Von Feinmechanik bis Großgerät

Hier geht's zum Technik und Logistik Zentrum des GEOMAR. (Foto: G. Seidel, GEOMAR) Hier geht’s zum Technik und Logistik Zentrum des GEOMAR. (Foto: G. Seidel, GEOMAR)

Egal ob es um kleine oder große Geräte, Tagesfahrten oder Expeditionen, Vorbereitung oder Lagerung geht – ohne das Technik- und Logistikzentrum  müssten sich die Wissenschaftler(innen) mit theoretischen Mitteln begnügen und das ist in der Grundlagenforschung schlichtweg nicht möglich. Wie der Name schon sagt, werden hier sämtliche technische und logistische Fragen gelöst und alles geplant, gebaut und umgesetzt, was mit der Technik zu tun hat. Ich habe mir das Zentrum, das kurz TLZ genannt wird, einmal angesehen und viele spannende Dinge von Ralf Schwarz erfahren. Seit 2010 ist er der technische Leiter im TLZ.

Das Technik- und Logistik-Zentrum am Ostufer-Standort in der Wischhofstraße (Foto: GEOMAR)

Das Technik- und Logistik-Zentrum am Ostufer-Standort in der Wischhofstraße (Foto: GEOMAR)

TLZ – Was wird dort gemacht?

In einem Satz könnte man sagen:

Technik
Im TLZ werden Trägersysteme für Sensorik, Feinmechaniken und Großgeräte,   Prototypen und Versuchsaufbauten für die Labor- und Tiefseeanwendung entwickelt, gewartet und repariert…

& Logistik
… und Expeditionen vor- und nachbereitet.

Los geht’s mit dem Rundgang in den Werkstätten des TLZ

„Wissenschaftler kommen mit ihren Ideen und Vorstellungen von neuen oder umzubauenden Geräten hier her. Wir versuchen das dann unter Einhaltung der physikalischen Grundgesetze umzusetzen. Dabei verwenden wir meist die neuesten und besten Materialien – schließlich wollen wir, dass die Geräte auch längere Einsätze unter erschwerten Bedingungen überstehen“, erklärt Ralf das Vorgehen. Die fertigen Instrumente werden dann zunächst in Testanlagen geprüft. Der erste „Freiwasser“-Test findet, wenn möglich, in der heimatlichen Ostsee statt, damit auf hoher See dann alles problemlos abläuft.

Was gebaut werden soll, muss selbstverständlich erstmal geplant werden. Die sogenannte Technische Vorbereitung findet deshalb hier statt.


Hinter der Tür, direkt nebenan, gibt es einige Werkstätten. Hier findet man alle möglichen Geräte, von konventionellen Fräs- und Drehmaschinen bis hin zu einer computergesteuerten 4-Achsen-Fräsmachine ist alles vorhanden. Auch eine Schreinerei, Schweißerei und Schleiferei findet man hier. Oft ist Handarbeit gefragt – also nichts mit großer Produktion am Fließband. Denn für die Expeditionen der GEOMAR-Wissenschaftler(innen) muss man viele gerade auch kleine Geräte mal schnell anpassen und individuell einrichten können. Der Forschungskutter LITTORINA zum Beispiel brauchte vor kurzem eine neue Scheuerleiste aus Hartholz zwischen Gangway und Pier. Auch solche, nicht unbedingt wissenschaftliche Arbeiten, werden hier im TLZ erledigt.

Station 2: Die  Montagehalle

In der Montagehallo lagern viele Geräte, die gerade nicht im Einsatz sind: ROV KIEL 6000 (hinten links) und mehrere Kranzwasserschöpfer (mittig) zum Beispiel. (Foto: Werner Pluta)

In der Montagehalle lagern viele Geräte, die gerade nicht im Einsatz sind: ROV KIEL 6000 (hinten links) und mehrere Kranzwasserschöpfer (mittig) zum Beispiel. (Foto: Werner Pluta)

In der Montagehalle des Gebäudes 14 lagern viele Großgeräte, die zum GEOMAR gehören (ein Beitrag zu den Großgeräten folgt in den nächsten Tagen). Diese werden hier gelagert, instand gehalten und bei Bedarf optimiert.
Wenn man hereinkommt befinden sich auf der linken Seite zunächst drei Drucktanks hintereinander. Ralf erklärt: „Mit dem ersten dieser Tanks können wir eine so extreme Wassertiefe simulieren, wie es sie auf unserem Planeten nicht gibt.“ Das heißt dann mehr als 10.994 Meter, genauer gesagt sogar  13.270 Meter. Unter extremen Bedingungen, vorwiegend bis 6000 Meter werden verschiedene Geräte im Hinblick auf ihre  Dichtheit geprüft. Vor der Fertigung rechnen die Mitarbeiter bereits aus, ob die Gehäuse dem Druck rein rechnerisch überhaupt standhalten, oder ob sie implodieren würden.

Raum für Innovationen

Der ROMP - ein Sensorenträger für die Ozeanforschung, der vom TLZ-Tüftler Thomas Brandt entwickelt wurde. (Foto: C. Kersten, GEOMAR)

Der ROMP – ein Sensorenträger für die Ozeanforschung, der vom TLZ-Tüftler Thomas Brandt entwickelt wurde. (Foto: C. Kersten, GEOMAR)

Doch nicht nur die Wissenschaftler kommen mit neuen Ideen ins TLZ, auch die Mitarbeiter hier entwickeln neue Geräte. So zum Beispiel Thomas Brandt, den ich im Gebäude nebenan besuche: Sein Prototyp ROMP, ein Sensorenträger für Ozeanforschung  für 200 bis 500 Meter Wassertiefe, hat ihm beim Ideenwettbewerb Schleswig-Holstein den zweiten Platz gesichert. „Die Idee dahinter ist relativ einfach“, erläutert Thomas. „Es gibt zwar zahlreiche Entwicklungen auf dem internationalen Markt, jedoch kein Gerät, das auf die vielfältigen Anforderungen, speziell in der Wissenschaft, eingeht.
Ein handlicher kleiner kabelferngelenkter Sensorträger, der individuell und modular mit den unterschiedlichsten Messgeräten bestückt werden kann.“ Diese Module können Navigationsgeräte, Greifarme, Kameras,  Side Scan Sonare, Messgeräte für Druck, Temperatur, Salinität und vieles andere sein. „Aus diesem Grund wollte ich ein kompaktes System bauen, das viele Halterungen und Vorrichtungen für die eigentlichen Instrumente hat und selbst, das heißt für die Batterien, Kabel etc., nicht viel Raum braucht.“ Das ROMP bleibt klein: „Es ist so konzipiert, dass es per Luftfracht transportiert werden kann“, so Thomas. Vor drei Jahren hat er mit der Planung des Projektes angefangen, gut drei Monate an dem eigentlichen Modell gearbeitet und ständig findet er etwas Neues zum Verbessern oder Bearbeiten – ganz der Tüftler eben.

Vom Büro der Techniker und Elektroniker aus geht es wieder nach draußen. Es gibt noch ein paar mehr Orte aufzusuchen… das gibt’s in der nächsten Folge TLZ!

Beste Grüße aus der Wischhofstraße,
Gesa Seidel

– Überblick: Hinter den Kulissen des GEOMAR