Wiedersehen in Chile: Mit FS SONNE auf Expedition (SO244 GEOSEA)

FS SONNE vor der Küste von Chile. Foto: Emanuel Söding, Ozean der Zukunft FS SONNE vor der Küste von Chile. Foto: Emanuel Söding, Ozean der Zukunft

 

Wie schnell die Zeit vergeht. Jetzt ist es schon ein Jahr her, dass wir hier im OceanNavigator-Blog erstmals ausführlich über das neueste deutsche Forschungsschiff SONNE berichten konnten. Am 17. November 2014 war sie in Wilhelmshaven offiziell in Dienst gestellt worden. Danach präsentierte sie sich in Bremen, Hamburg, Rostock und in Kiel der Öffentlichkeit, bevor sie am 3. Dezember 2014 für mehrere Jahre deutsche Gewässer verließ.

Die Vorstellungsreise war eine Reise für die Öffentlichkeit, deshalb waren wir “Öffentlichkeitsarbeiter” der beteiligten Institute und Zentren dabei. Wir lebten nicht an Bord, sondern kamen jeweils nur für die Open Ship-Zeiten, aber wir waren schon sehr beeindruckt von der Größe, den Einrichtungen, von den technischen Möglichkeiten. Ich jedenfalls war es und ich glaube ich kann auch für die Kolleginnen und Kollegen sprechen.

Danach mussten wir aber genau wie die vielen staunenden Gäste in den Häfen Lebewohl sagen und konnten die Wege der SONNE nur noch aus der Ferne bzw. in Blogs verfolgen.

 

Die SONNE auf Testfahrt in der Kieler Bucht. Foto: J. Steffen, GEOMAR

Abschied von FS SONNE im Dezember 2014. Nach ihrer Vorstellungsreise durch die norddeutschen Küstenländer verließ sie für mehrere Jahre deutsche Gewässer. Ihr Haupteinsatzgebiet ist der Pazifik. Foto: J. Steffen, GEOMAR

 

Schließlich ist das Schiff für die Wissenschaft gebaut worden. Die hat es seitdem intensiv genutzt, unter anderem für Untersuchungen zur Tiefseebiologie, für Untersuchungen zu Manganknollenfeldern im Pazifik oder für Forschungen zum Gasaustausch zwischen Pazifik und Atmosphäre. Die Wissenschaftler haben uns von ihren Erfahrungen und Ergebnissen berichtet, wir haben daraus Pressemitteilungen geschrieben und auch Filmprojekte über Forschungen auf der SONNE betreut – aber alles nur aus der Ferne.

Doch jetzt, nach einem Jahr, soll es für mich ein reales Wiedersehen geben.

Die SONNE ist aktuell vor der Küste von Chile im Einsatz. Dort vermisst ein Team unter der Leitung des Geologen Jan Behrmann den Meeresboden. Dabei nutzt es intensiv das AUV ABYSS. Das AUV-Team berichtet über die Arbeit in seinem Blog.

In der kommenden Woche erfolgt der Teamwechsel. Ab dem 27. November wird ein zweites Team unter Leitung der Geophysiker Heidrun Kopp und Dietrich Lange auf Grundlage der gerade vom AUV erstellten Karten am Meeresboden in 2000 bis 4000 Meter Wassertiefe ein geodätisches Messnetz aufbauen. Warum? Chile steht auf der Liste der erdbebengefährdeten Länder ganz weit oben. Schuld ist die pazifischen Nazca-Erdplatte, die sich vor Chile unter die südamerikanische Erdplatte schiebt. “Vor” ist das entscheidende Wort. Denn die Plattengrenze befindet sich unter Wasser.

An Land ist es heutztage recht einfach möglich, die Bewegungen von Erdplatten zu messen. Man stelle einfach diesseits und jenseits der Plattengrenze Messgeräte mit Satellitennavigation (GPS) auf. Die haben Messgenauigkeiten im Millimeterbereich. So lässt sich relativ einfach vor, während und nach einem Erdbeben messen, wie sich die Platten bewegen und verformen.

Unter Wasser funktioniert das leider nicht. Dort haben GPS-Geräte keinen Empfang.

Die Lösung besteht in einem Netz von Messgeräten, die mit Schall den Abstand voneinander messen und so die Bewegung des Untergrundes aufzeichnen. Schall überträgt sich unter Wasser nämlich hervorragend.

Klingt einfach in der Theorie. In der Praxis gibt es dann doch das eine oder andere Problem. Schließlich ist das System ganz neu und soll zum ersten Mal in diesem Umfang in so großen Wassertiefen abgesetzt werden.

Doch zu viel will ich hier nicht verraten. Nur das: Ich darf meinen Schreibtisch in der Abteilung Kommunikation und Medien des GEOMAR ausnahmsweise gegen eine Kammer auf der SONNE tauschen und das Team begleiten. Wie alle an Bord, die nicht zur Stammbesatzung gehören, werde ich in eine der wissenschaftlichen Wachen eingeteilt und den Experten zur Hand gehen. Aber nebenbei werde ich hier auch über die Arbeiten und das Leben an Bord berichten. Und darüber, warum Abstandsmessung im Millimeterbereich auf 4000 Meter Wassertiefe doch nicht so einfach ist. Und wie die Probleme gelöst werden können. Und ob sich die vier Jahre intensive Vorbereitung der Abteilung Geophysik auszahlen. Und, und, und…

Alle weitere Einträge zu dieser Fahrt werden mit SO244 (Nummer der Expedition) und GEOSEA (Titel des Projekts) überschrieben sein. Damit man sie auch schnell finden kann. Über Fragen und Kommentare freuen wir uns natürlich auch.

Also, hoffentlich bis bald aus Chile,

Jan Steffen

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