FS Sonne, 16. Dezember 2014

Epibenthosschlitten / epibenthic sledge. ©Thomas Walter Epibenthosschlitten / epibenthic sledge. ©Thomas Walter

Nun hat unsere transatlantische Expedition – mit dem Codenamen SO237 – begonnen. Zeit und Raum vermischen sich zu einer neuen Dimension von bedingungsloser Anstrengung und Schichtarbeit.
Heute haben wir unsere erste große Aufgabe fast abgeschlossen. Die Labore sind fast eingerichtet und viele kleine Fragen, die mit Labor- und Arbeitsplatzeinteilung zu tun haben, wurden geklärt. Die Frage wer sitzt wo und neben wem ist wichtiger als man glaubt, ebenso die Frage was wo festgezurrt wird.
Die optimale Organisation der Labore, ausgerichtet auf die vielfältigen Bedürfnisse der Wissenschaftler, ist der Schlüssel für optimale Teamarbeit, um eine effektive Probenbearbeitung zu ermöglichen.

Nach einem ersten wissenschaftlichen Treffen  und kurzen Einblicken in die Projekte der einzelnen Wissenschaftler zeichnet sich bereits eine enge Dynamik und Zusammenarbeit zwischen Erd- und Lebenswissenschaften ab.
Sprudelnde Ideen und ein allgemeiner Enthusiasmus nährt unsere Neugierde und neutralisiert effizient jegliche Berührungsangst mit den wissenschaftlichen Gebieten der fachfremden Disziplinen. Ich bin zum vierten Mal Teil eines Tiefseebiologie-Teams unter der Leitung von Prof. Dr. Angelika Brandt. Zusammen mit unserem wissenschaftlichen Fahrtleiter, Prof. Dr. Colin Devey, legen sie Richtlinien fest, um die besten Ergebnisse aus den unbekannten Proben zu erlangen. Die Betreuung durch erfahrene Professoren hat eine Leuchtturmfunktion für Studenten! Das stellen naiver Fragen und das Auslösen von Diskussionen führt zu einer Verbesserung unserer wissenschaftlichen Arbeit und zu einem besseren Verständnis natürlicher Phänomene auf der Erde, wie das Erlernen einer neuen Sprache für den Erhalt der geistigen Beweglichkeit.

Trotz der Aufregung durch die vielen wissenschaftlichen Möglichkeiten, die ein schwimmendes Labor wie das Forschungsschiff Sonne bietet, muss ich mich zur Zurückhaltung zwingen. Ich habe entdeckt, dass der Schlaf während der Anfahrt zum ersten Probengebiet wie die Ruhe vor dem Sturm ist – wir müssen nicht nur unsere Ausrüstung, sondern auch uns physisch vorbereiten. Meine Aufgabe an Bord ist es frische Sedimentproben für Biodiversitätsanalysen im großen Massstab einzufrieren, um dann anschließend mit Hilfe von DNA-Sequenzierungen und der Analyse lebender Foraminiferen. Dieses sind einzellige Organismen, die für biogeochemische Prozesse am Meeresboden von großer Bedeutung sind.

Heute haben sich um 15.15 alle Biologen und Colin Devey getroffen, um die endgültige Geräteabfolge bei den Probenstationen festzulegen. Das erste Gerät, welches an den Stationen gefahren wird, wird die CTD sein, welche Tiefenwasserproben nimmt und die Schallleitungseigentschaften im Wasser misst. Das Schiff wird dann mit seinem Fächerecholot den Meeresboden grob kartieren. Auf der Grundlage der Meeresbodentopographie wird dann entschieden wo die Multicorer (MUC) als nächste Geräte eingesetzt werden sollen. Danach wird ein ca. 5 m langer Sedimentkern mittels eines Schwerelotes gezogen, um das Porenwasser des Meeresbodens zu bestimmen. Über die Position des MUCs und des Schwerelotes werden dann zwei Epibenthosschlitten (EBS) über den Meeresboden gezogen, um fragile Makrofauna-Organismen zu erbeuten. Schließlich wird, örtlich leicht versetzt eine Kettendredge eingesetzt, um Steine und Sedimentbrocken zu sammeln, welche entweder gleich aufgebrochen oder für Mikrobiologen, die die Proben an Land analysieren, tiefgefroren werden.

Wir hoffen, dass an Bord auch Santa Claus fleißig sein wird.
Franck Lejzerowicz
Universität Genf
Abteilung für Genetik und Evolution

 


[English]

Our transatlantic expedition – code-named SO237 – started. Time and space mingled into another dimension – that of unconditional effort and shift work. Today, the scientists almost completed their first job of setting up the labs and fixing the little issues related to physical separation and attribution of working spaces. It is more important than it seems to think well about who sits where, what to lash where and which experiments to co-ordinate. Organizing the labs according to the multiple needs is the key for optimized teamwork towards effective sample processing.

After the first scientific meeting and only glimpses into each of the other projects, one could see that a tight dynamic is threading between Earth and Life scientists. Sparkling ideas and general enthusiasm fuels our curiosities and efficiently soothe any intimidation for us to venture out of our research fields into others. For the fourth time, I am part of a deep-sea biologist team led by Prof. Dr. Angelika Brandt. Together with our chief scientist Prof. Dr. Colin Devey, she provides guidelines to draw the best out of the blue – the supervision of experienced professors is the natural student lighthouse! Just as good as learning a new language is for cognitive liveliness, asking naive questions and triggering discussion allow improving our methodologies, and a deeper understanding of Earth’s natural phenomena.

Despite the excitement of the many scientific possibilities offered by a floating laboratory like RV Sonne, I have to force myself to rest. I discovered that the sleeping during transit prior to the first station is like the calm before a storm – we have to be prepared not only with our equipment, but also physically. My job on board is to freeze raw sediment material for large-scale environmental diversity analysis using high-throughput DNA sequencing as well as to harvest living specimens belonging to the Foraminifera – a group of single-cell organisms responsible for important biochemical processes on the deep-sea floor.

Today at 15:15, all biologists and Colin Devey gathered for a final review of the generic station plan. At station, the first sampling gear to be deployed will be the CTD, for profiling the sound velocity and collecting deep seawater. The ship’s built-in multibeam system will then be used to roughly map the seafloor. According to the seafloor topography, we will decide where to drop the multi-corers (MUC). The MUC deployment is followed by the gravity corer to sample a 5-meter sediment column in order to characterize some seafloor properties (pore water). Afterwards, two epibenthic sledge (EBS) hauls will be taken in order to harvest delicate organisms. Finally, a dredge trawl will be deployed to collect large boulders and rock that will be either cut up and prepared for analysis or stored frozen for microbiologists ashore.
Hopefully, Santa Claus will be busy on board.

 

Franck Lejzerowicz
University of Geneva
Department of Genetics and Evolution

 

 

Multicorer / multi-corers (MUC). ©Thomas Walter

Multicorer / multi-corers (MUC). ©Thomas Walter

Labor – bereit zum Auspacken / laboratory - ready to unpack. ©Thomas Walter

Labor – bereit zum Auspacken / laboratory – ready to unpack. ©Thomas Walter

Labor – fast fertig / laboratory - nearly ready. ©Thomas Walter

Labor – fast fertig / laboratory – nearly ready. ©Thomas Walter

Geräteeinsatzbesprechung auf der Brücke / station plannig on Bridge. ©Thomas Walter

Geräteeinsatzbesprechung auf der Brücke / station plannig on Bridge. ©Thomas Walter