Die Erste Forschungfahrt

von Albert Firus und Laurenz van Bonn (GEOMAR)

Albert und Laurenz an bord des F/S Sonne (Foto: Tjark Andersch).

Während die F/S SONNE die ersten Messstationen rund um den Äquator hinter sich lässt und weiter hineinfährt in den Golf der Bengalen, haben Techniker*innen, Wissenschaftler*innen und Crew an Bord alle Hände voll zu tun. Während das für die einen schon fast Alltag ist, wie zum Beispiel für unseren Techniker Mario, der bereits zum 36. Mal bei einer Forschungsfahrt dabei ist, sammeln andere in diesen Tagen ihre allerersten Erfahrungen an Bord eines Forschungsschiffs. Dazu gehören auch die beiden Studenten Albert (26, Geowissenschaften) und Laurenz (21, Umweltwissenschaften). Albert untersucht für das GEOMAR in der Arbeitsgruppe der marinen Biogeochemie oberflächennahe Spurenmetalle und Laurenz, ebenfalls für das Geomar an Bord, beschäftigt sich in der Arbeitsgruppe der chemischen Ozeanographie mit den Spurengasen in der Wassersäule, insbesondere mit den Treibhausgasen N2O und CH4. Die beiden haben nun bald bereits die ersten zwei Wochen an der Bord der SONNE hinter sich und schildern die unterschiedlichen Eindrücke ihrer ersten großen Forschungsfahrt. 

Albert mit der GEOMAR Spurenmetallforschungsgrupe beim Einsatz des Go-Flo (Foto: Riel Ingeniero).

Albert: „Als ich an einem normalen Arbeitstag aus heiterem Himmel gefragt wurde, ob ich nicht Lust hätte, bei der nächsten Ausfahrt in den indischen Ozean dabei zu sein, fiel mir die Kinnlade herunter. Seit ich angefangen habe zu studieren, war ein ständiger Gedanke und Traum bei einer Forschungsfahrt dabei zu sein. Bei Beginn meines HiWi-Jobs am GEOMAR schien dieser lang gehegte Traum näher zu rücken, doch es sollte noch ein Jahr dauern, bis es letztendlichso weit war. Ich dachte sofort „Ja!“ und so begannen die Vorbereitungen bis zum April 2024. 

Aufgrund verschiedener Verzögerungen hatten die 39 Wissenschaftler*innen Zeit, sich in Colombo kennenzulernen. Schon dort wirkten die Teilnehmenden sehr motiviert und hilfsbereit. Dieser Eindruck verfestigte sich auch nach Abfahrt der SONNE Richtung Südosten bis über den Äquator hinaus. In den ersten Tagen gewähnte ich mich noch an das ständig schaukelnde Schiff. Es ist viel größer, als ich erwartet habe. Mehr als einmal kam es vor, dass ich mich verlaufen habe, doch zum Glück ist auch die Crew des Schiffes sehr hilfsbereit und steht mit Rat und Tat zur Seite. Den Weg, den wohl jeder als erstes auswendig weiß, ist der Weg zur Messe. Das muss man aber auch, denn die Zeiten für die Mahlzeiten sind zeitlich festgelegt. Die Gerichte sind köstlich, variantenreich und kraftspendend für die auch mal körperlich anstrengende Arbeit. Diese steht an, wenn wir an der nächsten Station ankommen. Diese können wir auch mal nachts erreichen, was bedeutet, dass Nachtschichten anstehen. Zum Glück sind unsere Kammern gemütlich und der Schlaf erholsam. Inzwischen schaukelt das Schiff mich in den Schlaf. 

Falls einem doch mal schwindelig wird, sucht man sich einen schönen Platz am Fenster oder besser noch an der Reling in die Wellen des Ozeans. Das Blau des Wassers ist jeden Tag aufs Neue atemberaubend schön. Auch die Sonnenuntergänge sorgen für einen immer knapper werdenden Speicher auf dem Handy. Wer lebendigeres sehen will, kann nach Einbruch der Dunkelheit versuchen einen Blick auf pinke und orangene Tintenfische, fliegende Fische oder Quallen zu erhaschen. 

Wenn die Wochentrage wegen Nachtschichten und keinem Wochenende verschwimmen, vergisst man oft welcher Wochentag es gerade ist. Einzig der Fisch am Freitag und das Speiseeis am Donnerstag und Sonntag erinnern ein dann daran, welcher Tag es ist.“

Laurenz nimmt Spurengasproben aus den Niskin-Flaschen (Foto: Tjark Andersch).

Laurenz: „Forschungsschiffe wie die SONNE kannte ich bisher eigentlich nur aus Vorlesungen im Hörsaal. Ich dachte immer, wie großartig es wäre, mal selbst bei einer Forschungsfahrt dabei zu sein und als ich dann die Möglichkeit bekommen habe, mit auf die SO305 zu kommen, war meine Vorfreude natürlich riesig. Als wir dann in Colombo den ersten Schritt auf das Schiff gesetzt haben, war das ein toller Moment, gleichzeitig aber auch sehr aufregend – man weiß ja schließlich nicht, was einen erwartet in den nächsten 6 Wochen. Die Aufregung verflog allerdings fast schneller, als sie kommen konnte, und das liegt vor allem an den großartigen Menschen, die an dieser Fahrt beteiligt sind, an den tollen Kolleginnen und Kollegen und der Crew, die alle unglaublich hilfsbereit sind und super zusammenarbeiten. Die ersten Tage waren gefüllt mit neuen Eindrücken, ich habe bereits sehr viel gelernt und das nicht nur wissenschaftlich, sondern auch über die Wichtigkeit von Organisation und Kommunikation an Bord, darüber gemeinschaftlich Lösungen für jedes Problem finden zu können. Ich freue mich sehr darauf, in den nächsten Wochen noch mehr zu lernen und tiefer in die Welt der Meeresforschung eintauchen zu können. Wann immer die viele Arbeit und der wenige Schlaf mal eine kleine Auszeit verlangen, setze ich mich auf das oberste Deck lasse meinen Blick am Tag über das unglaublich blaue Wasser schweifen oder in der Nacht in den Sternenhimmel, an welchem man in klaren Nächten sogar die Milchstraße sehen kann. Es ist ein sehr besonderes Gefühl, an Deck zu stehen und um sich herum überall nur Wasser zu sehen, nur ahnen zu können, was in den mehr als 4000 Meter unter uns alles passiert. An der Erforschung dieses Wunders beteiligt zu sein, ist ein tolles Gefühl und ich hoffe, dass das nur der Anfang ist und ich irgendwann mal auf eine ähnliche Zahl an Forschungsfahrten komme, wie Mario, im Laufe der Zeit. Der einzige Wunsch, den für die restliche Fahrt jetzt noch habe, ist, dass uns ein paar Wale einen Besuch abstatten – die halten sich bisher nämlich noch ziemlich verdeckt.“

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *