Navigators Wochenbericht: Adieu, SONNE!

Die SONNE auf Testfahrt in der Kieler Bucht. Foto: J. Steffen, GEOMAR Die SONNE auf Testfahrt in der Kieler Bucht. Foto: J. Steffen, GEOMAR

Hier ist er also, der angekündigte zweite Wochenbericht zum Thema SONNE. Zugegeben, nicht ganz pünktlich zum Freitag, aber dafür gibt es einen guten Grund. Schließlich wollen wir die Geschichte vom Besuch der SONNE in den deutschen Küstenländern vollständig erzählen. Insgesamt haben in den vergangenen zwei Wochen ca. 20.000 Menschen die SONNE besichtigt und zeigten sich durchweg beeindruckt von der Größe, der technischen Ausrüstung und den wissenschaftlichen Arbeitsbedingungen. Nicht wenige der älteren Besucher, manchmal auch in der Forschung tätig, zeigten sich wehmütig und beneideten die jungen Meeresforscher um ihre Möglichkeiten. Die Jüngeren haben ihre Berufswünsche noch einmal überdacht und fragten die Betreuer Löcher in den Bauch, wie man Meeresbiologe werden kann. Eine erfolgreiche Vorstellungsrunde ging am Freitagnachmittag damit in Kiel zu Ende. Im Anschluss gab es bis Montag Kran-Ballett, denn die Beladung der Sonne für die erste wissenschaftliche Fahrt war eine logistische Meisterleistung.


Erst gestern, am Dienstag, hat das neue Tiefseeforschungsschiff endgültig die Leinen in Deutschland losgeschmissen. Um sechs Uhr (so früh waren wir allerdings noch nicht auf) legte sie vom Kieler Ostseekai ab. Anschließend absolvierte sie noch einige Tests in der Kieler Bucht. Unter anderem ließ sie den Kieler Tauchroboter ROV KIEL 6000 zu Wasser, damit der Schiffs-TÜV, der DNV GL (ehemals Germanischer Lloyd), das ROV-System auf dem neuen Schiff abnehmen konnte. Am frühen Mittwochmorgen ging die SONNE dann durch den Nord-Ostsee-Kanal auf die Reise. Erstes Ziel sind die Kanarischen Inseln, auf der Fahrt erfolgen weitere Tauchgänge mit dem Tiefseeroboter. Am 14. Dezember wartet in Las Palmas das nächste Team. Unter Leitung des Kieler Meeresgeologen Colin Devey und der Hamburger Meeresbiologin Angelika Brandt überquert die SONNE den Atlantik. Die Wissenschaftler an Bord nutzen die Fahrt, um am mittelatlantischen Rücken zu untersuchen, wie neuer Meeresboden entsteht und ob Unterwassergebirge für die Verbreitung von Tiefseeorganismen eine Grenze bedeuten.

Test mit dem ROV KIEL 6000 in der Kieler Bucht. Foto: J. Steffen, GEOMAR

Test mit dem ROV KIEL 6000 in der Kieler Bucht. Foto: J. Steffen, GEOMAR

Das führt mich zurück zu der Frage, die wir in diesem Post noch beantworten wollten. Wir kommt man als Wissenschaftler überhaupt dazu, auf der SONNE fahren zu können? Am Schornstein ist ja weithin das Logo des Instituts für Biologie und Chemie des Meeres der Uni Oldenburg zu sehen. Muss man dort fragen? Haben die Forscher dort ein Vorbuch-Recht? Nein. Wie bei allen deutschen Forschungsschiffen spielt das Logo am Schornstein keine Rolle für die Nutzung. Jeder Wissenschaftler, der Zeit auf der SONNE oder einem anderen Schiff erhalten will, muss einen Antrag bei dem entsprechenden Planungsgremium stellen. Bei der MARIA S. MERIAN und der METEOR ist das beispielsweise die Senatskommission Ozeanographie der Deutschen Forschungsgemeinschaft, bei der SONNE ist es der Projektträger Jülich (Außenstelle Rostock). Diese Anträge werden von Fachkollegen auf wissenschaftlichen Relevanz hin geprüft und dementsprechend genehmigt oder abgelehnt. Die genehmigten Projekte sortiert die Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe an der Universität Hamburg dann geographisch und zeitlich so, dass zwischen zwei Expeditionen möglichst nie ein wissenschaftsloser Transit vorkommt. Deshalb dauert es zwischen Antrag und Expedition oft zwei bis drei Jahre. Kompliziert? Ja, aber so soll sichergestellt werden, dass die Forschungsschiffe optimal im Sinne aktueller Wissenschaft eingesetzt werden. Und zwei bis drei Jahre sind bei den Zeiträumen, in denen Geologen oder Evolutionsbiologen denken, ohnehin nur ein Wimpernschlag. Weitere Informationen zu den deutschen Forschungsschiffen gibt es übrigens auf dem Portal Deutsche Forschungsschiffe.

Jetzt ist die SONNE also auf dem Weg zu den Kanarischen Inseln. Wer ihren weiteren Weg verfolgen will, sollte regelmäßig hier auf Oceanblogs vorbeischauen. Spätestens ab 15. Dezember werden hier im SO237-Blog Forscher direkt von Bord berichten.

Friederike Balzereit & Jan Steffen