Durch die Kieler Woche navigieren

In neun Tagen um die Welt... Eingang zur Spiellinie 2015. Foto: Jan Steffen In neun Tagen um die Welt… Eingang zur Spiellinie 2015. Foto: Jan Steffen

“In neun Tagen um die Welt” – so lautet in diesem Jahr das Motto der Spiellinie, der großen Bastel-, Hämmer-, Säge-, Mal-, Tobe-, Spiel-, kurz: Mitmachaktion für Kinder (und Eltern) auf der Kieler Woche. Als Symbol steht am Eingang des Geländes eine Puppen-Familie auf einem stilisierten Schiff (siehe Foto oben). Klar – bis vor Kurzem waren Weltreisen nur mit dem Schiff möglich. Und auch heute noch reisen viele Menschen über die Meere. Einige, weil sie Spaß daran haben (das kann man am Kieler Kreuzfahrtterminal “Ostseekai” regelmäßig beobachten), andere weil sie auf de Flucht vor Krieg und Armut keine andere Möglichkeit sehen.

Die Ozeane sind also gigantische Verkehrsadern, Transportwege und im Positiven wie Negativen eng mit dem Schicksal der Menschheit verknüpft. Damit bin ich schon beim Thema. Wir hatten ja versprochen, noch ein paar Kieler Woche-Tipps zu geben. Die haben – natürlich – etwas mit den Ozeanen zu tun. Konzert- oder Partytipps können andere besser. Wir sind die Spezialisten für die Meere.

Eine ganz lange Tradition haben die Kieler Woche-Vorträge der Kieler Meeresforschung, früher unter dem Namen “Aquariums-Vorträge” bekannt. Allerdings ist die Akustik im Kieler Aquarium für Vorträge nicht ideal, deshalb finden sie mittlerweile im Hörsaal des GEOMAR an der Kiellinie (Zugang vom Düsternbrooker Weg) statt.

Bereits am am Montag hat die Kollegin Dr. Antje Labes dort etwas über die “Apotheke Meer” berichtet. Gestern folgte das Thema „Die „Schwarzen Raucher“ der Tiefsee. Neue Technologien zu ihrer Suche und Erkundung“. Dr. Sven Petersen vom GEOMAR nahm seine Gäste mit in die dunkle und geheimnisvolle Tiefsee zu faszinierenden heißen Quellen am Meeresboden. Vorträge verpasst? Kein Problem, denn alle Kieler Woche Vorträge werden auch im Offenen Kanal Kiel gezeigt.

Heute um 18:00 Uhr stellt Prof. Dr. Nele Matz-Lück von der Uni Kiel die Frage: „Wem gehören die Meeresschätze?“ Der Vortrag erklärt zum Beispiel, warum ein paar flache Sandinseln im Südchinesischen Meer erheblichen politischen Sprengstoff bergen und ob Russland Anspruch auf den Nordpol hat.

Am Donnerstag, 25. Juni, 18:00 Uhr stellt Prof. Dr. Jens Greinert (GEOMAR) “Neue Ergebnisse vom Forschungsschiff ‚SONNE’“ vor. Professor Greinert war mit dem neuen deutschen Forschungsschiff  im Frühjahr auf Expedition im Pazifik und hat dort untersucht, welche ökologischen Folgen der Abbau von Manganknollen in der Tiefsee hätte.

Und am Freitag, 26. Juni, 18:00 Uhr beleuchtet der Biologe Dr. Jörn Schmidt von der Uni Kiel das Verhältnis von Fischen und Menschen genauer.

Alle Vorträge im Überblick gibt es hier.

Bis zu vier Personen können beim Fischsimulation EcoOcean gegeneinander antreten. Wer macht die meisten Punkte? Foto: Jan Steffen

Bis zu vier Personen können beim Fischsimulation EcoOcean gegeneinander antreten. Wer macht die meisten Punkte? Foto: Jan Steffen

Bekanntlich ist das Wetter zur Kieler Woche ja eher wechselhaft, was zwar im Rahmen der üblichen Schwankungen im Juni liegt, aber eben doch manchmal zum Besuch  von Indoor-Aktivitäten motivieren kann. Auch da haben wir ein paar Vorschläge. Da wäre zum Beispiel das Zelt des “Ozean der Zukunft” mit der Ausstellung “Future Ocean Dialogue an der Kiellinie (südliches Ende, neben dem Zelt der Uni Kiel). Nachhaltige Fischerei, Rohstoffe aus dem Meer, Umweltbelastungen – hier ist noch einmal die ganze Bandbreite der Kieler  Meeresforschungsthemen kompakt und interaktiv aufbereitet. Wer macht bei der Fischerei-Simulation EcoOcean die meisten Punkte?

Das Thema Müll im Meer wird gleich an zwei Standorten behandelt: Im Rathaus und im Klimaschutz-Zelt der Stadt Kiel vor dem GEOMAR.

Wie verhält sich Mikroplastik im Meer?... Infostand des GAME-Projekts im Klimaschutz-Zelt der Stadt Kiel an der Kiellinie. Foto: J. Steffen

Wie verhält sich Mikroplastik im Meer?… Infostand des GAME-Projekts im Klimaschutz-Zelt der Stadt Kiel an der Kiellinie. Foto: J. Steffen

Ein ganz besonderer Tipp ist natürlich auch das Open Ship auf dem Forschungsschiff ALKOR am Freitag. Die Vorbereitungen laufen jedenfalls auf Hochtouren. Gestern haben wir bereits den Tiefseeroboter ROV PHOCA, einen Tiefseelander und anderes Material auf das Schiff verladen. Es wird also viel zu sehen geben!

ROV PHOCA am Haken... Vorbereitungen für das Open Ship am Freitag. Foto: Jan Steffen

ROV PHOCA am Haken… Vorbereitungen für das Open Ship am Freitag. Foto: Jan Steffen

Und jetzt noch zwei ganz persönliche Tipps von mir. Denn auch aus historischer Sicht sind die Meere natürlich interessant. Am Donnerstag um 16 Uhr reist Dr. Ralf Bleile mit seinen Zuhörern im Zelt der Uni Kiel “Uni Kiel live” zurück ins 18. Jahrhundert. Damals rangen vor der heute so friedlichen Küste Schleswig-Holsteins die Ostsee-Großmächte Schweden und Dänemark im Großen Nordischen Krieg miteinander. Im April 1715 lief das schwedischen Kriegsschiff Prinzessin Hedvig Sofia nach einer dramatischen Seeschlacht vor Bülk auf Grund. Von den damaligen Ereignissen und der Wiederentdeckung des Wracks vor einigen Jahren berichtet Dr. Bleile in dem Vortrag “Von Degen, Segeln und Kanonen. Der Untergang der Prinzessin Hedvig Sofia”.

Und am Freitag um 15 Uhr blickt Dr. Dirk Brandis vom Zoologischen Museum der Universität Kiel auf die Anfänge der Meeresforschung: “Karl August Möbius und das Problem der fliegenden Fische” lautet der Titel seines Vortrags.

In diesem Sinne: Schöne Rest-Kieler Woche! Vielleicht sehen wir uns bei dem einen oder anderen Termin…

 

Jan Steffen