Meeresforschung im Museum und anderswo – was bringt es?

6. Forum Wissenschaftskommunikation in Karlsruhe, 11.-13.11.2013 (Foto: C.Urban)

Über eine Diskussion auf der Tagung ‘Forum Wissenschaftskommunikation’ in Karlsruhe

Besucher lesen nicht, wollen aber fundierte wissenschaftliche Informationen. Ja, wie denn nu’, fragen sich die rund 50 Teilnehmer der Vormittags-Session ‘Meeresforschung im Museum und anderswo’ an diesem grauen Dienstag im November auf dem 6. Forum Wissenschaftskommunikation. Es geht um die Vermittlung von komplexen Themen am Beispiel der Meeresforschung, an die viel beschworene breite Öffentlichkeit und Entscheidungsträger, besonders aus der Politik.


Öffentlichkeitsarbeiter und Kommunikatoren kommen einmal im Jahr zusammen, um sich über neue Projekte und aktuelle Trends auszutauschen und zu lernen wie andere ‚Wissenschaft‘ erfolgreich (oder auch nicht) kommunizieren. Mehr als 350 Kommunikatoren haben sich auf Einladung von Wissenschaft im Dialog im Messekongress-Center in Karlsruhe versammelt, um fern jeglicher Ablenkung eigene Maßnahmen auf den Prüfstand zu stellen und über neue Wege in der Öffentlichkeitsarbeit nachzudenken. Was bewirken Web-Videos? Wie wirksam ist Social Media in der Wissenschaftskommunikation? Wie kommuniziere ich noch gezielter für meine Zielgruppe? Wie kooperieren Städte erfolgreich mit Hochschulen und wissenschaftlichen Institutionen? Was ist leichte Sprache und was nicht? – sind nur einige der Fragen, die in Sessions, Panels oder in den Kaffeerunden beim Networking am Rande diskutiert werden.

Zum ersten Mal sind auch die Kieler Meereswissenschaften Teil einer Session zum Thema Meeresforschung im Museum und anderswo – was bringt es? Auf dem Podium sind die Ausstellungsverantwortlichen der norddeutschen Meeresforschungsinstitutionen MARUM und GEOMAR, aus dem Stralsunder Meeresmuseum OZEANEUM und dem Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ vereint. Sie alle eint die schwierige Aufgabe, die vielfältigen Aspekte des Ozeans einem nicht vorgebildeten Publikum zu vermitteln.

Aber wie geht das ohne lesen? Dem OZEANEUM scheint der schwierige Spagat zwischen knappem Teaser und wissenschaftlich richtiger, aber dennoch verständlicher Vertiefung gut gelungen zu sein. Die Besucher aus der Region, hauptsächlich Familien während des Urlaubes an der Ostsee-Küste danken es den Museumsmachern mit konstant hohen Besucherzahlen. Anziehungspunkt sind dabei die Aquarien und die eindrucksvollen Walskelette – nicht aber der Ausstellungsbereich, der sich mit der Erforschung und Nutzung der Meere beschäftigt. Haben wir uns irgendwie gedacht. Science does‘nt sell. Was aber die erste ausführliche Evaluation zu Tage bringt ist beruhigend: Die Besucher interessieren sich doch für die Themen der Ozeanforscher. Für die meisten sind die Forschungsfragen zum Ozean dabei Neuland und nach dem Rundgang befragt, blieb erstaunlich viel hängen. Und mehr noch, viele gaben an, sich auch zu Hause weiter mit den Themen zu beschäftigen. Meeresforschung im Museum bringt also was.

Ähnliche Erfahrungen berichtet auch meine Kollegin Annika Wallaschek vom Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“. Die gleichnamige Ausstellung tourte zu zahlreichen Orten in Deutschland und wurde auch fast sechs Monate im Deutschen Museum in München präsentiert. 130.000 Besucher kamen und tauchten gemeinsam mit Guides und Wissenschaftlern in die Tiefsee. Auch hier war das Vorwissen oft gleich null, das Interesse während und nach dem Ausstellungsbesuch aber hoch. Allein der Einsatz von digitalen Medien und damit ein vergleichsweise häufiger Ausfall, so das Ergebnis der professionellen Evaluation, wurden von den Besuchern bemängelt. Wohlfühlen, dieser Aspekt spielt eine große Rolle für erfolgreiche Wissensvermittlung im Museum und auch anderswo. Die Atmosphäre muss stimmen und auch der erhobene Zeigefinger sollte lieber wegbleiben. Das scheint allen vorgestellten Projekten gelungen zu sein.

Das MARUM in Bremen ist mit seiner Ausstellung „Meer erleben“ vor einigen Jahren einen neuen Weg der Wissensvermittlung gegangen. Meeresthemen werden in großen Einkaufszentren in Deutschland gezeigt und holen damit die „breite Öffentlichkeit“ im Alltag ab. Die Ausstellung ist so erfolgreich, dass sie um einige Jahre verlängert wurde. Auch hier zeigt sich, Meeresforschung bewegt Menschen und animiert dazu, sich auch weiter mit gesellschaftlich relevanten wissenschaftlichen Fragestellungen zu beschäftigen. Auch für Entscheidungsträger wie die Politik sind Ausstellungen ein willkommenes Medium, um die Themen der Meeresforscher zu vermitteln, so eindrucksvoll dargestellt am Beispiel der KDM Wanderausstellung.

Viele Grüße aus Karlsruhe
Friederike Balzereit