Ein Messgerät auf den Spuren der „Fram“

Die „Fram“, das war war doch Nansens Schiff, das er vor der östlichen sibirischen Küste im Packeis hat einfrieren lassen. Und das dann mit dem Eis von Sibirien bis Spitzbergen driftete und so die Nordpolardrift belegte. Aber was könnte ein Messgerät dazu bewegen, auf den Spuren der „Fram“ zu wandeln?

Vor kurzem klingelt im Büro von Arktisforscher Jens Hölemann das Telefon. Es meldet sich die Coastguard aus Schottland. An einem Strand an der Westküste der äußeren Hebriden ist ein Gerät angeschwemmt worden, das Jens Hölemanns Arbeitsgruppe vor einigen Jahren gekauft hatte. Anhand der Seriennummer konnte der Hersteller das feststellen. Und anhand eben dieser Seriennummer kann Jens nachvollziehen, um welches Gerät es sich handelt. Es ist eine sogenannte ADCP, ein Gerät, das die Strömungsgeschwindigkeit und -richtung in der Wassersäule misst.

Schottische Coast Guard mit unserer ADCP

Schottische Coast Guard mit der ADCP

Diese ADCP ist im Jahr 2008 von Jens Hölemann und seinen Kollegen während einer Expedition in der östlichen Laptewsee als Teil eines Meeresobservatoriums ausgesetzt worden, um für ein Jahr Daten zu sammeln. Am 13. September 2009 erreichten die Forscher diesen Standort erneut, um die Messgeräte zu bergen. Aber obwohl der Auslösemechanismus für die Verankerung betätigt wurde, kamen die Geräte nicht an die Meeresoberfläche. Dass dies dann doch noch klappte, bekamen die Forscher nicht mehr mit, da sie aufgrund des engen Zeitplans bereits ihre Arbeiten an anderer Position weiterführen mussten. Am 14. September erreichte die ADCP die Wasseroberfläche und begann ihre lange Reise. Als sich wie in jedem Jahr Packeis bildete, wurde sie wie die „Fram“ zuvor schon darin eingefroren. Viereinhalb Jahre brauchte sie, um zunächst mit der Nordpolardrift nach Grönland zu treiben, wo das Eis schmolz. Weiter ging es mit der Meeresströmung Richtung Nordamerika. Hier gelangte das Gerät in den Golfstrom, der es zurück nach Europa und an die schottische Küste brachte. Die Nachbarin der Coastguard-Mitarbeiterin Liz Allen fand es schließlich zwischen anderem Strandgut.

Besser spät als nie, denkt Jens Hölemann mehr als zufrieden, als er nun viereinhalb Jahre später als geplant die Daten aus dem Gerät ausliest. Die ADCP hat ganze Arbeit geleistet. Alle Messungen sind zuverlässig gespeichert. Und tatsächlich ist das Gerät noch immer funktionstüchtig. Während der nächsten Expedition im Sommer 2014 wird es wieder vor Sibiriens Küste zum Einsatz kommen – und diesmal hoffentlich nicht so abenteuerlustig sein!

Drift Mooring 4

Reiseweg der ADCP