Plastic Pirates – Go Europe! – Ein Citizen-Science Projekt zur Erforschung der Müllverschmutzung am Fluss

Wie stark sind Europas Flüsse mit Müll belastet und was stellen die Hauptmüllquellen für die Müllverschmutzung dar? Auf genau diese und noch weitere Fragen möchte das Projekt „Plastic Pirates – Go Europe!“ Antworten finden. Die „Plastic Pirates“ sind ein Citizen Science-Projekt zur Erforschung der Müllverschmutzung europäischer Fließgewässer, welches im Rahmen der EU-Trio Ratspräsidentschaft in den Ländern Portugal, Slowenien und Deutschland durchgeführt wird. Jugendliche werden hierbei in den wissenschaftlichen Forschungsprozess integriert, indem sie an Flüssen vor ihrer Haustür Daten zur Müllverschmutzung erheben. Diese Daten werden anschließend von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgewertet und in Fachzeitschriften publiziert und somit der internationalen Forschungsgemeinschaft zugänglich gemacht*. Das Ziel des Projektes besteht zum einen in der weiträumigen, wissenschaftlichen Erfassung der Müllverschmutzung an Fließgewässern sowie der Identifizierung von möglichen Müll-Hotspots. Bis heute wurden zum Großteil Plastikteile, Zigaretten und Glasscherben an und in Flüssen gefunden. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen geht es jedoch auch um die Förderung einer Scientific Literacy, eine Erhöhung des Wissens zu naturwissenschaftlichen Zusammenhängen und der Steigerung des Interesses von Jugendlichen an den Naturwissenschaften. Darüber hinaus bietet der Citizen Science-Ansatz den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Einblicke in wissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen, wie z. B. das Erstellen von wissenschaftlichen Fragestellungen und die Erhebung und Auswertung von wissenschaftlichen Daten. Nicht zuletzt werden die Jugendlichen hinsichtlich des Themas Nachhaltigkeit und ihres eigenen Konsumverhaltens sensibilisiert, wodurch eine langfristige Veränderung des eigenen Handelns initiiert wird.

Die beiden Plastik Piraten bereiten das Mikroplastikprobennahmenetz vor. Die Plastikflaschen an der Seite werden noch angebracht und dienen als Schwimmkörper. Das Netz wird nun für 60 Minuten in den Fluss gehängt, sodass das Oberflächenwasser hindurchströmt. Partikel, größer als die 1 mm Maschenweite, verfangen sich im Netz. Damit können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, wieviel Plastikpartikel in den Flüssen vorkommen und wohlmöglich in die Meere gelangen. © BMBF/Gesine Born

Studien zeigen, dass Kunststoffe über vielfältige Pfade in den Ozean eingetragen werden. Ungefähr 80 % der in die marine Umwelt eingetragenen Kunststoffe haben ihren Ursprung an Land und werden u. a. über Flüsse, die Atmosphäre oder direkt vom Strand durch Winde, Starkniederschläge oder Wellenschlag in den Ozean eingetragen. Zu einem geringeren Anteil entsteht der Müll direkt auf dem Ozean, beispielweise durch dir Schifffahrt, Aquakulturen oder Fischerei. Globale Modelle schätzen, dass jährlich bis zu 2,5 Millionen Tonnen Plastikmüll über Flüsse in den Ozean eingetragen werden. Die Donau trägt jährlich beispielsweise bis zu 1500 Tonnen an Plastik pro Jahr in das Schwarze Meer ein, der Rhein bis zu 31 Tonnen in die Nordsee. Während erste Studien annahmen, dass große Flüsse aus Asien und Afrika bis zu 67 % des totalen Müllanteils ausmachen, wurde in aktuelleren Studien nachgewiesen, dass kleinere Flüsse ebenfalls relativ große Mengen an Plastikmüll in den Ozean transportieren können. Aufgrund dessen ist eine umfassende Betrachtung von möglichst vielen Flusssystemen notwendig, um Aufschlüsse über die Abundanz und Zusammensetzung des Mülls in Flüssen und an Flussufern zu erhalten.

Alle Ergebnisse werden sorgfältig im Aktionsheft notiert. Nach der Probennahme laden die Teilnehmer ihre Ergebnisse auf der Projektwebseite hoch. © BMBF/Gesine Born
So sieht es aus, wenn die Plastik Piraten einen Fluss mit dem Mikoplastiknetz untersuchen. Alle Gruppen in Deutschland, Portugal und Slowenien verwenden diese Netze, sodass die Ergebnisse untereinander vergleichbar sind. Ein Netz kann man sich ganz einfach und kostenlos über die Projektwebseite bestellen. © BMBF/Gesine Born

Seit Beginn des Projektes im Frühjahr 2016 haben bis heute über 15.000 Jugendliche an über 900 Standorten Flüsse und Bäche auf ihre Verschmutzung durch Plastikmüll untersucht. Der nächste Probenzeitraum läuft vom 01. Mai bis 30. Juni 2021 – sei mit dabei! Weitere Informationen gibt es unter https://www.plastic-pirates.eu/de sowie auf unserer Facebook-Seite https://www.facebook.com/PlasticPirates/ .

*Eine erste Publikation zu den Ergebnissen der Probenzeiträume 2016 und 2017 gibt es bereits hier: https://doi.org/10.1016/j.envpol.2018.11.025

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