FS Sonne, 26. Dezember 2014, 10° 4.65′ N 31° 25.16′ W

Stechrohre werden im Träger zur Analyse gebracht / Carrying the core rack ©Thomas Walter Stechrohre werden im Träger zur Analyse gebracht / Carrying the core rack ©Thomas Walter

Decksarbeit am  26.12.2014: Im Mittelpunkt der Multicorer

Als der 26.12.14 mit unserer derzeitigen UTC-2 Zeitzone anbrach, ließen wir den Multicorer zu Wasser; der erste von drei geplanten Einsätzen für unsere zweite Station A2. Meiner Meinung nach war dies ein ziemlich guter Start, da ich und andere Mitglieder des Multicorer-Teams die vorherigen zwei Tage nicht allzu viel zu tun hatten. Unser Schiff befand sich während dieser Zeit auf Transit. Jeder von uns konnte Heiligabend genießen und genug Energie für die nächste Station tanken.
Der Multicorer, oder MUC (wie wir ihn normalerweise an Bord der Sonne nennen), ist ein leistungsstarkes Gerät, um weiches marines Sediment zu untersuchen. Es besteht aus einem widerstandsfähigem, hexagonalem Metallrahmen, in dem sich zwölf Halter für die Sedimentkerne befinden. Weiterhin ist der MUC auch mit einem Deckelschließmechanismus und Gewichten, die sich auf der Mittelachse befinden, ausgestattet. Dies ermöglicht ein Schließen der Deckel am Grund. Transparente Acrylkernröhren sind vertikal in den jeweiligen Halterungen angebracht und mit einem speziellen Schließmechanismus gesichert. Wenn der Multicorer den Tiefseeboden erreicht hat, werden die Kerne mit Hilfe der Gewichte in den Boden gerammt und der Schnappdeckelschließmechanismus wird ausgelöst. Dadurch werden beide Enden der Kerne geschlossen und ein Herausfallen des Sediments verhindert.
Bei diesen Tiefen von 5700m dauert es eine Weile (mehr als 1,5 Stunden), bis das Gerät den Grund erreicht hat. Mit Hilfe von zwei Besatzungsmitgliedern war der erste MUC um ungefähr 5 Uhr morgens zurück an Deck. Unser MUC- Dreamteam fing sofort an, die Kerne zu entnehmen. Ohne Euch die Entnahme der Kerne genauer zu erläutern: Das Wichtigste ist es, die Kerne schnellstmöglich mit Gummistopfen zu verschließen. Anschließend werden sie vorsichtig in besondere dafür vorgesehene Ständer gestellt. In jeden Ständer passen sechs Kerne. Ich würde sagen, dass an diesem Morgen alles gut verlief mit der einzigen Ausnahme, dass ich den einen Kern nicht schnell genug schloss und dadurch die eine Probe verloren ging. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister. Während einige das Gerät für den nächsten Einsatz bereit machten trugen die anderen die Kerne ins Nasslabor und teilten sie unter den Wissenschaftlern auf. Christopher Schmidt vom Geomar bekam drei Kerne und nach einiger Zeit konnte man ihn in Buddha Pose, meditierend, im Labor sitzen sehen. Er wartete gespannt auf das Porenwasser, das er vorsichtig aus dem Kern entnahm. Mein Kollege Franck Lejzerowicz und ich haben zwei Kerne für die Analyse von Tiefseeforaminiferen in der obersten Sedimentschicht aufgearbeitet. Unsere Verbündeten, das Team geleitet von Hartmut Arndt, bekam zwei Kerne für die Untersuchung von noch kleineren Protisten (=Einzeller). Die Suche nach marinen Flagellaten (=Geißeltierchen) ist nicht immer einfach und eine Herausforderung. Der Rest wurde zwischen Christina Schmidt und Lidia Lins aufgeteilt, die ihre Kerne an Deck mit Hilfe von Valeska Borges und Niko Elsner aufarbeiteten. Ihre Arbeit besteht darin, das Sediment aus den Kernen zu schneiden und zu fixieren.
Das gleiche Procedere führten wir noch zweimal durch und zwischendurch war ich damit beschäftigt meine eigenen Sedimentproben durchzusieben. Ich versuchte die Foraminiferen von  der grobkörnigen Fraktion zu picken, da dieses frische Material am wertvollsten ist. Ich hoffe, dass einer unserer Posts den Lesern näher bringen wird, wie diese Kreaturen aussehen. Aber lassen wir diesen interessanten Teil für einen zukünftigen Bericht übrig. Der letzte MUC kam um ein Uhr mittags an Deck, was bedeutet, dass es auch dementsprechend heiß war auf dem Arbeitsdeck, nicht überraschend für diese Breitengerade. Glücklicherweise ist diese Probenahme eine sehr schlammige Arbeit, was sich auch an Deck bemerkbar macht. Wir mussten unseren Arbeitsbereich mit fließendem Wasser sorgfältig spülen. Aber das tropische Klima veranlasste zu etwas Anderem: wer würde sich schon beherrschen, wenn er die Chance hat auf seinen Nachbarn mit einem Strahl Meerwasser zu zielen? Das Resultat: Ich war komplett nass, aber diejenigen, die mit mir auf Deck standen, sahen nach diesem intensiven Kampf nicht besser aus.

Ivan Voltski

P.S.: Vielen Dank an Alexandra Jeuck und Ann Zinkann, die mir beim Fotografieren des MUC-Teams geholfen haben

 


[English]

Deck work 26/12/2014: focus on the multicorer

When the new day 26/12/2014 came to our current UTC -2 time zone, we deployed the multicorer, the first one in the series of three deployments planned for the station A2. To my mind, it was quite a good start, because for the two previous days me and other members of the multicorer team had little work to do, as our vessel was on transit between the stations. As we were enjoying this nice Christmas time, everybody gained sufficient amounts of energy for the next station.
Multicorer, or MUC (that’s how we normally call it here onboard RV Sonne) is a powerful gear for sampling soft marine sediments. It consists of a strong hexagonal metal frame, inside which twelve core tube holders, a lid closing mechanism and weights are secured on a central shaft. Transparent acrylic core tubes are installed vertically inside every holder and secured with a special locking mechanism. Once the multicorer reaches the bottom, the core tubes are pushed into the sediment by weights and the spring-loaded lid closing mechanism is triggered, ensuring closure of every core tube from both ends, thus preventing the sediment core from falling away.
At these depths of more than 5700 m, it takes long time, more than 1.5 hours for the gear to reach the bottom. So approximately at 5am the MUC was back on deck, with the help of the two crewmen. Our dream team immediately started extracting the core tubes. Without going very much into the detail of the core extraction procedure, the essential thing here is to close the cores tightly with the rubber caps, and carefully transfer them into special racks, each meant for six cores. I would say that on that morning it was done quite seamlessly, with the only exception being my own fault: indeed, I did not manage to pull the pin of the locking mechanism of one of the core tubes. Well, more training will solve this problem! While a few of us were cleaning the MUC and deploying it again, the cores were transferred to the wet lab and distributed. Christopher Schmidt from Geomar took three and after some time one could see him sitting on the floor in his lab in Buddha posture, meditating, extracting porewater from small pinholes in the core tube wall. Me and my colleague Franck Lejzerowicz took a couple for the analysis of the deep-sea Foraminifera in the surface sediment layer, whereas our allied “small protists” team led by Dr. Hartmut Arndt took the other two cores for their very challenging search of marine flagellates. The rest was shared between Christina Schmidt and Lidia Lins, who processed their cores on deck with the help of Valeska Borges and Niko Elsner. Their work involved slicing and fixing the total sediment from the cores.
The same procedure repeated two times, and in between I was sieving my own sediment samples, trying to pick out some foraminifera from the coarse fraction, as this fresh material is the most valuable. I hope, that one of our posts will bring readers into a closer context of what these creatures look like, but let’s reserve it for the future. The last MUC was recovered at around 1 pm, and it means that it was quite hot outside on the deck, not surprisingly for these latitudes. Fortunately, the core processing is invariably a very muddy business, it leaves a lot of mud on the deck. We needed to thoroughly flush our working area with running water, but the tropical climate was prompting something else: who would restrain oneself from shooting at his own neighbours with a jet of salty water? I ended up completely wet, but of course those who were standing against me in this intense fighting were in no better shape 🙂

Ivan Voltski

P.S.: Special thanks to Alexandra Jeuck and Ann Zinkann for helping me photographing people of the MUC team.

Department of Genetics and Evolution
University of Geneva
Sciences III
30, Quai Ernest Ansermet
CH-1211 Geneva 4

E-mail: allogromia@gmail.com, ivan.kuznetcov@unige.ch
Web: http://genev.unige.ch/en/users/Ivan-Voltski

Der Multicorer kommt zurück an Deck 1 / Multicorer arrives on deck 1 ©Ivan Voltski

Der Multicorer kommt zurück an Deck 1 / Multicorer arrives on deck 1 ©Ivan Voltski

Der Multicorer kommt zurück an Deck 2 / Multicorer arrives on deck 2. ©Ivan Voltski

Der Multicorer kommt zurück an Deck 2 / Multicorer arrives on deck 2. ©Ivan Voltski

 

Der Multicorer wird an Deck gesichert / Multicorer is secure. ©Ivan Voltski

Der Multicorer wird an Deck gesichert / Multicorer is secure. ©Ivan Voltski

Ausbau der Stechrohre / Detachment of the core tubes. ©Ivan Voltski

Ausbau der Stechrohre / Detachment of the core tubes. ©Ivan Voltski

 

Protozoologen und ihr Sedimentkern / Protistologists and their sediment core. ©Ivan Voltski

Protozoologen und ihr Sedimentkern / Protistologists and their sediment core. ©Ivan Voltski

 

Aufsetzen des Stechrohrs auf die Ausstoßhilfe / installing the core on the core extruder. ©Ivan Voltski

Aufsetzen des Stechrohrs auf die Ausstoßhilfe / installing the core on the core extruder. ©Ivan Voltski

 

 

 

Tiefseeschlamm/ Deep-sea mud. ©Ivan Voltski

Tiefseeschlamm/ Deep-sea mud. ©Ivan Voltski

Christopher mit einer Kernprobe / Christopher and his core. ©Ivan Voltski

Christopher mit einer Kernprobe / Christopher and his core. ©Ivan Voltski

2 thoughts on “FS Sonne, 26. Dezember 2014, 10° 4.65′ N 31° 25.16′ W

  1. Hallo Sonne-Team,
    schaue gerade seit langer Pause (…Asche auf mein Haupt) mal wieder in die Oceanblogs und freue mich, von der SONNE zu lesen.
    Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für die Reise, und einen guten Rutsch nach 2015.

    Beste Grüße aus dem tiefsten Binnenland
    Sebastian

  2. Hallo,a very happy New Year to you all and a successful cruise.
    Nun freue ich mich auf die gut dokumentierten Postkarten von der Ausfahrt,die Wochenberichte und den Kursplot mit den Stationen.Viel Erfolg und besonders herzliche Grüße an Frau Prof.Brandt und Herrn Prof.Devey.

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