#fwk16

Das 9. Forum Wissenschaftskommunikation fand vom 5. bis 7. Dezember in Bielefeld statt - zwischendurch kam sogar der Nikolaus. Foto: Jan Steffen Das 9. Forum Wissenschaftskommunikation fand vom 5. bis 7. Dezember in Bielefeld statt – zwischendurch kam sogar der Nikolaus. Foto: Jan Steffen

“Postfaktisch” ist Wort des Jahres. Das hat die Gesellschaft für deutsche Sprache jetzt bekanntgegeben. Waren Vertreter der Gesellschaft auch auf dem Forum Wissenschaftskommunikation 2016 in Bielefeld? Ich muss noch mal in der Teilnehmerliste nachsehen. Es würde mich nicht überraschen, denn auch dort drehten sich viele Diskussionen um das angeblich “postfaktische” Zeitalter. Man kann ja über den Begriff selbst denken, was man will, aber über jüngste politische Entwicklungen kann die Wissenschaftskommunikation nicht einfach hinweggehen. Wenn Menschen bewusst verbreiteten Lügen mehr glauben (wollen) als nachprüfbaren Fakten, wenn Staatsoberhäupter gewählt werden, die wissenschaftliche Erkenntnisse ignorieren, wenn bei Wahlen diejenigen erfolgreich sind, die bei Problemen Sündeböcke suchen statt reale Lösungen, dann brechen auch für die Wissenschaftkommunikation schwerere Zeiten an. Gleichzeitig kommt ihr eine große Verantwortung zu, denn sie könnte helfen, Diskussionen auf den Boden der Tatsachen zurückzuführen. Das kann sie bestimmt nicht allein, aber vielleicht kann sie ihren Teil dazu beitragen. So gesehen, waren die drei Tage Forum von vergangenem Montag bis Mittwoch mit den Vorträgen, Workshops, Präsentationen und Diskussionen (wieder) spannend, anregend und, ja, auch wichtig.

Zu meinen persönlichen Höhepunkten zählten die Keynotes “Reden gegen die Gewalt” des Bielefelder Konflikt- und Gewaltforschers Andreas Zick und “Communicating Science in ‘post-truth’ Europe” von Melanie Smallman (University College London) – aus bereits genannten Gründen. Aber natürlich lohnten sich auch die vielen Projektvorstellungen und Sessions, zum Beispiel zu Krisenkommunikation oder Kommunikation außerhalb der Institutionen – einfach um mal wieder einen Überblick zu erhalten, was das draußen im Land in Sachen Wissenschaftskommunikation so los ist. Im eigenen Büro, mit den eigenen Formaten und der eigenen Alltagsroutine verliert man manchmal den Überblick.

Ein gutes Beispiel, wie Wissenschaftskommunikation sich in aktuelle, emotionsgeladene Debatten einmischen kann, ist übrigens der Wissenschaftscomic Klar Soweit? der Helmholtz-Gemeinschaft. In den Folgen “Terror” und “Rassismus” hält er Parolen Fakten entgegen. Die Zeichnerin der Comics, Frau Kirschvogel, war ebenfalls in Bielefeld und stellte das Projekt vor.

Klar Soweit? Der Wissenschaftscomic der Helmholtz-Gemeinschaft in Bielefeld.

Klar Soweit? Der Wissenschaftscomic der Helmholtz-Gemeinschaft in Bielefeld.

Als einer der Betreuer des Oceanblogs-Portal habe ich mich natürlich auch gefreut, dass nicht nur Profi-Kommunikatoren, sondern auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Bloggen als etwas beschrieben haben, dass Ihnen persönlich und für ihre Forschungsarbeit Gewinn bringt, darunter die Psychologin Jule Specht von der Uni Lübeck.  Was für Psychologen gut ist, kann doch für MeeresforscherInnen nicht schlecht sein, oder 😉

Konrad Rappaport vom SciCom-Lab in Kiel stellt in Bielefeld das Interaktive Poster zur Ozeanbeobachtung vor. Foto: Jan Steffen

Konrad Rappaport vom SciCom-Lab in Kiel stellt in Bielefeld das Interaktive Poster zur Ozeanbeobachtung vor. Foto: Jan Steffen

Apropos Meer: Im Wissenschaftsjahr “Meere und Ozeane” spielte das Thema Meer natürlich auch eine große Rolle auf dem Forum. Aber es hat keinen Sinn hier alle interessanten Projekte und Kontakte aus Bielefeld wiederzugeben. Auf den Seiten des Forums gibt es zum Glück eine sehr gute Dokumentation mit vielen Audiostreams aus den Sessions, Interviews, Bildergalerien…

Zum Schluss nur noch eine Anmerkung: Da im Netz schon genug Verschwörungstheorien und Unsinn kursieren, soll hier einmal klargestellt werden: Ja, Bielefeld existiert. Unsere Mitautorin Gesa hat es ja immer gesagt. Hier noch ein paar Beweisfotos 🙂

Jan Steffen

Blick auf Bielefeld mit der Sparrenburg im Hintergrund. Foto: Jan Steffen

Blick auf Bielefeld mit der Sparrenburg im Hintergrund. Foto: Jan Steffen

Zeugen der Industrialisierung in Bielefeld. Foto: Jan Steffen

Zeugen der Industrialisierung in Bielefeld. Foto: Jan Steffen

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