Ocean Sampling Day – Globale Forschung trifft internationalen Segelsport

Wasserproben für den Ocean Sampling Day an der Zeitserienstation Boknis Eck. Foto: J. Steffen, GEOMAR Wasserproben für den Ocean Sampling Day an der Zeitserienstation Boknis Eck. Foto: J. Steffen, GEOMAR

Karsten Schwanke, einer der bekanntestens deutschen Fernseh-Meteorologen, hatte uns ja gewarnt. Per Twitter wies er uns gestern darauf hin, dass es heute stürmisch werden könnte in der Kieler Bucht. Ähnliche Informationen lieferte der Deutsche Wetterdienst. Aber die Fahrt mit dem Forschungskutter LITTORINA war lange geplant. Schließlich ist heute internationaler Ocean Sampling Day. Weltweit nehmen Wissenschaftler an 170 Standorten Wasserproben, um der genetischen Vielfalt von Mikroben im Meerwasser auf die Spur zu kommen. Auch Professor Hermann Bange vom GEOMAR und Dr. Carolin Löscher von der Universität Kiel wollten sich daran beteiligen. Dazu haben sie die allmonatliche Fahrt zur Zeitserienstation Boknis Eck am Ausgang der Eckernförder Bucht extra auf den 21. Juni gelegt. Und jetzt diese unerfreulichen Wettervorhersagen…

In Absprache mit der Besatzung der LITTORINA fiel die Entscheidung: Wir laufen trotzdem aus. Sollte das Wetter tatsächlich zu schlecht werden, würden wir uns eine andere, geschütztere Probennahmestelle suchen. Aber wenigstens versuchen wollten wir es.

Also legte die LITTORINA heute morgen pünktlich um 8 Uhr von der GEOMAR-Pier in der Kieler Innenförde ab. Der Himmel war grau verhangen, auf dem Weg aus der Kieler Förde erwischten uns mehrere Schauer und der knapp 30 Meter lange Kutter bewegte sich spürbar unter unseren Füßen. Doch als wir die traditionelle Probennahmestelle Boknis Eck erreichten, schienen sich die Wellen zu beruhigen und sogar die Wolken rissen auf. Das (Wetter)Glück war mit uns.

Zügig begannen die Messungen. Mit einer Secchi-Scheibe bestimmten die Techniker und Wissenschaftler die Sichttiefe im Wasser, dann nahm Carolin Löscher die Wasserproben für den OSD. Während sie die Mikroben daraus herausfilterte, nahmen die anderen Teammitglieder weitere Wasserproben, um Sauerstoffgehalt, Nährstoffkonzentrationen und bestimmte Spurenstoffe im Wasser der Ostsee zu messen. Diese Daten werden seit 1957 an dieser Stelle erhoben und ergeben mittlerweile einen Datensatz, der auf der Welt seinesgleichen sucht.

Kurz nach dem Mittag waren alle Arbeiten erfolgreich abgeschlossen, alle Proben für den Transport in die Labore an Land präpariert. Die LITTORINA wendete ihren Bug wieder Richtung Heimthafen. Allerdings musste der Kapitän dieses Mal einen weiten Bogen fahren. Denn die landnahe Route war mittlerweile von ganzen Flotten von Segelbooten verschiedenster Klassen belegt. Heute ist der erste Tag der Kieler Woche und hier draußen kämpfen Segelsportler um Pokale und Rekorde. Die unzähligen weißen Dreiecke auf dem Wasser bildeten ein beeindruckendes Panorama, das alle Fahrtteilnehmer in seinen Bann zog – bis die ersten Wellen aufs Deck klatschten und uns Sehleute in die Labore vertrieben. Hier, außerhalb des Landsschutzes, hatte der Starkwind eine beachtliche Dünung aufgebaut, stärker noch als auf der Hinfahrt, und die bekamen wir nun zu spüren. Karsten Schwanke twitterte “mein Sagen…” 🙂


Spätestens in der geschützten Innenförde konnten wir alle aber das Gewimmel auf dem Wasser wieder in vollen Zügen genießen. Ein krönender Abschluss für eine erfolgreiche Forschungsfahrt am Ocean Sampling- und Kieler Woche Eröffnungs-Tag.

Die Bearbeitung der Proben und die Auswertung der Daten erfolgt jetzt in den Laboren an Land. Doch dazu später mehr. Jetzt wünschen wir erst einmal alle Lesern ein schönes Wochenende und – wenn sie in der Nähe sind – eine schöne Kieler Woche.

 

Jan Steffen

 

Und hier noch ein paar filmische Impressionen von Maike Nicolai: