Wem gehört das Meer und wie wird es regiert?

Campus der CAU mit Audimax (Foto: Jürgen Haacks, CAU Kiel)

Am 11.11.2014 findet ab 18 Uhr der dritte Abend innerhalb der Vortragsreihe “Ozean im Wandel: Herausforderungen für die Zukunft” im Hörsaal H des Audimax der Universität Kiel statt: Governance des Ozeans: Wem gehört das Meer und wie wird es regiert?

Redner werden sein:

Prof. Dr. Nele Matz-Lück, Walther-Schücking-Institut für Internationales Recht / Universität Kiel

Dr. Inge Kaul, Global Policy Studies / Berlin

Prof. Dr. Katrin Rehdanz, Institut für Weltwirtschaft / Universität Kiel

Staatssekretär Dr. Frank Nägele, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie Schleswig-Holstein / Kiel

Moderation: Sebastian Unger, Instituted for Advanced Sustainability Studies Potsdam (IASS Potsdam)

  • Ort: Hörsaal H im Audimax der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Christian-Albrechts-Platz 2, 24118 Kiel
  • Dienstag, 28.10.2014
  • Zeit: 18 – 20 Uhr
  • Eintritt frei

11.11.14 Governance des Ozeans: Wem gehört das Meer und wie wird es regiert?

Rund 64 Prozent der Weltozeane liegen außerhalb nationaler Hoheitsgebiete. Die verbleibende „Hohe See“ wird häufig als ein Kollektivgut (Allmende) verstanden, dessen Nutzung allen Menschen offensteht. Bereits 1967 schlugen Arvid Pardo und Elisabeth Mann Borgese das Konzept des „gemeinsamen Erbes der Menschheit“ vor, das als völkerrechtliches Prinzip zwar nicht für die Gesamtheit der Meere aber für den Meeresboden und seine mineralischen Schätze im internationalen Seerechtsübereinkommen von 1982 verankert wurde. Das Seerechtsübereinkommen, das 1994 in Kraft trat und dem aktuell 166 Staaten zugestimmt haben, wird zusammen mit dem sogenannten Durchführungsübereinkommen von 1994 gemeinhin als „Verfassung der Meere“ angesehen. In Abwesenheit einer den Nationalstaaten vergleichbaren Regierung wird das Weltmeer vom Seerechtsübereinkommen und einer Reihe internationaler Konventionen und Verträge regiert.

Trotz dieser internationalen Maßnahmen hat sich der Zustand der Weltmeere weiter verschlechtert: Überfischung, Verlust von Biodiversität, Plastikmüll, Eutrophierung und die Auswirkungen des Klimawandels gefährden die marinen Ökosysteme. Vor diesem Hintergrund geht es in der Veranstaltung u.a. um Fragen, ob die bisherigen Ansätze einer Governance der Meere versagt haben und ob das Seerechtsübereinkommen den neuen Herausforderungen gewachsen ist, die sich durch den steigenden Druck auf die Meeresökosysteme als Folge einer wachsenden Weltbevölkerung ergeben. Wie kann die „Tragik der Allmende“ überwunden werden. Am Beispiel der Meeresstrategierahmenrichtlinie der EU wird ein integrierter Ansatz zum Meeresschutz auf regionaler Ebene vorgestellt. 

Über die Rednerinnen und Redner:

Prof. Dr. Nele Matz-Lück, Walther-Schücking-Institut für Internationales Recht / Universität Kiel

Nele Matz-Lück ist Professorin für Seerecht am Walther-Schücking-Institut für Internationales Recht an der Universität Kiel. Zu den Forschungsfragen von Professorin Matz-Lück gehören: Was ist der rechtliche Rahmen für Aktivitäten im offenen Meer und am Meeresboden? Welche Haftungsfragen können entstehen? Und welche Regelungen müssen eingeführt werden, um die biologische Vielfalt der Meere zu erhalten wie zum Beispiel durch die Einrichtung von Meeresschutzgebieten?

Auf internationaler Ebene sind die Ziele für ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten außerhalb der nationalen Hoheitsgebiete bisher nicht erreicht worden. Ein regionales Beispiel der Bemühungen, um diese Ziele zu erreichen, ist das OSPAR-Abkommen.

Unter dem Mantel dieser Vereinbarung wird eine regionale Strategie wird angestrebt, um Schutzgebiete in der offenen See im Nord-Ost-Atlantik miteinander zu verbinden. Trotz der strengen Auflagen durch die marine-rechtliche Vereinbarung für die Regulierung und Umsetzung der Verpflichtungen auf See, haben sich die Parteien nur auf “weiche” Verpflichtungen geeinigt, Daten über die Verletzlichkeit und Nutzung in diesen Gebieten zu erheben. Die Zusammenarbeit mit regionalen Fischereiorganisationen eröffnet auch die Möglichkeit, einen besseren Schutz der lebenden Ressourcen in den Schutzgebieten über den Kreis der OSPAR Mitglieder hinaus zu erreichen.

Dr. Inge Kaul, Global Policy Studies / Berlin

Inge Kaul ist Professorin an der Hertie School of Governance in Berlin und Beraterin verschiedener staatlicher, multilateraler und Non-Profit-Organisationen für politische Optionen für die globalen Herausforderungen, darunter neue und innovative Wege zu finden für internationale gemeinsame Finanzierungen und Diplomatie.

Sie war die erste Direktorin des UNDP Human Development Report Office und Direktorin des Office of Development Studies UNDP.

Inge Kaul ist Autorin zahlreicher Veröffentlichungen über internationale Volkswirtschaft und Herausgeber des Buches: „Providing Public Goods; Managing Globalization“ (Oxford University Press, New York, 2003) und „The New Public Finance; Responding to Global Challenges“ (Oxford University Press, New York, 2006).

Ihre aktuelle Forschung konzentriert sich auf die sich verändernde Rolle des Staates, Verbindungen zwischen Regionalisierung und Globalisierung, die Zukunft des Multilateralismus, mit speziellen Bezug zur Rolle der G-20, und die Bereitstellung von angefochtenen globale öffentliche Güter.

mehr info zu Inge Kaul

Prof. Dr. Katrin Rehdanz, Institut für Weltwirtschaft / Universität Kiel

Prof. Dr. Katrin Rehdanz hat Volkswirtschaftlehre an der Universität Hamburg studiert und war Doktorandin der Forschungsstelle nachhaltige Umweltentwicklung der Uni Hamburg. Seit Mitte Dezember 2007 ist sie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und dem Institut für Weltwirtschaft tätig. Sie promovierte 2004 zu den ökonomischen Aspekten des Klimawandels. 2009 habilitierte sie mit Aufsätzen zur Umwelt- und Ressourcenökonomik. Ihr Spezialgebiet umfasst die Umwelt- und Ressourcenökonomik, Energieökonomie und Umweltbewertung.

Staatssekretär Dr. Frank Nägele, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit,

Verkehr und Technologie

Der Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Frank Nägele wird sich in seinem Kurzvortrag „Zukunft Meer“ mit Fragen befassen wie: Was bedeutet das Meer für Schleswig-Holstein? Wir geht die Landesregierung mit maritimen Themen um? Welche Nutzungsformen sind möglich und vertretbar? Welche Rolle kann S.-H. zumindest in Europa i. S. Meerespolitik spielen?

Sebastian Unger, Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) Potsdam

Sebastian Unger ist wissenschaftlicher Koordinator des Forschungs-Cluster „Global Contract for Sustainability“ und Leiter des Bereichs Ocean Governance am Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam. In seiner Forschung untersucht er Transformationsprozesse und Governance mit einem Schwerpunkt auf die nachhaltige Nutzung und den Schutz der Ozeane. Zuvor war Sebastian Unger Deputy-Secretary der OSPAR Kommission zum Schutz der Meeresumwelt des Nordost-Atlantiks (2007-2011) und koordinierte internationale Meerespolitik am Auswärtigen Amt in Berlin (2004-2011). Sebastian Unger hat in Greifswald und am University Centre on Svalbard Biologie und Politikwissenschaften studiert.

 

Veranstaltungsreihe “Ozean im Wandel: Herausforderungen für die Zukunft”

Nur wenigen Menschen ist bewusst, wie sehr wir auf die Meere und ihre Ökosysteme mit ihrem großen Artenreichtum angewiesen sind. Die Ozeane versorgen uns mit Nahrung und medizinischen Wirkstoffen, mit mineralischen Ressourcen, sie liefern Energie, regulieren das Klima und sind unser wichtigstes Transportmedium. Mehr als 90 Prozent des Welthandels werden über den Seeverkehr abgewickelt. Fisch ist für mehr als 1,5 Milliarden Menschen eine wichtige Ressource und mehr als 45 Millionen Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt in der Fischerei, weitere 150 Millionen in der Fisch verarbeitenden Industrie. Seit Jahrtausenden lockt das reiche Nahrungsangebot Menschen an die Küsten und bereits heute lebt die Hälfte der Menschheit weniger als 100 Kilometer von der Küste entfernt. Dichtbesiedelte Küstenregionen bieten vielen Menschen Arbeit und dienen zur Erholung. Häfen eröffnen den Zugang zu den Zentren des Welthandels. Die Weltmeere sind von zentraler Bedeutung für die Menschheit. Angesichts des Anwachsens der Weltbevölkerung ist zu erwarten, dass sich der Nutzungsdruck auf marine Ressourcen und Ökosysteme weiter erhöhen wird. In diesem Kontext stellt sich die Frage, wie der Umgang mit den Meeren nachhaltig gestaltet werden kann.

 

Das detaillierte Programm zu den Veranstaltungen finden Sie in diesem Flyer.

 

Ulrike Kronfeld 2

Kontakt:

Ulrike Kronfeld-Goharani

Tel.: +49 431 880 6332

E-Mail: kronfeld@ips.uni-kiel.de