Adventskalender-Wochentürchen I: Die Challenger Expedition

Zeichnung der HMS Challenger aus dem Jahr 1858. Autor: Unbekannt. Zeichnung der HMS Challenger aus dem Jahr 1858. Autor: Unbekannt.

+++ Dies ist der erste Adventskalender-Beitrag vom Ocean-Navigator. Bis Weihnachten findet Ihr hier regelmäßig Beiträge zur Entwicklung der Ozeanforschung. Viel Spaß beim Lesen! +++

Es war im Dezember 1872, als die HMS Challenger das erste Mal nach ihrem Umbau zum Forschungsschiff in See stach. Dreieinhalb Jahre voller neuer Entdeckungen, Abenteuer und Gefahren lagen vor ihr. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde das Schiff nur zu Kriegszwecken eingesetzt. Nachdem der britische Forscher Dr. C. Wyville Thomson jedoch vorschlug, eine wissenschaftliche Expedition zu starten, wurden Kanonen durch Labore, Arbeitsplätze und Lagerräume ersetzt. Sein Interesse war es nicht, die Kontinente zu erforschen, sondern das, was sie umgibt: das Meer. „Ozeanographie“ nennt er diese Wissenschaft.

Der Plan lautete über 68.000 Seemeilen zurückzulegen und dabei so viele Daten und Informationen zu sammeln wie nur möglich. Fast 250 Männer waren an Bord der HMS Challenger, als die große Reise begann. Die meisten zählten zur technischen und nautischen Besatzung, nur sechs Forscher waren darunter. Einer davon war der deutsche Zoologe Rudolf von Wilemoes-Suhm.

Die Aufgaben an Bord waren vielfältig. Mit Hilfe von Dredgen und Netzen wurden Organismen gesammelt, die fein säuberlich sortiert und benannt werden mussten. Jeden zweiten Tag haben die Matrosen Lotleinen über Bord geworfen, um die Wassertiefe zu messen. Bereits damals schon wurde in diesem Zuge regelmäßig die Temperatur gemessen, mit kleinen Spezialthermometern, die an der Leine befestigt wurden. Und auch Sedimentproben wurden schon genommen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie der Meeresboden aussieht. Ihre Fahrt führte die HMS Challenger von England über den Atlantik nach Kanada und Brasilien, über Südafrika an die Eisbarriere, nach Australien, Japan und die pazifischen Inseln und zurück nach Hause. Doch obwohl sich die Forscher der Ozeanographie verschrieben hatten, führten sie auch Buch über all ihre Entdeckungen an Land. Denn die Besatzung traf auf viele verschiedene Völker und Stämme, weshalb sie sogar ethnologische Forschung betreiben konnten.

Insgesamt dauerte es fast 20 Jahre, bis die Wissenschaft die Ergebnisse der Expedition auf 29.552 Seiten publizieren konnte. Diese Arbeit war nicht nur die derjenigen Wissenschaftler, die mit an Bord der HMS Challenger waren, sondern unzähliger Fachkollegen, die ihnen dabei halfen, alles auszuwerten. Alleine schon die 4.500 unbekannten Organsimen, konserviert in Gläsern voll Spiritus oder Salzlake, zu bestimmen, hätten die sechs Expeditionsforscher nur schwer bewältigen können. Wilemoes-Suhm, der deutsche Biologe, starb 1875 auf Thaiti an den Folgen einer Infektionskrankheit und war der einzige unter den Forschern, der seinen Erfolg nicht miterleben konnte.

Die Challenger-Expedition gilt heute als die größte und kostspieligste der viktorianischen Epoche.

Wir vom GEOMAR und Future Ocean wünschen Euch allen eine schöne Adventszeit!

Gesa Seidel