Navigators Wochenbericht: Entdecker

Sechs von den 15 Ahu Tongariki Moais. Foto: Rivi via Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 Sechs von den 15 Ahu Tongariki Moais. Foto: Rivi via Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Ostern steht vor der Tür. Deshalb machen wir heute… nein, nicht mit Eiern oder Häschen… mit weltberühmten Steinköpfen auf. Die oben abgebildeten Figuren gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe und stehen auf der OSTERinsel. Was hat das jetzt mit der Kieler Meeresforschung zu tun? Zunächst einmal nicht viel, denn die Osterinsel steht im Moment nicht auf der Liste unser aktuellen Expeditionsziele. Aber sie steht für einsame Inseln, ihre Geschichte kann uns möglicherweise etwas über den Umgang von Menschen mit der Natur lehren. Das macht sie für alle, die etwas für die Meere und die Umwelt übrig haben, per se interessant. Zu guter Letzt führt uns der Name der Osterinsel aber auch zurück in die Zeit der großen Entdeckungsfahrten.  Am 5. April 1722 landete eine niederländische Expedition unter Leitung von Jacob Roggeveen auf der Insel. Der 5. April war (genau wie in diesem Jahr 2015) der Ostersonntag. Also hieß die Insel ab sofort “Osterinsel”. So war das damals. Sobald ein Europäer an einer noch nicht von anderen Europäern besetzten Küste landete, vergab er einen Namen. Das konnten Festtage sein (z.B. Osterinsel, Weihnachtsinsel), die Namen von Gönnern (Sandwich-Inseln) oder die von Monarchen (Philippinen). Auf die Namensgebung (und Rechte) der Einheimischen wurde damals keine Rücksicht genommen.

Das hat sich glücklicherweise mittlerweile geändert (die Sandwich-Inselnzum Beispiel sind heute bekannter unter dem Namen Hawaii). Wer aber glaubt, die Zeit der Entdeckungen sei mit der Kartierung der letzen Landflächen vorbei, der irrt. Das kann man eindrücklich im neuesten Post des “Ecological Aspects of Deep-Sea Mining” (EADSM)-Blog nachlesen. Der GEOMAR-Kollege Jens Greinert beschreibt dort mit großer Begeisterung, wie er und sein Team vom deutschen Forschungsschiff SONNE aus Meeresboden im Pazifik kartieren (allerdings mehrere tausend Kilometer nördlich der Osterinsel). Dabei entdeckten sie Strukturen am Meeresboden, die bisher keinem Menschen bekannt waren. Wie schriebt Jens Greinert so schön: “Almost 100% of the time we are old fashioned explorers, charting the seafloor the very first time in detail and make new findings every few 100 meters.” Ob die neu entdeckten Strukturen gleich Namen erhalten haben, lässt er noch offen. Aber auch das ist üblich. 2013 haben Kollegen zum Beispiel ein neu entdecktes Hydrothermalfeld im Südatlantik zu Ehren des Forschungsschiffes MARIA S. MERIAN “Merian-Feld” genannt. Die einheimischen Krabben, Muscheln und Würmer bitten wir für diesen Akt des Entdeckertums um Verständnis. Ob es nach dem Osterfest 2015 im Pazfik einen neu benannten “Easter”-Seamount gibt, verrät uns Jens Greinert vielleicht in einem der nächsten Posts im EADSM-Blog.

Seamounts on the way to the CCZ. Bathymetric map created with the deep-water multibeam echosounder system of RV SONNE

Seamounts on the way to the CCZ. Bathymetric map created with the deep-water multibeam echosounder system of RV SONNE

Um noch einmal auf die Osterinsel zurückzukommen: Die gehört heutzutage zu Chile. Und in Chile können in diesem Jahr deutsche Schülerinnen und Schüler die Welt der Wissenschaft zusammen mit einem brandaktuellen Thema entdecken. Das ozean:labor der Kieler Forschungswerkstatt startet ab Mai ein neues Projekt in Kooperation mit der Universität Catolica del Norte in Chile zum Thema Plastikmüll. Das Besondere: Schülerinnen und Schüler im Alter von zehn bis 15 Jahren können aktiv an aktueller Forschung mitwirken. Bereits seit 2008 wird das so genannte Citizen-Science-Projekt – Bürger beteiligen sich an Wissenschaft – unter der Leitung des Meeresbiologen Prof. Martin Thiel in Chile durchgeführt und soll zukünftig in Kooperation mit der Kieler Forschungswerkstatt auch mit deutschen Schülergruppen umgesetzt werden. Projektverantwortliche sind Dr. Katrin Knickmeier vom Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ und die abgeordnete Lehrkraft Katrin Kruse.

Arbeitsgruppe Citizen Science Chile und Deutschland. Foto: Friederike Balzereit

Arbeitsgruppe Citizen Science Chile und Deutschland. Foto: Friederike Balzereit

Neben naturwissenschaftlichen Fachinhalten zur Müllproblematik in den Weltmeeren, erlernen die Schülerinnen und Schüler moderne Methodiken aus der aktuellen Forschung und wenden diese selber an. Unterstützt werden sie durch Unterrichtsmaterial der Kieler Forschungswerkstatt. Die Zusammenarbeit mit chilenischen Schulen bietet darüber hinaus die Möglichkeit, den Blick zu weiten und das Thema aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Interessierte Lehrer aller Schularten können sich ab sofort für das Projekt anmelden. Ausführliche Informationen gibt es hier.

So und damit wünschen wir Frohe Ostern und viele aufregende Entdeckungen bei der Ostereiersuche 🙂

Jan Steffen und Friederike Balzereit