nachvollziehbarkeit ist für nicht Betroffene das größte Hemmnis. Hier müssen Offenheit und Kenntnis aufeinander treffen – und auch Bereitschaft.

Obwohl, in unseren Köpfen ist verankert:
Ein gesunder Körper hat einen gesunden Geist. In Deutschland ist das mit der jüngeren Geschichte verbunden. Wir müssen uns davon frei machen. Denn das ist ein Irrglaube.
Und noch ein unconscious bias (unbewusstes Vorurteil): Menschen mit Behinderung fallen aufgrund ihres Handicaps doch öfter aus… Frage: wie viele Menschen ohne Handicaps fallen denn nicht genauso oder auch länger aus? Wir müssen begreifen, alle Menschen sind unterschiedlich (divers). Das ist so einfach und doch so schwer zu verstehen.
In Deutschland hat das schon 1993 der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker gesagt. Jetzt sind wir 30 Jahre weiter, aber die Aussage ist noch total aktuell.

Eine kleine Fabel dazu als Abschluss:
Der Affe klettert am Baum herauf. Die Schlange meint von unten: „Das kann ich auch!“ Der Affe: „Wie denn? Du hast weder Arme, noch Beine und nicht mal Hände!“ Das Ende der Geschichte, sowie die Verbindung zum Thema dieses Textes, ist naheliegend. Wohl brauchte die Schlange keine Hilfsmittel, aber sie hat andere Fähigkeiten, mit der sie auch das Ziel erreichen kann. Und die Sichtweise des Affen war auf die eigenen Fähigkeiten begrenzt.

DIVERSITY MONTH MAY

What is the meaning of the term disability?

by Martin Steen und Louis-Maxime Gautreau

Does a person have a disability, or are they being hindered by the majority of society? And in which ways are they hindered? Is it their participation in society, with the specific aspects that result from their impairment?

Generally, the term “disability” itself is already a hindrance. In colloquial language, the phrase “Are you disabled?” has become established, implying a lower status of being human.

There are intellectual, emotional, and physical impairments and handicaps that are usually a matter of chance, and some are affected by them. Today, this is being addressed through accessibility, which has already been legally anchored for some time. No one likes to talk about their flaws, especially in areas where high performance is expected.

In this sensitive and personal area, people do not want an advantage because they think it makes them inferior. Although these are compensatory measures that are now called accessibility.

It is paradoxical that here, exactly, the stereotypical thinking patterns are so deeply ingrained. These thinking patterns must be broken to achieve progress. In so many other areas, advantages are accepted uncritically. Or is the issue uncomfortable for those affected, because they do not want to show themselves openly?
Of course, it is a personal right, but by not standing up for one’s own interests, one also denies other affected people the opportunities.
It takes brave and confident people, who stand up for their rights despite their disabilities. People who say, “I accept the help, and then I can do it just as well as you, if not better.”

Throughout history, marginalized groups were often not given as much attention in the creation of laws and regulations, and therefore had a harder time. However, due to their long-term experience with their disabilities, they knew exactly what could help them as compensation. They have become experts in their own affairs. Our current society should embrace this expertise, as it presents a WIN-WIN opportunity. This creates opportunities for people with disabilities in a world without barriers.

The Helmholtz Association is focused on cutting-edge research.
Does cutting-edge research imply perfect people?
Are we all perfect when we look in the mirror in the morning?
No, people with disabilities can also achieve outstanding things. The best example are individuals with Asperger’s syndrome. But people with physical handicaps can also achieve great intellectual accomplishments. One does not exclude the other.
Just think of Stephen Hawking (!).

Participation in expeditions should be made possible so that researchers with disabilities have the same chance to live their passion for research. In many areas of society, people with disabilities demonstrate that they are capable of outstanding achievements if they are given the opportunity and assistance. It is also a matter of perspective whether a disability actually impairs participation. The lack of understanding is the biggest obstacle for those who are not affected. This is where openness and knowledge must come together – and so must willingness.

Although it is ingrained in our minds that a healthy body equals a healthy mind. In Germany, this is associated with our recent history. We need to free ourselves from this belief because it is a fallacy. Another unconscious bias is that people with disabilities are more likely to be absent due to their handicap. The question is, how many non-disabled people also experience similar or longer periods of absence? We must understand that all people are different (diverse): that is so simple, yet so difficult to grasp. Former German President Richard von Weizsäcker stated this in 1993, and now, 30 years later, the statement is still entirely relevant.

Here’s a short fable to conclude:
The monkey climbs up the tree. The snake from below says, “I can do that, too!” The monkey responds, “How? You don’t have arms, legs, or even hands!”The end of the story and the connection to the topic of this text is obvious. While the snake may not need any tools to climb the tree, it has other abilities to help it achieve the same goal. The monkey’s perspective was limited to its own abilities.

One thought on “DIVERSITY MONAT MAI

  1. Thanks for all your efforts that you have put in this. very interesting information.

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