SO244 GeoSEA – I don’t like Mondays

Bei jedem Absetzen Nervenkitzel vor den Monitoren der Datenzentrale / Thrilling moments in the data centre. Photo: Jan Steffen, GEOMAR Bei jedem Absetzen Nervenkitzel vor den Monitoren der Datenzentrale / Thrilling moments in the data centre. Photo: Jan Steffen, GEOMAR

Ich kenne zwar den Musikgeschmack unserer Fahrtleiterin Heidrun nicht, aber heute könnte sie ein Lied zur persönlichen Hymne erklären: „I don’t like Mondays“. Der gestrige Montag verlief nämlich eher s…uboptimal.

Nachdem wir im ersten Einsatzgebiet bis Sonntagabend fünf Tripoden erfolgreich in etwas mehr als 2100 Metern Wassertiefe abgesetzt haben, sind wir in der Nacht von Sonntag auf Montag ca. 50 Seemeilen Richtung Westsüdwest zum zweiten Einsatzgebiet gefahren.

Bei 21°03′ S und 71°44′ W begannen gestern Morgen (Montag) um 06:00 Uhr die Vorbereitungen zum Absetzen des insgesamt sechsten Tripoden, gleichzeitig der erste im zweiten Untersuchungsgebiet. Alles lief glatt, die Decksmannschaft der SONNE und die Techniker des GEOMAR beherrschen den komplizierten Ausbringevorgang mittlerweile aus dem Effeff. Der Tripode erreichte seine vorgesehene Position in über 4000 Metern Tiefe, stand richtig, funktionierte. Mittels eines Hydrophons teilten wir dem „Releaser“ am unteren Ende des Absetzkabels mit, dass er den Tripoden freigeben solle. Das Hydrophon fiepte wie geplant seine Botschaft in die dunkle Tiefsee hinab. Und dann… tat sich nichts. Die Striche auf einem Bildschirm in der Datenzentrale der SONNE, die die Tiefe des Absetzkabels anzeigen, bewegten sich nicht, der Auslöser gab keine Rückmeldung. Ein stärkerer Sender, Spitzname „Wumme“, kam zum Einsatz, wieder ohne erkennbares Ergebnis auf den entsprechenden Überwachungsmonitoren. Irgendwann stellt sich glücklicherweise heraus: Der Releaser hatte funktioniert, nur die Positions-Transponder am Tiefseekabel hatten zeitweise den Dienst eingestellt.

Hydrophon, um mit dem Releaser in der Tiefsee zu kommmunizieren. Da es das stärkkere von zwei Hydrophonen ist,, trägt es den Spitznamenn "Wumme". / Hydrophone nicknamed "Wumme" Photo: Jan Steffen, GEOMAR

Hydrophon, um mit dem Releaser in der Tiefsee zu kommmunizieren. Da es das stärkere von zwei Hydrophonen ist, trägt es den Spitznamen “Wumme”. / Hydrophone nicknamed “Wumme” Photo: Jan Steffen, GEOMAR

Anne gibt über das Hydrophon das Signal für denn Releaser / Anne gives via the hydrophone the signal for the releaser. Photo: Jan Steffen,, GEOMAR

Anne gibt über das Hydrophon das Signal für den Releaser / Anne gives via the hydrophone the signal for the releaser. Photo: Jan Steffen, GEOMAR

Ende gut, alles gut. Vorsichtshalber wurde der Releaser gegen einen mit frischen Batterien ausgetauscht. Dann folgte über Mittag Tripode sieben. Wieder das gleiche Spiel: Aussetzen und Aufkommen am Meeresboden problemlos, aber der Releaser reagiert nicht. Wieder sind beide Hydrophone im Einsatz, immer wieder schicken wir die Signale in die Tiefe – nichts. Langsam macht sich Frustration breit. Die Releaser und die dazugehörigen Hydrophone sind eigentlich sehr zuverlässige Geräte, die sich auf Dutzenden Expeditionen bewährt haben. Warum funktionieren sie ausgerechnet jetzt nicht? Dann plötzlich bewegt sich die Tiefenanzeige für das Absetzkabel doch noch. Der Schwimmkörper zieht den unteren Teil wieder Richtung Wasseroberfläche. Der Tripode bleibt am Meeresboden und arbeitet. Wieder alles gut.

Am Nachmittag bis Abend dann der nächste Versuch mit Tripode Nr 8. Leider bessert sich die Situation nicht . Wieder geht alles gut – bis der Releaser zum Einsatz kommen soll. Wieder trennt er nicht die Verbindung zwischen Absetzkabel und Tripode. Und dieses Mal bleibt er stur. Gefühlt stundenlang schicken wir Signale in die Tiefe, die Frustration ist auf allen Gesichtern zu sehen.  Kurz vor Mitternacht entscheidet Heidrun das Kabel samt Tripoden wieder an Deck zu hieven. Gegen 4 Uhr morgen kommt er dort an.

Heute Vormittag wurde der Tripode erneut zum Meeresboden abgefiert, jetzt mit einem dritten Releaser als Verbindung zwischen Kabel und Gestell. Im Gegensatz zu den vergangenen Versuchen antwortete der Releaser klar auf die Signale von oben. Trotzdem dauert es eine halbe Stunde, bis gegen 10:45 klar ist: Wir können das Kabel wieder einholen, der Tripode bleibt am Meeresboden.

Die Ereignisse zeigen, wie anspruchsvoll Tiefseeforschung auch im 21. Jahrhundert noch ist. Die Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft stellen hier über Distanzen von mehreren Kilometern metergenau Messgeräte in einem Terrain ab, das nie ein Mensch gesehen geschweige denn betreten hat. Gut, es gibt Karten, doch wie genau die sind, kann man nur nach dem Prinzip „Versuch und hoffentlich kein Fehlschlag“ herausfinden. Wenn tatsächlich ein Gerät in der Tiefe kaputt geht oder es einfach nicht kommuniziert, kann niemand hingehen, um es zu reparieren oder neu zu starten. Zahlenreihen, bunte Tiefenkarten und Leuchtpunkte auf Bildschirmen sind unser einziger Kontakt zu dem Geschehen da unten. Ausgeklügelte Verfahren, Erfahrung und bewährte Technik helfen natürlich. Im Zweifelsfall ist ein Eingreifen aber kaum möglich.

Jetzt hoffen wir, dass wir nach dem Erfolg heute morgen endlich planmäßig weiter machen können.

Although I don not know the musical taste of our chief scientist Heidrun, I assume her favorite song now is: “I do not like Mondays”. This Monday was very s … uboptimal.

After we had successfully deployed five tripods in the first work area in a little more than 2100 meters depths, we sailed about 50 miles towards WSW to the second area in the night from Sunday to Monday

At 21 ° 03 ‘S and 71 ° 44’ W we yesterday morning (Monday!) at 06:00 clock began preparations for the deployment od the  sixth tripod (the first in area 2). Everything went well, the deck crew of the SONNE and the technicians of the GEOMAR easily tackle the complicated deployment process by now. The tripod reached its intended position in more than 4,000 meters depth and worked properly. By means of a hydrophone we ordered the “releasers” to release the tripod. The hydrophone squeaked his message into the dark deep down. And then … nothing happened. The lines on a screen in the data center of the SONNE, indicating the depth of the deep sea cable with the releaser, did not move. A stronger transmitter, nicknamed “Wumme” was used, again without any apparent result on the surveillance monitors. Fortunately we later found out: The releasers had worked, only the position transponders on deep-sea cable were temporarily out of order.

As a precaution, the releaser was exchanged for one with fresh batteries. Then we launched  tripod seven. And the same again: It grounded on the seabed without any problems, but the releaser did not respond. Again, both hydrophones were used – nothing. Frustration spread among the team. The releaser and the hydrophones have proven their reliability on dozens of expeditions. Why are they not workin just now? Then, suddenly, the depth display in the data centre changed. The buoyancy body pulled the lower part of the cable towards the surface. The tripod remained on the seabed. Success again.

In the afternoon started the next attempt with tripod No. 8. Unfortunately, the situation did not not improve. Everything went well – until we tried to release the tripod. Again the releaser din’t open the connection between cabel and tripod. And this time he was stubborn. For hours we were sending signals into the deep, the frustration could be read out of all faces. Shortly before midnight Heidrun decided Heidrun to heave the cable including the tripods back on deck. At 4:00 in the morning he arrived here.

This morning, the tripod was lowered again to the seabed, now with a third releasers as a connection between cable and frame. Unlike the past attempts this time the releaser answered clearly on the signals from above. Nevertheless, it tooks half an hour until we were sure: The connection is really unfastened.

This chain of events shows how difficult deep-sea research still is. The scientists accuratly place measuring devices over a distances of several kilometers meter in a terrain no human being has ever seen let alone walked through. Well, there are maps, but how exactly they are, one can only find out on the principle of “trial and (hopefully no) error”. If in fact a device breaks down in the deep, or it simply does not communicate, no one can go to repair or reboot it. Series of numbers, colorful depth maps and luminous dots on screens are our only contact with what is happening down there. Of course, sophisticated methods, experience and proven technology do help. But in the worst case an intervention is hardly possible.

Now we hope that tomorrow we can finally continue as planned after the success today.

So weit für heute / So far for today,

P.S.: Wer uns geographisch verfolgen möchte, findet die aktuelle Position der SONNE unter http://www.geomar.de/e334247

If you want to follow us geographically, find the current position of the SONNE http://www.geomar.de/e334247

3 thoughts on “SO244 GeoSEA – I don’t like Mondays

  1. Hier auch noch der passende Filmtipp für Montag: …und täglich grüßt das Murmeltier… Ich wünsche euch, dass die nächsten Anläufe wieder ganz planmäßig funktionieren!! Viel Erfolg und weiter gute Reise!

    • Hallo Chris,

      ja, es sieht so aus, als sei die Pechsträhne vorbei. Wir sind wieder im Zeitplan und alle Messgeräte, die wir abgesetzt haben – egal ob mit Problemen oder ohne – funktionieren.

      Danke und schöne Grüße in die Heimat,

      Jan

  2. Hallo Jan,
    spannend – spannend wir warten auf jeden neuen Blog…
    Viel Erfolg weiterhin – Murfies law droht immer !
    Von Renate und Heiner

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