Vom Winde verweht

Nach dem der Wellengang schon an unserem ersten Tag deutlich spürbar war, wurde es über Nacht und an Tag 2 unsere Ausfahrt nicht wirklich besser. Bei einer Windgeschwindigkeit von mehr als 15 m/s war an Fischen nicht zu denken und schon der Nachtschicht war es nur mit einem spektakulären Rettungsmanöver gelungen die Planktonnetze einer Welle zu entreißen die das gesamte Deck knöcheltief unter Wasser setzte.

Um es an diesem Tag noch zu irgendwas zu bringen wurde entschieden erst Mal in Richtung Bornholm zu fahren um dort hoffentlich etwas windgeschützter doch noch ein paar Stationen abarbeiten zu können. Diese 6 stündige Fahrt kam allen ganz gelegen, da die meisten von uns weniger mit den Wellen ums Equipment als mit dem eignen Magen zu kämpfen hatten.

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Weltuntergansstimmung am Abend

Trotzdem bot das Wetter für uns Landratten ein beeindruckendes Schauspiel. Die Wellen trugen weiße Schaumkronen von denen der Wind eine spritzende Gischtfahne abrasierte. Obwohl der Himmel die meiste Zeit wolkenverhangen war und es ab und an auch hagelte, trieb der Wind die Wolken schnell weiter und so hatten wir auch sonnige Stunden. Da wir während der Fahrt ins neue Probengebiet nichts zu arbeiten hatten konnten wir die Wärme ausgestreckt auf dem windgeschützten Deck genießen.
Im Windschatten von Bornholm konnten wir dann tatsächlich das Bongo fahren, ein Planktonnetz das ein bisschen aussieht wie 4 sehr lange Zipfelmützen, an denen unten ein Gewicht hängt.

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Nächtliches Bongo fischen: Das Bongo wird eingeholt

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Die Netzbeutel mit dem Plankton am Ende der Netze werde abgezogen

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Und das ganze wird über Siebe in Plastikbecherchen gespült und dann konserviert

Entgegen der Prognosen ließ der Wind allerdings nicht so stark nach wie erhofft und wir wurden noch mehrmals ordentlich durchgeschüttelt. Besonders unangenehm immer dann, wenn die Wellen quer zur Fahrtrichtung verliefen. Mit Abendessen war es da bei den meisten nicht weit her.
Heute Morgen, an Tag drei der Ausfahrt, hatte der Wind endlich so weit abgeflaut, dass wir mit dem Schleppnetz fischen konnten. Über Langeweile konnte niemand klagen, die Dorsche wurden wie am Fließband abgearbeitet, aber trotzdem nicht wirklich weniger. Die Nachtschicht wird jetzt wieder entspannter, allerdings frischt der Wind grade wieder auf… und es regnet…

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Begegnung auf der Ostsee. Ein Offshore-Windpark im Aufbau