8.3.2023 Internationaler Frauentag/ International Women’s Day

von Catharina Jäcke

***English version below***

Vor über 100 Jahren wurde am 8. März der internationale Frauentag zum ersten Mal zelebriert. Teilweise wird der Tag auch feministischer Kampftag genannt, da Feminismus nicht nur für Frauen ist, sondern für alle in der Gesellschaft benachteiligten Geschlechter.

In diesem Beitrag wird die Relevanz des 8. März erklärt, ob es auch einen Männertag gibt und warum alle vom Feminismus profitieren.

Warum ist der 8. März als internationaler Frauentag wichtig? 

International gesehen gibt es leider noch keine Gleichberechtigung und ein Diskriminierungsfreies Leben für Frauen*. Gewalt oder die Angst vor Gewalterfahrungen gehören für viele Frauen* weltweit zum Alltag. Durch die Corona Pandemie wurde zusätzlich noch ein Anstieg häuslicher Gewalt festgestellt. Auch in Deutschland, wo wir rechtliche Gleichstellung haben, gibt es strukturelle Ungerechtigkeit. Durch weniger Gehalt im Arbeitsleben, aufgrund von schlechterer Bezahlung oder geringeren Aufstiegschancen bei gleichem Bildungsstand und Leistung, sind in Deutschland ein Drittel aller Frauen nach einem Vollzeit Arbeitsleben in der Rente armutsgefährdet und haben monatlich weniger als 1000€  zur Verfügung. Mit weniger Gehalt oder Sozialleistungen können sich viele Frauen schlechter Verhütungsmittel oder auch Menstruationsprodukte leisten. Darüber hinaus sind Frauen* in systemrelevanten Berufen überrepräsentiert, in den Entscheidungspositionen, auch in der Wissenschaft, sind sie dagegen unterrepräsentiert. Die Umstände, in denen Frauen* leben, lassen sich nicht vergleichen oder gegen etwas anderes aufwiegen. Es sind reale Probleme. 
Der 8. März ist dafür da mittels eines Thementages die Aufmerksamkeit weltweit auf die verletzten Frauen*- und Menschenrechte zu lenken. Damit ist es jedoch leider nicht getan. Auch am 9. März, am 10. März, wie auch im restlichen Jahr, ist diese Thematik wichtig.
Für Frauen*rechte einzustehen bedeutet für Menschenrechte zu stehen. Es kann und darf nicht nur die Aufgabe von Frauen* sein dafür einzustehen. 


Warum gibt es nur den Frauentag und nicht den Männertag?  

Es gibt tatsächlich auch einen internationalen Männertag, dieser ist jährlich am 19. November. Dieser Tag wurde 1999 ins Leben gerufen und wird international von 16 Ländern jährlich begangen.

Dieser Tag soll zum Beispiel auf die Benachteiligung von Jungen und Männern in der Bildung und im Familienrecht aufmerksam machen. Er ist nicht zu verwechseln mit dem Weltmännertag, ein Aktionstag mit Fokus auf die Männergesundheit. Von dem Sichtbarmachen des internationalen Frauentags nach dem vermeintlichen Äquivalent zu fragen, relativiert die Umstände, die angesprochen werden und setzt die Tage künstlich in eine Konkurrenz. Außerdem geht es bei solchen Thementagen nicht darum, das Leid oder die Situationen von Menschen zu vergleichen und sie gegeneinander aufzuwiegen. Aktionstage sind dafür da auf ein Thema hinzuweisen, Gedanken anzustoßen und Menschen dazu zu motivieren, das Thema im Alltag zu berücksichtigen oder sich dafür einzusetzen. 


Warum profitieren auch Männer von Feminismus?

Erst einmal vorweg, es gibt viele Definitionen und Verständnisse von Feminismus, daher gibt es nicht den einen Feminismus. Bei Intersektionalem Feminismus geht es darum Diskriminierungen nicht eindimensional zu betrachten, dass bedeutet die Anerkennung, dass Menschen von mehreren Formen der Diskriminierung betroffen sein können. Auch geht es bei Intersektionalem Feminismus nicht darum, die Diskriminierungen gegeneinander aufzuwiegen, sondern gesammelt gegen diese vorzugehen. 
Beispiele dafür, dass Personen häufig nicht nur von einem Merkmal allein diskriminiert werden:

  • Eine schwarze Frau ist in ihrem Leben gleichzeitig von Sexismus (Diskriminierung auf der Basis des Geschlechts) und Rassismus (Diskriminierungen aufgrund der ethnischen Herkunft) betroffen.
  • Ein homosexueller weißer Mann, der im Rollstuhl sitzt, ist gleichzeitig von Homophobie (Aggressivität oder Abneigung gegen Menschen, die homosexuell sind) und Ableismus (Diskriminierung wegen körperlicher oder psychischer Beeinträchtigung) betroffen.

Ausschließlich weniger Sexismus ist nicht das Ziel von Intersektionalem Feminismus. Er bedeutet hingegen gemeinsamer Einsatz für alle Personen, die in unserer Gesellschaft diskriminiert werden. Intersektionaler Feminismus verfolgt das Ziel einer gerechteren Gesellschaft für alle Geschlechter. Auch ist das Ziel von intersektionalem Feminismus Geschlechterrollen und die dazugehörigen Erwartungen zu durchbrechen. Diesen Erwartungen sind auch Männer ausgesetzt, z.B. dass sie erfolgreich sein sollen und Emotionen eher zurückhalten. Jeder Mensch ist individuell und daher auch seine Lebensplanung und der Umgang mit Gefühlen. Mit dem Durchbrechen von Geschlechterrollen können sich auch Männer freier in unserer Gesellschaft entfalten. 

Weitere Informationen:

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/altersarmut-frauen-101.html
https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/505909/8-maerz-weltfrauentag/
https://www.frauennotruf-trier.de/feministische-stroemungen-gibt-es-den-einen-feminismus/

***English version ***

More than 100 years ago, International Women’s Day was celebrated for the first time on March 8th. Sometimes the day is also called “feminist day of action” , because feminism is not only for women, but for all genders disadvantaged in society. 
This entry explains the relevance of March 8, whether there is also a Men’s Day, and why everyone benefits from feminism.


Why is March 8 important as International Women’s Day? 

Internationally, there is unfortunately still no equality and a discrimination-free life for women*. Violence or the fear of experiencing violence are part of everyday life for many women* worldwide. The Corona pandemic has also led to an increase in domestic violence. Even in Germany, where we have legal equality, there is structural injustice. Due to less salary in the working life, because of lower payment or lower chances of promotion with the same level of education and performance, one third of all women in Germany are at risk of poverty in retirement after a full-time working life and have less than 1000€ monthly at their disposal. With less salary or social benefits, many women are less able to afford contraceptives or even menstrual products. Furthermore, women* are overrepresented in system-relevant professions, but underrepresented in decision-making positions, including in academia. The circumstances in which women* live cannot be compared or set against anything else. They are real problems. 
The 8th of March exists to draw attention worldwide to the violated women* and human rights. Unfortunately, this is not enough. Also on March 9, or March 10 or in the rest of the year, this topic is important.
Standing up for women’s rights means standing up for human rights. It cannot and must not only be the task of women* to stand up for it. 


Why is there only Women’s Day and not Men’s Day? 

There is actually also an international men’s day on November 19. This day was created in 1999 and is celebrated internationally by 16 countries every year. On this day, for example, attention is to be drawn to the discrimination of boys and men in education and in family law. This day is not to be confused with World Men’s Day, a day of action focusing on men’s health. Asking for a equivalent to the International Women’s Day puts the days in a competition and weakens the issues ardressed.Moreover, such theme days are not about comparing people’s suffering or situations and weighing them against each other. Action days exist to draw the attention on a topic, to trigger thoughts and to motivate people to consider the topic in their everyday life or to stand up for it. 


Why do men also benefit from feminism?

First of all, there are many definitions and understandings of feminism, so there is not one feminism. Intersectional feminism is about not looking at discrimination one-dimensionally. It means to recognize that people can be affected by multiple forms of discrimination. Also, intersectional feminism is not about balancing discrimination against each other, but about taking collective action against it. 
Here are examples, that people are often not discriminated against by one characteristic alone:

  • A black woman faces both: sexism (discrimination based on gender) and racism (discrimination based on ethnicity) in her life.
  • A homosexual white man who is in a wheelchair is simultaneously affected by homophobia (aggression or dislike of people who are homosexual) and Ableism (discrimination based on physical or mental impairment).

It is not the goal of intersectional feminism just to have less sexism. Rather, it means joint commitment to all people who are discriminated in our society.Intersectional feminism pursues the goal of a more just society for all genders.
This includes the goal of intersectional feminism to break gender roles and the expectations that go with them. Men are also exposed to these expectations, e.g. that they should be successful and rather hold back emotions. Every man is an individual and therefore also his life plans and the way he deals with emotions. By breaking through gender roles, men can also develop more freely in our society.

For further information:

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/altersarmut-frauen-101.html
https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/505909/8-maerz-weltfrauentag/
https://www.frauennotruf-trier.de/feministische-stroemungen-gibt-es-den-einen-feminismus/