Navigators Wochenbericht: Das kleine Update zum Wochenende

Das Team GEOpards beim Drachenboot FunCup Kiel. Foto: J. Steffen Das Team GEOpards beim Drachenboot FunCup Kiel. Foto: J. Steffen

Dienstag. Wer sagt eigentlich, dass Montage immer die schlimmsten Tage der Woche sind? Ich persönlich habe überhaupt nichts gegen Montage, ich empfinde Dienstage hingegen als viel anstrengender. Die ersten Berge von Mails und Anfragen, die übers Wochenende eingetrudelt sind und die im Laufe des Tages abgearbeitet werden müssen, sind abgearbeitet. (Gut, ich gebe es ja zu – der Ansturm auf meinen E-Mail-Account fiel vielleicht nicht ganz so extrem aus, wie der auf den Account unseres Pressesprechers… Aber auch ich war direkt nach meiner Ankunft im Büro bereits am Werkeln.)

Wo waren wir jetzt nochmal? Ach ja. Dienstag. Das erholsame Wochenende liegt schon einen Arbeitstag zurück und die motivierende Mitte der Woche ist ebenfalls noch nicht in greifbarer Nähe. Dienstag. Hm.

WissenSchaffen: Dieser Dienstag war anders!

Der 09.09. stand schon eine ganze Weile in meinem Terminkalender und so machte ich mich um 09.55 Uhr zusammen mit den letzten Kollegen hastig auf zum Sprint in den Hörsaal des GEOMAR-Gebäudes am Ostufer. Gerade noch rechtzeitig, um Platz zu nehmen und von Prof. Dr. Jens Greinert herzlich begrüßt zu werden und den Dank für mein Kommen entgegenzunehmen. Natürlich galt dies nicht nur mir, sondern auch den anderen Zuhörern.

Hingegen mancher Überzeugung, die man noch aus Zeiten des Schulbank-Drückens kennt, dass morgens noch ein wenig Dösen angesagt ist, bevor man dem Lehrer überhaupt folgen kann, gestaltete sich der vormittägliche Vortrag aus der Reihe „WissenSchaffen“ äußert interessant.

Über Manganknollen wusste ich bisher kaum etwas. Irgendwelche verkrusteten Metallpartikel, die an der Oberfläche des Sedimentes am Meeresboden entstehen. Prof. Greinert erinnerte mich mit seinem Erzählstil, der durchaus Unterhaltungswert bewiesen hat, ein klein wenig an Dieter Nuhr. Im Laufe seiner Präsentation berichtete er über ein Störungsexperiment, das vor 26 Jahren im Pazifischen Ozean stattfand. Damals setzte man eine Art Pflug auf dem Grund des Meeresbodens aus, um in einem bestimmten Radius tiefe Furchen in die oberste Sedimentschicht zu pflügen. Über die letzten 26 Jahre haben Forscher die Stellen mehrfach wieder aufgesucht, um die Entwicklung neuer Manganknollen zu untersuchen. Da man 1989 noch ohne GPS arbeitete, gestaltet sich die Suche nach exakt denselben Stellen zwar etwas schwierig, doch die Untersuchungen sind unter vielen Gesichtspunkten wichtig. Die Wissenschaftler versuchen die Wirtschaftlichkeit einer potentiellen Förderung dieser Manganknollen abzuschätzen. Die in den Knollen gebundenen Metalle könnten als Rohstoffe dienen. Dazu ist es jedoch nötig herauszufinden, wie schnell und unter welchen Bedingungen sich die Knollen bilden. Parallel dazu werden alle möglichen Aspekte der Umweltbeeinträchtigung erforscht, die eine solche Förderung mit sich bringen würde – die ersten Konzepte zur Technik des Tiefseebergbaus müssen wohl noch stark überarbeitet werden. Die nächste Expedition zu den pazifischen Manganknollenfeldern steht 2015 auf dem Programm: Mit revolutionierter Technik, unter anderem mit dem AUV ABYSS, sollen hochauflösende Bilder des Meeresbodens gemacht werden. Am Ende werden über 300.000 Fotos die Situation im Störungsgebiet dokumentieren; nebenbei lassen sich die Daten zu 3D-Bildern des Meeresgrundes umwandeln und geben somit Aufschluss über die Bodenbeschaffenheit dort unten…

Dreharbeiten: Pressearbeit mal nicht vom Schreibtisch

Nach dem Zuhören kam das Zusehen: Am Mittwoch hatte das GEOMAR Besuch von einem dreiköpfigen Film-Team des NDR, dessen Arbeit ich stellvertretend für unsere Pressereferentin Maike Nicolai betreuen durfte. In Kooperation mit ARTE soll im November eine Dokumentation über den Klimawandel gesendet werden, bei der auch die Arbeit von Prof. Dr. Andreas Oschlies vorgestellt wird. Er befasst sich mit physikalischen, biogeochemischen und ökologischen Prozessen im Meer und deren Auswirkungen auf unser Klima. Prof. Oschlies koordiniert ein von der DFG finanziertes Forschungsprojekt, das Chancen, Risiken und mögliche Nebenwirkungen von Climate-Engeneering-Verfahren bewerten soll. Dabei handelt es sich um bereits vorgeschlagene großtechnische Maßnahmen, die gezielt und großflächig ins Klimasystem eingreifen sollen. Ganz so einfach ist das allerdings nicht, viele Maßnahmen sind möglichweise gar nicht so wirksam oder bewirken ganz andere Dinge. Man muss daher verstärkt daran arbeiten, den Ausstoß von Treibhausgasen und besonders die CO2-Emissionen zu reduzieren. Neben den interessanten Inhalten des Interviews war es vor allem auch spannend bei den Dreharbeiten zuzusehen – man kann sich gar nicht vorstellen wie viele Kamera- und Lichteinstellungen so ein kleiner Film benötigt…  Da kann sich eine kurze Szene von 30 Sekunden vor der ALKOR am GEOMAR-Anleger schon einmal auf eine dreiviertel Stunde Dreharbeit ausdehnen, weil sich Sonne und Wolken andauernd abwechseln und den Kameramann in den Wahnsinn treiben!

Oceanblogs: Es tut sich eine Menge…

Abwechslung und stetige Ausdehnung findet auch auf Oceanblogs statt: Seit einer Woche bloggt die Französin Elodie Lebas über ihre Arbeit als Postdoktorandin am GEOMAR gleich auf zwei Sprachen. Ihr Spezialgebiet sind Ozeanbodenseismometer (OBS). Sie möchte uns näherbringen, um was es sich bei den OBS handelt und wie man die dadurch ermittelten Daten interpretieren und nutzen kann. Aktuell ist sie in Taiwan unterwegs, berichtet vom Leben in fremden Kulturen, von der 12. GIMS (Gas hydrates In Marine Sediments)-Konferenz an der National Taiwan University und ab sofort von ihrer Ausfahrt mit dem taiwanesischen Forschungsschiff OR5.
Wie schon in der vergangenen Woche angekündigt waren Christian und Jan aus dem Navigator-Autorenteam Anfang der Woche in Porto, um Oceanblogs auf der 1st International Marine Science Communication Conference vorzustellen. Was sie dort erlebt haben und wie die Präsentation verlaufen ist, berichten sie selbst im Post „Back from #IMSCC2014“.

Part of the IMSCC2014 organization committee: SCIIMAR director Vitor Vasconcelos, Ana Noronha (Ciência Viva), Agnès Marhadour (CIIMAR) and Jan Seys (VLIZ, EMBCP). Photo: Christian Urban

Part of the IMSCC2014 organization committee: SCIIMAR director Vitor Vasconcelos, Ana Noronha (Ciência Viva), Agnès Marhadour (CIIMAR) and Jan Seys (VLIZ, EMBCP). Photo: Christian Urban

Auch von der anderen Seite des Atlantiks gab es in dieser Woche Neuigkeiten. Die Ausstellung “Future Ocean Dialogue” ist an ihrem nächsten Standort in Brasilien angekommen. Am 8. September wurde sie auf dem Campus der Universität im Núcleo de Arte e Cultura da Universidade Federal do Rio Grande do Norte in Natal eröffnet. Mehr dazu im „Future Ocean Dialogue-Blog“.

Etwas weiter nördlich, aber immer noch auf dem amerikanischen Kontinent, war Dr. Gesche Braker, die Koordinatorin des Future Ocean-Postdoktoranden Netzwerkes (IMAP), im Einsatz. Sie gehörte zu einer kleinen Delegation, die die Kieler Universität und ihre Schwerpunkte „Meeresforschung“, „Entzündungsforschung“, „Nanowissenschaften“ und die Programme der Graduiertenschule „Human Development in Landscapes“ auf der GAIN-Tagung in den USA präsentierte. Vom 5. bis 7. September fand die Jahrestagung des German Academic International Network (GAIN) in Boston statt. Die Veranstaltung erreichte mit ungefähr 400 Teilnehmenden ihren bisherigen Rekord und bot deutschen Nachwuchsforschenden in den USA ein umfassendes Informationsprogramm zu Forschung und Karrierewegen in Deutschland. Auch Gesche Braker und ihre Kolleginnen kamen mit zahlreichen neuen Eindrücken zurück, konnten interessante Gespräche führen sowohl mit Rückkehr-Willigen als auch mit Repräsentanten deutscher Wissenschaftsinstitutionen.  Die GAIN 2015 findet übrigens in San Francisco statt.

Das Kieler Team auf der GAIN-Konferenz. Foto: Future Ocean

Das Kieler Team auf der GAIN-Konferenz. Foto: Future Ocean

Kollegen: Meeresbiologin des AWI berichtet über die Tiefsee

Berichterstattung über die Forschung am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremen (AWI) findet man seit Samstag auf Deutschlandradio Kultur. Die Meeresbiologin Prof. Dr. Antje Boetius nahm schon an mehr als 40 Expeditionen in die Tiefsee teil. In dem fast 45-minütigen Interview mit Klaus Pokatzky schwärmt sie vom Funkeln der Tiefsee, wenn die Lichter des U-Boots ausgemacht werden „Die meisten Tiere in der Tiefsee haben Biolumineszenz, Selbstleuchten. Es sieht aus wie ein Feuerwerk! Es gibt so unglaublich viele Lebewesen dort unten, von denen man denkt, das ist Hollywood, Fantasy: Wir haben völlig verrückte neue Spezies gefunden – etwa die Yeti-Krabbe, ein Krustentier, das stark behaart ist. Und den Dumbo – einen Tintenfisch mit ‘Segelohren’, der jeden zum Lachen bringt, der ihn sieht“, sagt Boetius. Bei all der Faszination für die Schönheit der dunklen Tiefen weiß Boetius aber auch um die Bedrohungen, die den Ozean umweben. Im Gespräch mit Dradio Kultur spricht sie deshalb auch die Überfischung und die Vermüllung der Meere an.

Now for something completely different: Die GEOpards sind los!

Meeresforschung, Networking, Dreharbeiten – das ist natürlich alles wichtig und gut. Aber: Das Leben besteht aus mehr als das. Da gibt es zum Beispiel noch Sport – umso schöner, wenn er auch noch Spaß bringt. Morgen findet der Kieler Drachenboot FunCup statt. Mit am Start: Die „GEOpards“- Damenmannschaft des GEOMAR. Schon bei ihrem ersten Start im vergangenen Jahr konnten sie einen Überraschungserfolg verbuchen – zugegeben im Finale der Verlierer der Vorläufe. Aber egal. In diesem Jahr wollen die GEOpards den anderen Teams die Krallen zeigen. Dafür haben sie den ganzen Sommer trainiert! Morgen, am Samstag den 13. September um 11 Uhr, gehen sie an der Hörn (Hafenspitze in Kiel) das erste Mal an den Start. Wir drücken natürlich die Daumen. GEOpards GO! (Neuigkeiten vom Rennen auf Twitter unter dem Hashtag #GEOpards).

Dder Auftritt der GEOpards beim Drachenboot FunCup morgen wird mit Spannung erwartet. Foto: J. Steffen

Dder Auftritt der GEOpards beim Drachenboot FunCup morgen wird mit Spannung erwartet. Foto: J. Steffen

Ansonsten war die zweite Septemberwoche am GEOMAR ziemlich ruhig und relativ entspannt – so soll es nun auch ins Wochenende gehen.

Ich wünsche ein paar erholsame Tage und melde mich bald mit neuen interessanten News aus der Welt der Meeresforschung zurück,

Bianca König