R/V Sonne Leg 234/1 – Vorsicht, Suchtgefahr!

Einsatz des Video-Greifes. Milena Schönhofen. Einsatz des Video-Greifes. Milena Schönhofen.

In unserem dritten Semester erzählte uns unser Dozent von seinen Erfahrungen auf einem Forschungsschiff – seitdem wollte ich unbedingt an einer solchen Ausfahrt teilnehmen. Der Aushang für die Sonne-Ausfahrt an unserem schwarzen Brett war die Chance, meinen Wunsch zu erfüllen. Als ich die Zusage erhielt, an der Ausfahrt zum Walvis Ridge teilzunehmen, war die Freude riesengroß! Es war nicht nur die Möglichkeit, das erste Mal mit dem Schiff raus auf den Ozean zu fahren, sondern vor allem die vielen kleinen und großen Schritte der Probennahme mitzuerleben.

Die Ausfahrt begann in Walvis Bay, Namibia, wo erst einmal alles ungewohnt war – die Menschen an Bord, das Schiff selbst und das Schaukeln der Wellen. Mit dem Weg, den wir bei der Fahrt zu unseren Probeentnahmeorten zurücklegten, wuchsen wir jedoch durch die neuen Erfahrungen und die Arbeit an Bord immer weiter zusammen und wurden ein Team. Die Wissenschaftler und Studenten wurden in zwei Schichten eingeteilt, so dass Tag und Nacht gearbeitet werden konnte, wobei sowohl Geologen, als auch Biologen zusammenarbeiteten. Alle zogen an einem Strang – naja eigentlich an zwei: Neben den Gesteinsproben, die mithilfe der Dredge auf das Schiff befördert wurden, gab es ein Netz, das die unterschiedlichsten Tierarten aus der Tiefsee zu uns brachte. So hatte ich die Möglichkeit, auch außerhalb meines Studienfaches Wissen zu erlangen und neue, faszinierende Welten zu entdecken. Die Tiefseefische wurden immer begeistert entgegengenommen und alle saßen um die Kiste herum, um sie zu bewundern, berühren und Fragen an die Bio- und Neurologen an Bord zu stellen.

Das Forschungsschiff SONNE. Foto: Milena Schönhofen

Das Forschungsschiff SONNE. Foto: Milena Schönhofen

Auch wenn die Dredge heraufgeholt wurde, standen alle in banger Erwartung an Bord, dass auch Gesteine dabei sind. Diese wurden daraufhin gemeinsam bearbeitet, also gesägt, bestimmt und beschrieben. In den Pausen, während die Dredge oder das Netz fleißig dabei waren, uns neue Proben zu sammeln, konnten wir uns alles genau erklären lassen, da wir viele Geräte nie zuvor gesehen hatten – Echolot, TV-Greifer, die vielen verschiedenen Monitore, welche Zahlen, Daten und Karten zeigen. Außerdem konnten wir Studenten Erfahrungen und Wissen untereinander und mit den Wissenschaftlern an Bord austauschen, die in Zukunft sicherlich noch hilfreich sein werden! Besondere Augenblicke waren die Maschinenraumführung in den Tiefen des Schiffes bei der wir das Labyrinth, das uns heil über das Meer bringt, erklärt bekamen und die Sicherheitsübungen, die mir gezeigt haben, dass wir uns bei dieser Besatzung in den besten Händen befinden. Auch in der Brücke waren wir mit unseren Fragen rund um Navigation und Technik jederzeit willkommen!

Sicherheitsübung. Foto: Milena Schönhofen

Sicherheitsübung. Foto: Milena Schönhofen

Mit dem Ende der Probenentnahme wurde uns mithilfe von Vorträgen ein Einblick in die Arbeitswelt der Wissenschaftler gewährt – neben vielen Fakten zu den Lebewesen, die wir mit eigenen Augen gesehen hatten, konnten wir so auch die Gründe und Gedanken hinter ihrer Forschung nachvollziehen. Außerdem hat der Gesteinskurs mein Wissen der ersten Studiensemester wieder aufgefrischt und es war schön zu sehen, wie sehr sich auch „Nicht-Geologen“ für Gesteine und das Geschehen im Erdinneren begeistern können!

Alles in allem waren diese zwei Wochen auf der Sonne ein Erlebnis, das ich nicht mehr missen möchte – und ich hoffe, dass ich in Zukunft viele Male die Möglichkeit bekomme, bei einer Forschungsreise teilzunehmen, um die Tiefen der Meere weiter zu entdecken und Forschung zu betreiben. Außerdem bin ich mittlerweile davon überzeugt, dass forschen auf der SONNE süchtig macht.

Milena Schönhofen; BSc Geowissenschaften
Friedrich-Alexander Universität, Erlangen Nürnberg