Die Night CTD

von Kira Lange, GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Bzzz bzzz. Der Wecker klingelt morgens um 3.45 Uhr. Der erste verschlafene Blick des Tages geht auf DSHIP. DSHIP ist eine Plattform, auf der die Position des Schiffs und der CTD, einem Gerät, mit dem man Salzgehalt, Temperatur, Tiefe und weitere Parameter messen kann, angezeigt wird. Auf welcher Höhe ist die CTD? Glück gehabt, 400 m noch. Noch genug Zeit um wach zu werden, Probenflaschen zu labeln, Handschuhe rauszuholen, und den anderen leicht zerknautschten Frühaufstehern einen guten Morgen zu wünschen. Der erste Schritt geht raus aufs Deck. Wir stehen zusammen mit den Crew-Nachtschichtlern Thorge und Frank an der Reling und beobachten, wie die CTD im mystisch blau leuchtenden Wasser aufsteigt. Gelegentlich wird sie von verschiedenen Meeresbewohnern, wie Sepien, Fischen und Rochen begleitet. Dies löst den ein oder anderen Freudenschrei aus.

Kira entnimmt aus der Niskin-Flasche eine Wasserprobe zur Analyse der Sauerstoffkonzentration nach der Winkler-Methode. (Foto: Riel Ingeniero)

Nachdem Thorge und Frank die CTD wieder heile und sicher an Deck befördert haben und alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, gibt uns das CTD-Team Rena und Qingwen das Signal zum Starten und das Sampling kann beginnen. Da nur wenige Menschen Proben nehmen, gibt es glücklicherweise weder Wasser- noch Zeitstress. Alles läuft ein wenig entspannter ab als tagsüber.  Beim Sampling mit am Start sind wie immer Dennis fürs Isopren, Julia für die Halocarbons und/oder Pigmente sowie Leon und Kira für Sauerstoff und Nährstoffe.

Aus den Boxen im Hangar ertönt die liebliche Stimme Udo Lindenbergs. Während der Sonderzug nach Pankow fährt, tüfteln wir die geeignetste Sampling-Reihenfolge aus. Da verschiedene Gase unterschiedliche Flüchtigkeiten besitzen, ist es wichtig, die Wasserproben in der richtigen Reihenfolge aus den Niskin-Bottles zu entnehmen. Während Leon und Kira das flüchtigste Gas Sauerstoff beproben, lauert ihnen Dennis bereits in seinen gelben Gummistiefeln mit Stahlkappe im Nacken. Nachdem Julia die Halocarbons gesampelt hat, kann schließlich das Wettrennen zwischen Leon und Kira um die schnellste Nährstoffprobenahme beginnen. Dies treibt den Adrenalinspiegel so richtig schön in die Höhe und jegliche Restmüdigkeit verschwindet. Für die darauffolgende Entspannung sorgt die langsam am Horizont auftauchende, rote Sonne. Die letzten Flaschen Pigmente werden abgefüllt, während sich der Himmel langsam von leuchtend apricot bis strahlend blau färbt. Nachdem der letzte Tropfen Wasser überführt wurde, übernimmt das Go-Flo-Team den Hangar. Unsere Probenflaschen können in die Labore gebracht und die Filtrationen und Messungen gut gelaunt gestartet werden. Jetzt dauert es nur noch eine Stunde, bis wir frühstücken können. Zum Glück ist heute Donnerstag, seemännischer Sonntag, da gibt es immer Croissants mit der heiß begehrten Himbeermarmelade.

Dennis arbeitet mit dem Gaschromatograph-Massenspektrometer (GC-MS). (Foto: Riel Ingeniero)