Forschung, (fast) vom Winde verweht

German research submersible JAGO at El Hierro (Canary Islands) during the POSEIDON expedition POS494.

18 Meter pro Sekunde. 12 Meter pro Sekunde. 7 Meter pro Sekunde. Und los! Dem Team der POSEIDON-Expedition POS494 bleiben nur wenige Momente, um das Tauchboot JAGO vor der Kanaren-Insel El Hierro auszusetzen. Der Wind frischt auf und flaut ab, dreht hin, dreht her, türmt Wellenberge auf und peitscht Gischt aufs Deck, wo wir alle auf  “das Zeitfenster” warten. Mit viel Geduld und einem kritischen Blick auf Wasser und Windanzeiger klappt es – nach vielen Stunden des Wartens und Beobachtens.

Die ersten Tauchgänge führen die Geologen zu einem älteren Vulkankegel nahe der Küste, der von Peitschenkorallen, Anemonen, Fischen und vielen weiteren Lebewesen bevölkert ist. Höhere Lagen sind mit Asche bedeckt. Ob sie von der unterseeischen Eruption 2011 stammt, dem diese Expedition gilt?

German research vessel POSEIDON at El Hierro (Canary Islands) during the expedition POS494.

Forschungsschiff POSEIDON vor der Kanaren-Insel El Hierro. Foto: Maike Nicolai, GEOMAR

Heute war es endlich soweit: Noch vor Sonnenaufgang steigt Pilot Jürgen Schauer mit der spanischen Wissenschaftlerin Juana Magdalena Santana Casiano ins Tauchboot. JAGOs Lichter lassen sich in der Dunkelheit bis weit in die Tiefe verfolgen. Irgendwo da unten ist der neu entstandene Krater… Während Magdalena und Jürgen betrachten, was nie ein Mensch zuvor mit eigenen Augen gesehen hat, scharen sich an Bord der POSEIDON alle Wissenschaftler um den Empfänger des „Unterwassertelefons“, über das Tauchboot und Schiff kommunizieren. Als Jürgen Temperaturen von 38 Grad am Meeresboden meldet, werfen sich die Experten bedeutungsvolle Blicke zu: Der Vulkan ist noch heiß! Wenig später: „Wir laden hier erstmal ein paar Gesteinsproben in den Korb.“ Die Neugier wächst. Doch auch der Wind nimmt wieder zu…

Man könnte denken, die Nähe zum Land macht es Forschern leicht, den Unterwasser-Vulkan zu untersuchen. Doch Tag für Tag ist jede Planung quasi binnen Minuten im Winde verweht. Umso schöner, heute endlich in die glücklichen Gesichter der Geologen zu schauen. Endlich, endlich halten sie die Schätze vom Meeresboden in den Händen!


Was mich überhaupt auf diese Insel am westlichen Ende Europas bringt? Wir wollen in Film und Foto über die Arbeiten am Unterwasser-Vulkan berichten. Bis dahin verraten mein Artikel auf der „Earth System Knowledge Platform“ und – dies ist ein Nachtrag vom 18. Februar – unsere Pressemitteilung mehr über unsere Forschung auf El Hierro.

Also: Daumendrücken für den letzten Arbeitstag – und ein schönes Wochenende!
Maike Nicolai

P.S.: Starkwind macht auch den Kollegen zuhause in Kiel zu schaffen: Diese Woche fiel die Tagesfahrt nach Boknis Eck in der Eckernförder Bucht aus – es wäre die erste kleine Reise meines neuen Kollegen René Dettmann gewesen.