FS Sonne, 24. Dezember 2014, 10° 32.6′ N 25° 28.69′ W

Weihnachtliche Dekoration in der Messe / Christmas decoration in the mess room ©Nikolaus Elsner Weihnachtliche Dekoration in der Messe / Christmas decoration in the mess room ©Nikolaus Elsner

Heute ist Heiligabend, der 24. Dezember, mittlerweile sind wir zehn Tage an Bord des FS Sonne. Die Tage vergehen unglaublich schnell; dies mag an der täglichen Routine der Essenszeiten oder aber auch an den neuen Eindrücken liegen, die ich zurzeit bekomme. Für mich ist es die erste Expedition und am Anfang war alles neu für mich. Aber schon nach den ersten zwei bis drei Tagen fühlte ich mich wie „zu Hause“.

Auch heute klingelt der Wecker wieder um 06:00 Uhr. Wie jeden Morgen heißt es für mich langsam wach werden und sich für den Tag rüsten. Am besten geht dies mit dem reichhaltigen Frühstücksbuffet, welches jeden Morgen für uns alle aufgebaut wird. Im Anschluss trifft sich eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern zum allmorgendlichen Yoga. Gestärkt und entspannt durch die Bewegung an der frischen Seeluft mit Meeresrauschen und einem ganz leichten Schaukeln des Schiffes, geht es weiter mit Arbeit im Sortierlabor. Dort sitzen immer ein paar Wissenschaftler und durchsuchen das Tiefseesediment nach Kleinstlebewesen, welches schlammig, grob- oder feinsandig sein kann. Die gefundenen Tiere werden nach Großgruppen (Taxa) aussortiert, gezählt und in einzelnen kleinen Probengefäßen zur weiteren Bearbeitung aufbewahrt. Da bei der biologischen Probennahme des Epibenthosschlittens (EBS) zwei Einsätze pro Station gefahren werden, fallen bei der Sortierung an Bord eine Vielzahl an Probengefäßen an. Und damit beginnt meine Hauptaufgabe an Bord des Schiffes:

Jedes einzelnes Probengefäß wird von mir in eine vom Deutschen Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung eigens dafür angelegte Datenbank eingetragen. In diese Datenbank werden verschiedene Informationen zu dem Beprobungsgebiet, den geografischen Koordinaten, der Meerestiefe sowie weitere Schiffsdaten (Seillänge, Windengeschwindigkeit, Schiffsgeschwindigkeit) eingegeben. Zusätzlich werden Daten zu jeder einzelnen Probe aufgenommen: Größe des Kautex-Gefäßes (Kunststoffbehälter), Art der Fixierung, Ort der Lagerung usw.
Damit lässt sich jede genommene und sortierte Probe zurückverfolgen. Zudem erhält man einen sehr präzisen Überblick, welche und wie viele Individuen sich in der jeweiligen Probe befinden. Schon nach der ersten Station habe ich etwa 80 Kautex-Einträge, wobei etwa 70 von einem weiteren Gerät (dem Multicorer) stammen, sowie 90 Probengefäße aus dem EBS mit sortierten Großgruppen (Taxa) eingegeben. Voraussichtlich werden noch elf weitere Stationen beprobt. Ich bin schon sehr auf die vielen weiteren Einträgen gespannt.

Unsere alltägliche Routine wurde heute am Heiligenabend durchbrochen. Schon am Mittag war eine leicht aufgeregte Stimmung wahrnehmbar. Am Nachmittag haben sich alle Wissenschaftler in der Messe zum weihnachtlichen Kaffee und Kuchen versammelt. Dort wurden wir vom Weihnachtsmann großzügig beschenkt. Jeder Teilnehmer erhielt  eine große Tüte mit weihnachtlichen Leckereien und sowie einem Expeditions-T-Shirt. Nachdem traditionellen Abendessen mit Würstchen und Kartoffelsalat ging es zum Schrottwichteln in den Hangar. Alle Geschenke wurden verteilt, ausgepackt und bestaunt.
Auch wenn ich heute nicht im Kreise meiner Familie bin, so habe ich doch mit allen hier an Bord einen sehr schönen Heiligenabend verbracht, den ich niemals in meinem Leben vergessen werde.

Viele Grüße an die Daheimgebliebenen
Tanja

Tanja Springer
Centrum für Naturkunde, Zoologisches Museum Hamburg

 


[English]

Today is Christmas Eve, the 24th of December, we are now ten days on board the RV Sonne. The days are passing by unbelievably fast; the reason for this may be the daily routine concerning the fixed times for the meals or the many new impressions I am getting at the moment. For me, it is the first expedition and at the beginning, everything was new to me. But already after the first two to three days I am feeling „at home“.

Today, the alarm clock is ringing at 6 a.m. again. Like every morning, this means slowly waking up for me and preparing for the day. The best way to do so is starting with the rich breakfast buffet which is being set up for us every morning. After breakfast, a small group of scientists meet for yoga every day. Strengthened and relaxed by the exercise while being surrounded by the sea air, sounds of the ocean waves and standing on the gently rocking ship, we go to work in the sorting lab. There, always several scientists are sitting and looking for very small animals in the deep-sea sediment which is muddy or consists of coarse or fine sand. The animals which have been found are being sorted at higher group level (taxa), counted and stored in individual small vials for future determination and investigation. Because two epibenthic sledges (EBS) are taken for biological sampling every station, a multitude of vials accumulate as a result of already sorting the samples on board. Now, my main task on board the vessel begins:

Every single vial is being recorded in a database generated by the German Centre for Marine Biodiversity Research for this specific purpose. In this data base, information concerning the sampling area, the geographic coordinates, the ocean depth, and other ship data (wire length, winch speed, ship speed) are entered. Additionally, data concerning every sample are recorded: size of the Kautex vial (special plastic vials), kind of fixation, place of storage and so on.
Thereby, every collected and sorted sample is traceable. In addition, we get a very accurate and precise overview of which and how many individuals are present in every sample. Already after the first station, I entered about 80 Kautex vials, where of 70 were sampled with a different gear (the Multicorer), as well as 90 vials from the EBS samples sorted to higher group level (taxa).  Presumably, we will be sampling eleven more stations. I am excited about the many further entries into the database.

Our daily routine was interrupted today at Christmas Eve. Already at noon, a slightly excited atmosphere was noticeable. In the afternoon, all scientists gathered in the mess room for Christmas coffee and cake. There, we were presented generously by Santa Claus. Every participant was given a big bag of Christmas goodies as well as an expedition t-shirt. After the traditional Christmas dinner with sausages and potato salad, we met in the hangar for “Schrottwichteln” (random gift exchange of small and funny, but and (sometimes) questionably useful things). The presents were distributed, unwrapped and marvelled at.
Even though I am not with my family today, I have spent a very nice Christmas Eve with everybody here on board – one I will never forget in my life.

Many greetings to all at home
Tanja

Tanja Springer
Centre for Natural History, Zoological Museum Hamburg

 

Blick auf die VEMA Datenbank / Screenshot of VEMA database ©Tanja Springer

Blick auf die VEMA Datenbank / Screenshot of VEMA database ©Tanja Springer

Ein Teil der 90 Probengefäßen der ersten Station / Part of 90 vials from the first station. ©Nikolaus Elsner

Ein Teil der 90 Probengefäßen der ersten Station / Part of 90 vials from the first station. ©Nikolaus Elsner

Ich an meinem Arbeitsplatz im Sortierlabor / Me at my working desk in the sorting lab. ©Nikolaus Elsner

Ich an meinem Arbeitsplatz im Sortierlabor / Me at my working desk in the sorting lab. ©Nikolaus Elsner

One thought on “FS Sonne, 24. Dezember 2014, 10° 32.6′ N 25° 28.69′ W

  1. Hallo zusammen,

    wenn auch mit etwas Zeitverzögerung, wünsche ich allen an Bord frohe Weihnachten. Vielen Dank für das Engagement beim Bloggen! Und weiterhin gute, erfolgreiche und sichere Fahrt!

    Jan

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