…denn sie wissen nicht was sie tun

Das ZDF beim Dreh in den GEOMAR-Laboren. Hier werden die Mageninhalte der gestrandeten Pottwale untersucht. Foto: R. Dettmann, GEOMAR

In einem Zentrum wie dem GEOMAR zu arbeiten, geht für mich auch mit der Vorstellung einher, über Forschung und Wissenschaft zu einem besseren Verständnis der Welt und einer Reflektion ihrer Probleme beizutragen. Im Speziellen sind es am GEOMAR die Ozeane und deren Bewohner, die aber Teil der großen Fragen unserer Zeit sind, die sich mit Klima, Umweltschutz und Nachhaltigkeit beschäftigen.

Eine schöne Aufgabe – und sei es auch nicht als Wissenschaftler sondern als deren Sprachrohr in der Öffentlichkeitsarbeit.

In der vergangenen Woche wurde mir über Presseanfragen zu den kürzlich an der Nordseeküste gestrandeten 29 Pottwalen bewusst, dass zum Erkenntnisgewinn von Wissenschaft aber auch Forschungsarbeit gehört, auf welche man lieber verzichten möchte. Die Untersuchung der Mageninhalte dieser Wale gehört sicherlich dazu.

Und Verzicht drückt hier auch eher den Wunsch aus, dass man diese gigantischen Meeressäuger lieber quicklebendig in den Tiefen der Ozeane sehen möchte als in Resten auf den Labortischen unseres Instituts. Doch geben eben diese Reste Auskunft darüber, warum die Pottwale an der Nordseeküste gestrandet sind.

Wenn Studenten und Wissenschaftler sich dann mit dem letzten großen Fraß dieser Tiere beschäftigen, ist das hochinteressant aber eben auch mit einer gewissen Demut und Traurigkeit ob ihres Schicksals verbunden.

Dem leitenden Wissenschaftler dieser Untersuchungen zufolge handelt es sich bei den Pottwalen um junge Bullen, die erst 10 – 15 Jahre alt waren. Nach seinen Worten „junge Halbstarke“. Und ich denke zwangsläufig an den James-Dean-Klassiker von 1955 „…denn sie wissen nicht was sie tun“. Auch hier junge Halbstarke, die nur ihre Kraft austoben und tragisch enden.

Warum die Wale letzlich an den Nordseeküsten Großbritanniens, den Niederlanden und Deutschlands gestrandet sind, ist noch unklar. Die Untersuchungen finden noch statt.

René Dettmann