Navigators Wochenbericht: Internationale Mischung

Das ROV PHOCA des GEOMAR auf der Inwatersolutions. Foto: J. Steffen, GEOMAR Das ROV PHOCA des GEOMAR auf der Inwatersolutions. Foto: J. Steffen, GEOMAR

Natürlich leben wir in einer vernetzten Welt. Menschen kommunizieren täglich über tausende von Kilometern miteinander oder jetten zu Konferenzen um die Erde. Das gilt auch oder gerade für Meeres- bzw. Ozeanforscher. Denn die Weltmeere sind nicht vom heimischen Schreibtisch aus zu untersuchen. Trotzdem: Wenn ich mich mal kurz zurücklehne und meine Arbeit reflektiere, finde ich es nach wie vor faszinierend, wenn ich mit Menschen in der Schweiz, in den USA und in Neuseeland gleichzeitig an einem Projekt arbeite.

Dieser internationale Aspekt unser Arbeit als (Meeres-)Wissenschaftskommunikatoren war diese Woche mal wieder besonders ausgeprägt. Ich hatte zwei Texte in Arbeit, in denen es um internationale Forschungsprojekte ging. Das eine beschäftigt sich mit Vampirtintenfischen, das andere mit Methanquellen vor Spitzbergen. Ich durfte mit Forscherinnen und Forschern beziehungsweise mit PR-Kollegen in Basel, in Los Angeles, in Monterey und in Wellington gleichzeitig kommunizieren – und habe manchmal überlegt: Was sehen die gerade vor ihrem Bürofenster?  Was planen sie für ihren Feierabend? Wie ist dort gerade das Wetter? Bei aller Globalisierung unterscheidet sich das Leben an der kalifornischen Pazifikküste schließlich schon ein bisschen von dem an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste. Es ist noch nicht einmal ein Menschenalter her, da hätte man sich über Ozeane hinweg höchstens knappe Telegramme geschickt und vielleicht mehrere Tage auf Antworten gewartet. Und jetzt schicken wir uns im Minutentakt E-Mails hin und her. Mittlerweile ist das Alltag – aber ein bisschen fasziniert es mich noch immer. Vielleicht kommen da meine Wurzeln als Historiker durch.

Die Ergebnisse dieser globalen Textabstimmung, darf ich allerdings noch nicht verraten. Sie erscheinen Montagabend u.a. auf www.geomar.de und auf www.unibas.ch. Die Spannung steigt… 🙂

International besucht war natürlich auch die Hannover Messe. Immerhin gilt sie als größte Industriemesse weltweit. Alleine 220.000 Fachbesucher zählte sie seit Montag. Wie bereits in der vergangenen Woche angekündigt waren auch der “Ozean der Zukunft” und das GEOMAR dort im Rahmen der Ausstellung Inwatersolutions vertreten. Wissenschaftler aus dem Cluster “Ozean der Zukunft” präsentierten Konzepte zur nachhaltigen Aquakultur und Mikroalgen als mögliche Energie- und Nahrungsquelle. Das GEOMAR war mit seinem Tiefseeroboter ROV PHOCA und neu entwickelten LED-Leuchten für den Tiefsee-Einsatz vertreten. Außerdem zeigte das GEOMAR zusammen mit Jens Sternheim vom Bund-Länder Ausschuss Nord- und Ostsee Expertenkreis Munition im Meer mögliche technische Ansätze, wie man in den kommenden Jahren das riesige Problem der Munitionsaltlasten in den deutschen Küstengewässern angehen könnte.

Natürlich fand nicht jeder Messebesucher auch seinen Weg zur InwaterSolutions in Halle 13. Dafür war das Thema dann doch zu speziell. Aber das Interesse war trotzem groß und das Publikum am Stand war sehr gemischt. Neben Fachleuten aus der Großindustrie und von der mittelständischen Wirtschaft besuchte auch eine große Zahl junger Menschen die InwaterSolutions. Viele berichteten, dass sie kurz vor dem Abschluss ihres Studiums stünden und sich über Karrieremöglichkeiten in der Wissenschaft erkundigen wollten. Da haben die anwesenden Kolleginnen und Kollegen natürlich gern Auskunft gegeben, denn motivierten Nachwuchs benötigt die Meersforschung immer. Zu guter Letzt lockte das knallgelbe ROV PHOCA, die grün und blau schimmernden Algenkulturen und die blitzenden Tiefsee-LEDs auch viele Interessierte an, die sich einfach nur so über neueste Entwicklungen und Trends in der Tiefseetechnologie informieren wollten.


 

Nicht ganz so international wie die Hannover Messe, aber personell ebenso gut durchmischt, war eine Ausfahrt des Kieler Forschungsschiffs ALKOR am vergangenen Montag. Dabei durften Schülerinnen und Schüler aus dem GEOMAR-Freitagsforscherclub zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung sowie aus den wissenschaftlichen Abteilungen Proben in der Kieler Bucht nehmen. Das Wetter sorgte für zusätzliche Spannung. Unsere HiWi und Ex-Praktikantin Gesa ist mitgefahren und hat einen extra Post dazu geschrieben. Der erscheint voraussichtlich morgen (Sa, 18.04.) hier im OceanNavigator Blog. Hier nur ein Bild als Vorschau. Also: Dranbleiben!

Ein Seestern aus der Kieler Bucht. Foto: G. Seidel, GEOMAR

Ein Seestern aus der Kieler Bucht. Foto: G. Seidel, GEOMAR

 

Gleich im Anschluss an die Mitarbeiter-Ausfahrt am Montag startete die ALKOR zu ihrer nächsten Expedition, die das Schiff und seine Besatzung in den kommenden zwei Wochen weit in die östliche Ostsee führen wird. Die Proben und Daten, die dabei gesammelt werden, dienen einer langfristigen Überwachung der Ostsee-Ökosysteme. Zu dieser Zeitserie und der aktuellen Expedition gibt es ab sofort einen eigenen Blog hier auf Oceanblogs:  Integrative Baltic Time Series Analysis with RV ALKOR. Nicht vom langen Namen abschrecken lassen, das Thema verspricht interessant zu werden.

In diesem Sinne wünsche ich ein schönes Wochenende,

 

Jan Steffen