Bei wunderschönem Wetter vermessen wir seit gestern Abend den Meeresboden im Bereich einer großen Rutschung mit dem TOBI-Sidescan Sonar. TOBI (kurz für Towed-Ocean-Bottom-Instrument) wird auf dieser Fahrt von unseren Kooperationspartnern des National Oceanography Centre in Southampton eingesetzt. Ein Sonar scannt den Meeresboden mittels akustischer Wellen. Die daraus resultierend Bilder ähneln Ultraschallaufnahmen und liefern uns ein sehr detailliertes Bild des Meeresbodens (Abb. 1).
Abb. 1: TOBI Aufnahme des Meeresbodens
Wenn man mit akustischen Wellen arbeitet, muss immer einen Kompromiss zwischen Auflösung und Überdeckung gefunden werden. Für unsere Zwecke bietet TOBI genau den richtigen Kompromiss. TOBI überdeckt mit einem Profil einen Streifen von ca. 6 km Breite; die Auflösung liegt im Meter-Bereich. Damit haben wir die benötigte Genauigkeit, können aber immer noch relativ große Flächen scannen.
Abb. 2: TOBI vor dem Aussetzen
Um diese Kombination aus Überdeckung und Genauigkeit zu bekommen, muss TOBI ca. 400 m oberhalb des Meeresbodens ‚geflogen‘ werden. Dazu befindet sich vor dem eigentlichen Gerät ein Gewicht, um TOBI möglichst gut auf Tiefe zu bringen. Von dem Gewicht geht eine Leitung zum TOBI (Abb. 2). Das Gewicht wiederum wird über eine Winde vom Schiff geschleppt. Auf dieser Winde befinden sich fast 7000 m Draht. In 2500 m Wassertiefe haben wir zurzeit ca. 3500 m Draht ausgesteckt. Die Daten vom TOBI werden direkt über den Draht in das Labor übertragen. Dort sitzt permanent ein Wachgängen, der kontrolliert, dass alles funktioniert, aber vor allem dem Windenfahrer sagt, ob mehr oder weniger Draht benötigt wird. Die Lage des TOBIs wird sowohl auf Monitoren als auch konventionell auf einer Papierkarte verfolgt (Abb. 3, 4). Veit liefert uns dann kurze Zeit später Karten, die die Grundlage für die weitere Planung sind.
Abb. 3: Matthieu bei der TOBI Wache
Abb. 4: TOBI-Position auf Karte
Das Schiff fährt bei einer TOBI-Vermessung nur ca. 2.5 Knoten, was ungefähr der Geschwindigkeit eines normalen Spazierganges entspricht. Alles ist also sehr gemächlich. Dadurch gibt es für die nicht direkt involvierten die Zeit, liegengebliebenes aufzuarbeiten, den Fahrtbericht zu schreiben, und auch einmal die Sonne und das schöne Wetter zu Genießen.
Wir haben jetzt noch 9 Arbeitstage vor uns und noch viele Punkte auf dem Programm. Es beginnt das schwierige Abwiegen zwischen der verbleibenden Zeit und dem, was wir noch alles gerne machen würden. Ein nicht immer einfacher Vorgang.
Diesmal ist dieser Vorgang aber relativ entspannt, da wir schon viele tolle Daten haben und jede Messung und jeder Kern ein Bonus ist. Wir freuen uns auf die verbleibende Zeit.
Es grüßt im Namen aller Fahrtteilnehmer/innen,
Sebastian Krastel