MSP, MSY, MfG – Die Meere richtig schützen – aber Wie?

Ringvorlesung zum Thema ‘Schutz des Ozeans’ (Foto: Bendix Hügelmann, Future Ocean)

Maritime Raumplanung und Meeresschutzgebiete als Maßnahme für nachhaltigen Umgang mit marinen Ressourcen? Darüber diskutierten am gestrigen Dienstag den 25.11. fünf Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Naturschutz und Verbandswesen im Hörsaal C des Auditorium Maximum an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Im Rahmen der Ringvorlesung „Ozean im Wandel: Herausforderungen für die Zunkunft“ des Exzellenzclusters „Future Ocean“ sollte der Frage nachgegangen werden, wie sinnvoll die Implementierung so genannter maritimer Schutzbereiche hinsichtlich einer nachhaltigen Bewirtschaftung mariner Ressourcen sein kann.

Erik van Doorn , Doktorand am Walter Schücking Institut für Internationales Recht, führte die fünf Referenten und die ca. 160 Zuhörer durch den Abend und übergab nach einer kurzen Vorstellung der anwesenden Persönlichkeiten das Wort an Herrn Dr. Nico Nolte.

„Raumordnungspläne zeigen Wirkung“

 Als Vertreter des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) eröffnete Dr. Nolte die Diskussion mit einem kurzen Abriss dessen, was seitens des BSH an Regulierungen und Maßnahmen praktisch umgesetzt worden ist und wird. Am Beispiel der Nordsee demonstrierte Nolte die Komplexität, welche – erwachsen aus unterschiedlichen Interessen – der Implementierung von Raumordnungsplänen innen wohne. Dennoch fiel sein abschließendes Fazit positiv aus: „Raumordnungspläne zeigen Wirkung“, so die Schlussfolgerung des BSH-Vertreters.

„Raumordnungspläne ungeeignet“

Dr. Peter Breckling, der als zweiter Redner das Wort ergriff, widersprach den Ausführungen von Dr. Nolte. Als Repräsentant des Deutschen Fischerei-Verbands verwies Breckling auf die Diskrepanz zwischen Schutzsubjekt und Schutzmaßnahme: „Statische Raumordnungspläne sind in dynamischen Lebensraumen wie der Nord- und Ostsee ungeeignet“, so Breckling. Es bedürfe viel mehr eines dynamischen Ansatzes, der dort Schutzmaßnahmen implementiert, wo sie tatsächlich stattfinden.

„DanTysk ein Erfolgsmodell“

Dr. Eva Philipp bereicherte die Runde mit Einblicken aus der Offshore Wind-Energie. Als Alumni von Future Ocean freute sich die promovierte Biologin sichtlich, im Audimax die Fortschritte und Ansätze des Energiekonzerns Vattenfall zu präsentieren, auch wenn eine angedachte Videovorführung trotz tatkräftiger Unterstützung aus dem Plenum an einer technischen Hürde scheiterte. Ein schlechtes Omen für den Windkraftpark „DanTysk“, der derzeit ca. 70 Kilometer westlich von Sylt in der Nordsee fertigestellt wird? Mit Nichten, versicherte Eva Philipp. Vielmehr sei zu beachten, dass bereits während der Planung und Umsetzung von Windkraftparks divergente Interessen – insbesondere hinsichtlich des Umwelt- und Naturschutzes – in die Konzeption mit einbezogen würden um auf diesem Weg ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen Windkraftpark und Umwelt zu gewährleisten.

„Umfassende Harmonisierung erforderlich“

Jochen Lamp vom WWF griff die von seinen Vorrednern vorgebrachten Argumente auf, und setze sie in einen kritischen Kontext hinsichtlich der Frage, ob mit einem punktuellen Ansatz der Komplexität des zu schützenden Ökosystems überhaupt gerecht zu werden sei.

Diese rhetorische Frage verneinend beschrieb Lamp nachfolgend, wie der WWF an Planungsmethoden arbeitete um alle relevanten systemischen Bereiche zu harmonisieren. Wichtig sei vor diesem Hintergrund, dass nicht Interessen und/oder Landesgrenzen, sondern das jeweilige Ökosystem den Rahmen setze. Meeresschutzgebiete seien hier schon ein wichtiger Ansatz.

„Umweltschutz brauch Zeit“

Ein Standpunkt, dem Dr. Klaus Kossmagk-Stephan nur beipflichten konnte. Der Fachbereichsleiter „Umweltbeobachtungen und Planungsgrundlagen” der Nationalparkverwaltung „Nationalpark Wattenmeer“ in Tönning argumentierte lebhaft für eine Zonierung schützenswerter Gebiete nach ökologischen Kriterien. Es sei wichtig, den langfristigen Effekt umwelterhaltender Maßnahmen nicht zu unterschätzen, so Kossmagk-Stephan.

In einer anschließenden Diskussion wurden die vorgetragenen Standpunkte interessiert bis kritisch hinterfragt bevor der Abend bei einem Glas Wein / einer Flasche Bier und etwas Fingerfood im Foyer des Audimax ein entspanntes Ende fand.