FS Sonne, 21. Dezember 2014, 10° 38.63′ N 25° 23.56′ W

Epibenthosschlitten auf dem Arbeitsdeck / Epibenthic sledge at deck. ©Marina Malyutina Epibenthosschlitten auf dem Arbeitsdeck / Epibenthic sledge at deck. ©Marina Malyutina

Die ersten EBS Einsätze

Heute sind wir nun schon eine Woche an Bord von FS Sonne. Die Zeit scheint hier noch schneller zu fliegen als im normalen ausgefüllten Leben zu Hause: täglich gibt es zu viele neue Impressionen und die Schiffsroutine mit genauen Zeiten für Mahlzeiten und Sitzungen lässt den Tag sehr schnell vorüber gehen. Während der wenigen Tage des Dampfens bis zur ersten Station hatten wir außerdem täglich Sitzungen mit wissenschaftlichen Vorträgen von beiden Seiten: Biologie und Geologie.

Die erste Station ist immer etwas Besonderes auf jeder Expedition und in jedem neuen Gebiet, besonders wenn es das erste Mal auf einem neuen Schiff ist. Alle in unserem EBS (Epibenthosschlitten) Team warteten aufgeregt auf unseren Einsatz. Wir hatten ein Treffen, in dem wir die Einzelheiten des Einsatzes und die Pflichten eines jeden diskutiert und trainiert haben. Alles war vorbereitet und wartete auf die Arbeit.

Der Epibenthosschlitten ist ein Gerät das mit zwei Netzen (Epi- und Supranetz) kleine Tiere (1 mm bis 1 cm Größe), die sogenannte Macrofauna, sammelt, die auf der Oberfläche des Meeresbodens (Epi) und in der bodennahen Wasserschicht (Supra) leben. Der Schlitten sammelt nicht nur Proben während des Schleppens über den Meeresboden, sondern ist auch unser Auge in der Tiefsee: durch die Kamerasysteme (Foto und Video) und die CTD kann es uns wichtige Informationen über die Umweltbedingungen während der Probennahme geben.
Nils Brenke, unser Kameramann (verantwortlich für die elektronischen Geräte auf dem EBS) war tagelang damit beschäftigt die komplizierten Kamerasysteme vorzubereiten. Alles wurde zusammengebaut und getestet. Der Schlitten stand auf dem Arbeitsdeck wie ein Rennpferd vor dem Start des Derbys.
Daumen gedrückt (!) und am Samstagmorgen ging der erste Schlitten runter zum Meeresboden, um 7 Stunden später wiederzukommen. Angelika Brandt ist den Schlitten “gefahren”. Sie verbrachte die ganze Einsatzzeit auf der Brücke, dabei jeden einzelnen Schritt kontrollierend, vom Aussetzen, zum Landen, Schleppen und Hochziehen; es ist ihre normale Rolle auf jeder Expedition. Nach dem schnellen Versorgen der Netzbecher: Checken, Heraussuchen der lebenden Tiere für Fotos, Fixierung der Probe in vorgekühlten Alkohol im Kühlraum (dies ist die Aufgabe von Saskia Brix, Ann-Christine Zinkann und Ulrike Minzlaff), hatten wir genügend Zeit während des zweiten EBS-Einsatzes einige der gesammelten Tiere zu studieren. Da die meisten Mitglieder unseres EBS Teams an den Asseln (Krebse), einer wichtigen und diversen Gruppe des Macrobenthos, arbeiten, versuchen wir gut erhaltene Tiere zu identifizieren. Torben Riehl fotografierte einige, inklusive zwei Arten der Munnopsiden, eine Familie der Asseln, die ich erforsche, und einiger peracarider Krebse, die die Forschungsobjekte von Inma Frutos sind. Daher konnten wir, sogar bevor wir mit dem Sortieren der Proben anfangen (diese müssen für 48 Stunden im Gefrierraum auf -20 Grad für spätere genetische Untersuchungen gelagert werden), schon die Gesichter einiger Kreaturen sehen und schon einige Gattungen und Arten bestimmen, die wir gesammelt haben.

Der zweite Schlitten kam um 22:30 mit gefüllten Netzen zurück und die Arbeit begann! Die Netzbecher waren schnell fixiert, aber vier große (60 l) Bottiche wurden mit mehreren hundert Kilo Schlamm aus den Netzen über den Netzbechern gefüllt. Wir haben bis 5:00 Uhr morgens gewaschen und gesiebt. Das Schütteln von schweren Sieben und das Bewegen der schweren und großen Bottiche mit Schlamm während der Nacht war ein gutes Training, besser als in ein Fitnesscenter zu gehen. Es war auch ein gutes Training für die jungen Studenten, die das erste Mal an einer Expedition teilnehmen, Simon Bober, Nele Heitland, Theresa Guggolz, Ulrike Minzlaff und für unsere freiwillige Wissenschaftlerin Gudrun Schulze, die offiziell in anderer Funktion an Bord ist. Sie wurden von den erfahrenen “Seebären” Torben Riehl, Enne Schwabe und Katrin Linse angeleitet. Wir alle haben mit Begeisterung gearbeitet und auch als wir müde, nass und dreckig vom Schlamm wurden, hatten wir noch viel Spass an dieser Teamarbeit. Der Schlamm bestand aus Globigerinenschalen (einzellige Tiere aus der Gruppe der Kammerlinge/Foraminiferen) und ganz feinem Ton. Auf den ersten Blick sah es sogar für einen Biologen langweilig aus, aber wir erwarten interessante und neue Tierarten hier zu finden und hoffen auf besondere Überraschungen in den Hauptproben aus den Netzbechern.

[English]

The first EBS deployments

Today we are already one week onboard RV Sonne. Time flies here even faster than during our usual busy life at home: too many new impressions every day and the ship routine with exact times for meals and meetings makes the day go very fast. For the few days of steaming to the first station we had almost every day afternoon meetings with scientific presentations from both sides: biological and geological.

The first station is special in any expedition in any new area, especially when it is the first time on a new ship. All of our EBS (epibenthic sledge) team has been excited waiting for our turn. We had a meeting with discussion and training on all details of the operation’s order and duties of everybody. Everything was prepared and waited for the work. The EBS is a gear for sampling with two nets (epi- and supra-) of small animals

(1 mm to 1 cm size), so called macrofauna, living on the surface of the seafloor sediments (epi) and in a near bottom water layer (supra). The sledge does not only collect samples trawling on the sea floor, but it is our eyes in the deep sea: due the camera systems (stills and video) and CTD it can give us important information about the environment condition during the sampling.

Nils Brenke, our camera man (responsible for the electronic equipment of the EBS), was busy all days preparing the complicate camera systems. Everything was installed, checked, and the sledge was staying on a huge working deck like a tethered horse waiting for a race. Fingers crossed and on Saturday morning the first sledge went down to the seafloor, to be back 7 hours later. Angelika Brandt was “driving” the EBS, being on the bridge all the time of the deployment, controlling each its stage from going down, landing, trawling and going up; it is her usual duty in each expedition. After fast treatments of two net cod end samplers: checking, picking alive animals for photos, fixing the sample by precooling ethanol in a cool room (it was the responsibility of Saskia Brix, Ann-Christine Zinkann and Ulrike Minzlaff) we had enough time during the next EBS deployment to study some of the collected animals. As most members of the EBS team are working with the important and diverse taxon of the macrobenthos, isopod crustaceans, we tried to identify some nice specimens collected in a good condition. Torben Riehl took pictures of some of them, including two species of munnopsids, an isopod family which I study, and some peracarids which are a study object of Inma Frutos. Therefore, even before we started sorting the sample (it has to be stored for 48 hours in a freezer with -20 degrees for the future genetic analyses) we have seen faces of some creatures and already identified some genera and species we have collected.

 

The second sledge returned at 22.30 with full nets and the work started!
The cod end samplers were fixed fast, but four huge (60 l) boxes of mud came from the access samples above the cod end samples (Ueberstand) of both nets (few hundreds kg). We were washing and sieving almost until 5 am in the morning! Shaking heavy sieves and moving heavy, large buckets with mud during the night were good exercises, better than going to gym. It was a training for the young students who the first time takes part in an expedition: Simon Bober, Nele Heitland, Theresa Guggolz and Ulrike Minzlaff and our volunteer scientist Gudrun Schulze, who is officialy on board in a different function. They were trained by the experienced sea wolfs Torben Riehl, Enne Schwabe and Katrin Linse. All of us were working with enthusiasm, and even tired, wet and dirty with mud, we had lots of fun from this team work.

The sediments consisted of globigerina shells (single celled animals from the taxon called Foraminifera) and very fine clay; they looked boring at first sight even for a biologist, but we are expecting to find interesting and new species there and hope for special surprises from the main samples in the cod ends.

 

Marina Malyutina

A.V. Zhirmunsky Institute of Marine Biology FEB RAS, Vladivostok, Russia

 

60 l Bottich mit Schlamm / 60 l box of mud. ©Thomas Walter

60 l Bottich mit Schlamm / 60 l box of mud. ©Thomas Walter

 

Waschen der Probe / Sieving the sample. ©Marina Malyutina

Waschen der Probe / Sieving the sample. ©Marina Malyutina

 

 

Eurycope sp. longiflagrata complex. ©Torben Riehl

Eurycope sp. longiflagrata complex. ©Torben Riehl

 

One thought on “FS Sonne, 21. Dezember 2014, 10° 38.63′ N 25° 23.56′ W

  1. Great story Marina.
    Very informative. I can see everyone’s muscles bulging from the hard work. The Eurycope sp has a very interesting body shape I imagine it is infaunal given it’s body profile.

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