Abtauchen für die Zukunft unserer Ozeane

Verankerung des Tiefenwassersammlers bei den Mesokosmen. Foto: Constanze Bückner Verankerung des Tiefenwassersammlers bei den Mesokosmen. Foto: Constanze Bückner

Gastbeitrag von Constanze Bückner, Gewinnerin des 2. Preises im Wettbewerb „Unsere Erde 2050 Die Welt der Zukunft“

Ich habe nicht damit gerechnet, dass mich meine Überlegungen zum Leben in Deutschland im Jahr 2050 auf ein deutsches Forschungsschiff vor der Küste Gran Canarias führen könnten. Doch im Februar 2014 war es soweit. Mein zweiter Platz beim Essay-Wettbewerb „Welt der Zukunft“ des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Zeitung „Die Welt“ ermöglichte mir die Mitfahrt auf der Poseidon. Dort erhielt ich einen Einblick in die Arbeiten des Forschungsverbundes „BIOACID“ (Biological Impacts of Ocean Acidification) – eine ganz neue Erfahrung für eine in der Stadtforschung tätige Geowissenschaftlerin.

Die im Rahmen des Projekts durchgeführten Wasserprobennahmen im Nordatlantik sollen zu einem besseren Verständnis der Auswirkungen der Ozeanversauerung auf die Lebensgemeinschaften beitragen. Sobald die Poseidon eines der Arbeitsgebiete erreichte, ertönte das Kommando „fieren auf 1.000 Meter“ aus dem Labor. Ein Wasserprobennehmer mit einer kontinuierlichen Erfassung von Temperatur, Salinität, Sauerstoff- und Chlorophyllgehalt wurde hinabgelassen und zur Probennahme wieder auf verschiedene Wassertiefen „gehievt“.

Wieder an Deck mussten die Wasserproben abgezapft werden. Dabei konnte ich die Erfahrung machen, dass sich dazu – neben verschiedensten Kanistern, Kunststoff- und Glasflaschen – auch Bierflaschen mit Bügelverschluss ganz gut eignen. Im schiffseigenen Nasslabor wurden die Proben dann für weitere Untersuchungen aufbereitet bzw. gekühlt gelagert. Nach den ersten Messungen in Küstennähe, ergab sich die Möglichkeit die ESTOC-Station, eine regelmäßig beprobte Dauermessstelle, anzulaufen. Dort wurden zusätzlich Netze gefahren und der Wasserprobensammler einmal bis in eine Tiefe von 3.000 Meter hinabgefiert. Dies war keine Messung für Ungeduldige, da die Proben erst nach etwa drei Stunden an Deck kamen.

Sonst wurden die Arbeiten nur von regelmäßigen Treffen in der Messe unterbrochen, bei denen aufgrund des Wellengangs schon mal Tassen und Suppenteller vom Tisch flogen.

Um darüber hinaus die Wechselwirkungen verschiedener Faktoren wie der Ozeanversauerung und der verstärkten Nährstoffzufuhr durch den Aufstieg von Tiefenwasser zu erfassen, wurde ein neuer Tiefenwassersammler erprobt. Dieser an Deck noch relativ unscheinbar wirkende Kunststoffsack wurde vor der Küste Gran Canarias zu Wasser gelassen und füllte sich in 400m Tiefe mit 80 Kubikmetern Wasser. Nach seinem Wiederaufstieg schleppte ihn die Poseidon zu den Mesokosmen in der Melenara-Bucht vor Taliarte. In diese „Freiluft-Reagenzgläser“, die eine Wassersäule des offenen Ozeans einschließen, soll das gesammelte Wasser nach und nach eingeben werden. Hiermit wird die natürliche Düngung durch den Auftrieb von Tiefenwasser vor der Küste der Kanaren simuliert. Auch dieses Experiment wird durch kontinuierliche Probennahmen begleitet, die u.a. in den Laboren des Institutes PLOCAN (Oceanic Platform for the Canary Islands) in Taliarte ausgewertet werden. Auch hier konnte ich – wieder festen Boden unter den Füßen – hinter die Kulissen schauen. Die Auswertung der auf meiner Reise erhobenen Daten wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen… Es bleibt also spannend.


Vielen Dank an Prof. Dr. Ulf Riebesell, Dr. Andreas Villwock und Andrea Ludwig für die Organisation meiner Reise sowie an die Besatzung der Poseidon und an die Forscherteams um die Fahrtleiter Dr. Jan Czerny und Dr. Lennart Bach, die mir einen umfassenden Einblick in den Schiffsalltag und die Forschungsarbeit auf See gewährten.

Constanze Bückner