Wir segeln nun über eine freundliche Nordsee zurück, spiegelglatt unter der warmen Sommersonne. Anna hatte ihren frühen Morgenkaffee unter einem rosa Sonnenaufgang, mit Delphinen, die um das Schiff herum sprangen.
Die Arbeit ist größtenteils erledigt. Die Mannschaft reinigt das Schiff von den letzten Spuren des Nordseeschlamms. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind nun damit beschäftigt, letzte Proben zu lagern, Geräte zu reinigen, Daten auf Festplatten zu übertragen, zu packen und Expeditionsberichte zu schreiben.
Unser Ziel war es, die natürliche Aktivität des Meeresbodens zu bestimmen. Der Meeresboden hier ist flach und verdichtet mit vielen Pockennarben. Dabei handelt es sich um 3-4 Meter tiefe Täler von circa 100 Meter Breite, die durch explosive Methanfreisetzung entstehen. Es ist möglich, dass diese Pockennarben aktivere Ökosysteme sind, da sie Detritus sammeln und möglicherweise durch die laufende Methanfreisetzung angeheizt werden. Wir sind gespannt, ob diese Pockennarben eine andere Tiergemeinschaft haben, ob sie mehr Sauerstoff aufnehmen und mehr Kohlendioxid freisetzen und ob sie Verbindungen an die Wassersäule abgeben. Die Fauna wird in den Proben des Kastengreifers untersucht. Die Sauerstoffaufnahme wird in situ mit der so genannten Eddy-Kovarianz-Methode gemessen. Die Sediment-Aktivität wird durch Sauerstoffaufnahme mittels Mikrosensoren und Sulfatreduktionsraten durch radioaktive Tracer-Inkubationszeiten gemessen. Mögliche Auswirkungen auf die Wassersäule werden von CTD, einem Gerät zur Probenahme und Analyse der Wassersäule, erkannt. Erste Analysen zeigen, dass die Pockennarben in der Sauerstoffaufnahme genauso aktiv sind wie die normalen flachen Sedimente. Aber sulfidische Sedimente und ein Bereich, in dem Bohrungen stattgefunden haben, haben eine doppelt so aktive aerobe Mikrobiologie. Die Messungen zur Sulfatreduktion beginnen nächste Woche im heimischen Labor.
Es war eine gute Expedition. Gestern wurde der letzte Kastenkern (Nummer 76!) und der letzte der acht Schwerelote entnommen. Dirk Koopmans hat das Eddy-Kovarianz-System fünfmal eingesetzt. Erfreulicherweise sammelte das Gerät viele Stunden lang einzigartige Daten über die biologische Aktivität des Meeresbodens und wie diese von der aktuellen Position abhängt. Die Daten werden ihn in den nächsten Wochen beschäftigen.
Die Lab-on-Chip-Sensoren von Allison und Martin arbeiteten hervorragend und sehr zuverlässig. Eine Batterie von vier Exemplaren arbeitet noch und analysiert kontinuierlich das Meerwasser auf dem Transekt von Goldeneye nach Kiel. Sie werden als letztes eingepackt, und zwar erst im Hafen.
Also, ein herzlicher Abschiedsgruß von der Poseidon während wir uns auf dem Rückweg nach Kiel befinden.
Dirk de Beer
(Übersetzung: Lisa Wolf/GEOMAR. Den englischen Originaltext finden Sie auf der STEMM-CCS-Blogseite)