Geschrieben von Clara Winguth, Masterstudentin am GEOMAR, Übersetzung von Josefine Karnartz, Doktorandin am GEOMAR
Es dauerte nicht lange nach Verlassen des Hafens, da entdeckten wir schon in der Ferne die ersten Walblase! Sofort holten alle ihre längsten Kameraobjektive raus und fingen an zu knipsen. Doch da wussten wir noch nicht, dass das noch lange nicht alles war!
Die Walsichtungen in den letzten Wochen waren einfach großartig. Bis jetzt entdeckten wir nur Buckelwale – aber davon eine Menge! Mittlerweile habe ich den Überblick verloren, wie viele Wale wir gesehen haben, aber es gibt einige Erlebnisse, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind. Eines Tages beim Arbeiten im Labor schauten meine Kolleg*innen und ich nach draußen und entdeckten gleich mehrere Wale durch die Bullaugen. Sie klatschten mit ihren Flossen auf das Wasser und das sah so aus, als würden sie uns zuwinken – und das über Stunden. Dann kamen noch mehr Wale zum Spektakel dazu. Ein für mich besonderer Wal schwamm etwa 10 Meter von unserem Schiff entfernt, steckte seine Schnauze aus dem Wasser uns entgegen und belohnte uns danach mit einem atemberaubenden Sprung zurück ins Wasser. Dieser Moment wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Der Wal war so nah, dass ich die kleinen Seepocken auf seiner Schnauze deutlich sehen konnte. Es fühlte sich an, als wäre dieses majestätische Tier genauso neugierig auf uns wie, wir auf es.


Zwei weitere Wal-Erlebnisse möchte ich unbedingt mit der Welt teilen. Nach dem bereits erwähnten Wal-Tag war ich schon extrem dankbar für die vielen Walbegegnungen. Ein paar Tage später wachte ich auf und erhielt eine Nachricht, dass springende Wale in der Nähe des Schiffes gesichtet wurden. Während einer Dredge-Station, bei der das Schiff langsam fährt, umkreisten vier Wale mehrmals die FS Sonne und sprangen dabei immer wieder aus dem Wasser. Die Wal-Gruppe war so aktiv, dass ich sogar die tiefen Wale-Laute in meiner Kammer hören konnte. Danach hatten wir ein paar ruhige Tage, aber das war sicher nicht das letzte Mal. Heute beim Mittagessen, auf dem Weg zu einer neuen Station, schauten wir aus dem Fenster und ein Wal tauchte direkt neben uns auf und begleitete uns ein kleines Stück. Durch diese unglaublichen Walbegegnungen könnte man glatt das Gefühl bekommen, man lebe in einem Märchen, in dem eine Freundschaft mit solchen Wildtieren möglich ist.


Wale sind zwar die größten Tiere, die wir bisher gesehen haben, aber auch andere Lebewesen haben unser Herz erobert. Albatrosse haben besonders in den südlicheren Breiten unserer Forschungsreise die Lüfte mit ihrer Anwesenheit geschmückt. Diese riesigen Vögel gleiten so anmutig nah über der Wasseroberfläche, und nur ein kleiner Flügelschlag reicht schon, um wieder gekonnt hoch in den Himmel zu steigen ohne die Wellen zu berühren. Wenn sie auf dem Wasser landen wollen, muss ich immer etwas schmunzeln, denn sie strecken ihre Beine aus, als würden sie die Bremsen ziehen, um dann elegant ins Wasser zu krachen. Früher hätte ich mich nie als Vogelbeobachter bezeichnet, aber ich könnte diesen Schönheiten stundenlang zusehen – und ich habe es auch! Besonders angesichts ihres gefährdeten Status fühle ich mich geehrt, sie in großer Zahl um unser Schiff herum zu sehen.


Nennenswerte Erwähnungen gehen an die wenigen Meeresschildkröten und die fliegenden Fische, die andere Wissenschaftler und Crewmitglieder gesehen haben. Ich selbst hatte noch nicht das Vergnügen, sie zu entdecken, also halte ich für die restliche Zeit meine Augen offen. Auch wenn ich nicht jedes Tier gesehen habe, das uns besucht hat, kann ich als selbsternannter Tierliebhaber und Freund der kleinen (oder massiven, wenn wir von Walen sprechen) Dinge im Leben nicht genug Dankbarkeit für all die Wildtiere empfinden, die ich bisher im Indischen Ozean gesehen habe.
