Herbst im Nordatlantik

Ralf Schiebel bei der ersten Analyse der Planktonproben. Foto: Inken Schulze

Wenn der Sonnenstand sinkt und es Herbst wird ziehen Stürme über Land und Meer. Anders als an Land “blüht” der Ozean dann noch einmal. Nährstoffe aus den tiefen Wasserschichten werden hoch zum Licht gespült und solange genügend Sonnenlicht vorhanden ist, produzieren die Algen genügend Biomasse für die marine Nahrungskette. Diese Zone wandert mit dem Sonnenstand in Richtung des Äquators.

Im Nord-Atlantik südlich von Island bei 57 Grad nördlicher Breite haben am 12. September die Kieselalgen (Diatomeen) “geblüht”, abgeweidet vom subpolaren Zooplankton: Ruderfusskrebse (Copepoden), Pfeilwürmer (Sagitta), Foraminiferen und Flügelschnecken. Weiter südlich war die Planktonproduktion viel geringer bis wir dann im Einflussbereich des Golfstroms westlich der Azoren wieder erhöhte Produktion hatten, diesmal tropischen und subtropischen Arten. Zum ersten Mal konnten wir Larven von Tiefseefischen mit Leuchtorganen in unseren Proben beobachten und lebende Foraminiferen für Kulturversuche sammeln.

Während der nächsten Wochen wird sich die “Herbstblüte nun von Norden zu uns verlagern, bis sie sich im ganzjährig durchlichteten (euphotischen) Ozean der niedrigen Breiten verliert. Eine langfristige Verschiebung der produktiven Breiten im Wechsel von Warm- und Kaltzeiten beobachten wir im Tiefseeschlamm, den wir entlang des Mittelozeanischen Rückens analysieren.

Dr. Ralf Schiebel, MPIC Mainz

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