Adventskalender-Wochentürchen III: Von den Anfängen der Deutschen Forschungsflotte bis heute

Neuestes Forschungsschiff “Sonne” in der Kieler Förde, 2014. Foto: HenSti

Deutsche Meeresforscherinnen und -forscher sind zu jeder Jahreszeit auf Forschungsschiffen unterwegs, in Nord- und Ostsee ebenso wie im Atlantik, dem Pazifik oder den Polarmeeren. Die deutsche Forschungsflotte besteht heute aus den acht Forschungsschiffen Polarstern, Meteor, Maria S. Merian, Poseidon, Alkor, Heincke, Elisabeth Mann Borgese und Sonne. Sie wurden speziell für die Belange der Meeresforschung konstruiert und sind für Arbeiten in den Bereichen Biologie, Geologie, Geophysik, Glaziologie, Geochemie, Ozeanographie und Meteorologie ausgerüstet. Ihre Einsatzgebiete sind dabei so vielfältig wie die Meeresforschung.

Ein Urgestein unter den deutschen Forschungsschiffen ist die alte Sonne: 1969 als Fischereischiff gebaut und 1977 zum Forschungsschiff umfunktioniert, diente sie 36 Jahre lang der deutschen Meeresforschung. In diesem Jahr stellte sie ihren Dienst ein.

Die Poseidon – ihr Namensgeber ist der griechische Gott des Meeres – ist seit 1976 fester Bestandteil der deutschen Forschungsflotte. Sie ist das zweite deutsche Forschungsschiff mit diesem Namen: Bereits von 1902 bis 1938 gab es einen Reichsforschungsdampfer Poseidon, der hauptsächlich für die Fischereiforschung in den europäischen Schelfmeeren eingesetzt wurde. Am 29. März 1999 überquerte die Poseidon im Rahmen eines längeren Einsatzes vor Namibia erstmals den Äquator.

1982 kam der Polarstern dazu. Das Schiff wurde eigens für die Polarforschung konzipiert und ist im Nord- und Südpolarmeer zuhause. Es zählt zu den leistungsfähigsten Forschungsschiffen der Welt und ist Eigentum der deutschen Bundesregierung.

Die Meteor ist seit 1986 als interdisziplinäre Forschungsplattform für Wissenschaftler im Atlantik, Ost-Pazifik, Mittelmeer oder der Ostsee unterwegs. Sie ist das zweitgrößte Forschungsschiff Deutschlands.

Das mittelgroße Forschungsschiff Alkor wurde 1990 in Dienst gestellt. Es ist als Mehrzweckforschungsschiff für alle Disziplinen der Meeresforschung geeignet und kommt vor allem in der Nord- und Ostsee zum Einsatz. Das Schwesterschiff Heincke ermöglicht Forschungsvorhaben in den Bereichen Biologie und Hydrographie und wird in der Nordsee und im Nordatlantik eingesetzt.

Von 1992 bis 2010 war die Professor Albrecht Penck Teil der deutschen Forschungsflotte. Das 1951 erbaute Schiff war zuvor als erstes Forschungsschiff der DDR im Einsatz. 2010 wurde es von der Elisabeth Mann Borgese abgelöst.

Die Maria S. Merian ist seit 2006 dabei. Sie zeichnet sich gegenüber anderen Forschungsschiffen vor allem durch ihre Eisrandfähigkeit aus, mit der sie den Forscherinnen und Forschern nicht nur Fahrten auf dem Mittelmeer und dem Nordatlantik, sondern auch auf dem subpolaren Nordmeer ermöglicht. Benannt wurde das Forschungsschiff nach Maria Sibylla Merian, der Begründerin der deutschen Entomologie, die Ende des 17. Jahrhunderts als erste Frau Forschungsreisen größeren Ausmaßes mit dem Schiff unternahm.

Jüngstes Mitglied ist seit 17. November 2014 die neue Sonne – ein echtes Hightech-Schiff, das den höchsten Ansprüchen moderner Meeresforschung gerecht wird. Sie löste die in diesem Jahr aus der Fahrt gehende alte Sonne ab. Die neue Sonne ist nun nicht nur das modernste, sondern mit ihren 116 Metern Länge auch das größte deutsche Forschungsschiff. Ihre Haupteinsatzgebiete liegen im Indischen und Pazifischen Ozean, denn beide Weltmeere haben einen großen Einfluss auf das Weltklima, den es in Zukunft weiter zu erforschen gilt. Sie soll aber auch dazu beitragen, andere wissenschaftlich und gesellschaftlich relevante Fragen zu beantworten, vor allem hinsichtlich der Versorgung mit marinen Rohstoffen und des Eingreifens des Menschen in die Ökosysteme.

Die Sonne war gerade auf einer Expedition im Pazifik (die Wochenberichte gibt es hier): 24 Wissenschaftler aus Chile, Deutschland und Großbritannien haben vom 27. November bis 13. Dezember das geodätische Meeresbodennetzwerk GeoSEA in Wassertiefen zwischen 2000 Metern und 6000 Metern auf dem chilenischen Kontinentalhang und auf der ozeanischen Platte installiert. GeoSEA steht für „Geodetic Earthquake Observatory on the Seafloor” und kann Deformationen des Meeresbodens im Sub-Zentimeterbereich messen. Damit können hoffentlich neue Erkenntnisse in der Erdbebenphysik gewonnen werden, um die mögliche Erdbebengefährdung Chiles besser beurteilen zu können.

 

Wer mehr über die Deutsche Forschungsflotte wissen möchte, der kann auf folgenden Webseiten informieren:

https://www.bmbf.de/de/die-deutsche-forschungsflotte-340.html

http://www.deutsche-meeresforschung.de/de/forschungsschiffe

 

Wir von Ozean der Zukunft wünschen allen Lesern von oceanblogs ein besinnliches Weihnachtsfest!

Julia Janssen