Miesmuscheln in Sauer – Teil 1

Miesmuscheln im Experiment. Foto: Warnk/Phol/Gall, GEOMAR Miesmuscheln im Experiment. Foto: Warnk/Phol/Gall, GEOMAR

Nach meiner Doktorarbeit im Jahre 2012 stellte ich fest, dass es mir in meiner wissenschaftlichen Karriere am meisten Spaß machte, die Ergebnisse meiner Forschung zu kommunizieren. Da ich gerne anderen die für mich so spannende Welt der Wissenschaft näherbringe, habe mich deshalb auch sehr gefreut, in diesem Jahr ein Praktikum in der Abteilung Kommunikation und Medien am GEOMAR machen zu können.

Anfang August habe ich mich für den Preis „Verständliche Wissenschaft“ des Helmholtz-Zentrums Geesthacht beworben und bin tatsächlich in die Endrunde gekommen. Bei dem Wettbewerb geht es darum, das eigene Promotionsthema möglichst allgemein verständlich darzustellen. Ob mir das im Bewerbungstext gelungen ist, könnt Ihr hier selbst beurteilen:

Miesmuscheln in Sauer

Beeinflusst der Säuregrad des Wassers, wie viele Miesmuscheln von Seesternen und Krebsen gefressen werden?

Wettrüsten im Meer

In der Natur tobt ein ständiger Kampf: der zwischen Jägern und Beute. Die Beute versucht sich bestmöglich zu schützen, die Jäger wollen trotz Abwehrmaßnahmen an die Beute kommen. Miesmuscheln schützen sich beispielsweise mit harten Schalen vor ihren Fraßfeinden. Strandkrabben auf der anderen Seite, für die die Miesmuscheln eine Delikatesse darstellen, versuchen mithilfe ihrer gepanzerten Scheren und Mundwerkzeuge an das weiche Muschelfleisch zu kommen. Auch der gemeine Seestern hat seine Waffen, um an die Köstlichkeit zu gelangen. Geduldig verharrt er mit der Muschel im Klammergriff, seine Mundöffnung direkt über den verschlossenen Rändern. Beim nächsten Aufklappen der Schalen lässt er die filigranen Einzelteile seines Skeletts einrasten und seine Glieder ohne Energieaufwand hart werden. Dann stülpt er seinen Magen ins Innere der Muschel – das vorverdaute Muskelfleisch saugt er schließlich ein.
Die Stabilität aller dieser harten Strukturen, sowohl von Jägern als auch von Beute, tragen somit entscheidend dazu bei, wie viele und wie große Miesmuscheln von Seesternen und Krebsen konsumiert werden können. Schalen, Panzer und Skelette enthalten jedoch Kalk und sind somit potentiell anfällig für ein Phänomen, das in der Fachliteratur mit „Ozeanversauerung“ betitelt wird.

Ozeanversauerung: ein weltweites Phänomen

Im Zuge des globalen Klimawandels entsteht auch eine fortschreitende Ozeanversauerung mit Auswirkungen auf tierische Lebensräume. Werden Wissenschaftler gebeten, den Begriff Ozeanversauerung anschaulich zu erklären, fallen häufig zwei Begriffe: Mineralwasser und Wasserkocher. Der eigentliche Prozess der Versauerung lässt sich wie der Effekt von Kohlensäure im Mineralwasser erklären. Sie entsteht, wenn sich Kohlenstoffdioxid im Wasser löst und mit ihm reagiert. Folge: Das Mineralwasser sprudelt und schmeckt sauer. Ähnliches passiert derzeit in allen Gewässern weltweit, da die Konzentration an Kohlenstoffdioxid (CO2) in der Atmosphäre immer weiter ansteigt. Das System ist bestrebt, einen Ausgleich zwischen Atmosphäre und Wasser zu schaffen, wodurch große Mengen des CO2s ins Meerwasser gelangen. Das Meer kann zwar aufgrund der enthaltenen Salze einen Großteil des Prozesses abpuffern, sozusagen entschärfen, dennoch ist schon heute der offene Ozean saurer als noch zu vorindustriellen Zeiten.
Die Konsequenzen für Tiere und Pflanzen im Wasser sind beträchtlich, denn viele ihrer Schutzmechanismen beruhen auf säureempfindlichem Kalk. Die Effekte lassen sich anhand des Wasserkochers erklären: Möchte man Kalk aus diesem entfernen, setzt man Säure ein, die die weißen Spuren beim Aufkochen verlässlich auflöst. Da die Schale der Miesmuschel, der Panzer der Strandkrabbe und das Skelett des Gemeinen Seesterns vorwiegend aus Kalk besteht, sind alle drei Arten somit potentiell empfindlich gegenüber einer Versauerung des Wassers.

Gespannt, wie es weitergeht? Nächste Woche erscheint an derselben Stelle Teil 2 mit den Ergebnissen meiner Studien

Yasmin Appelhans


 

2 thoughts on “Miesmuscheln in Sauer – Teil 1

  1. Hallo,

    herzlich willkommen in der Blogger-Welt! Wir freuen uns schon auf viele spannende Beiträge.

    Schöne Grüße,

    Jan

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