Navigators Wochenbericht: Kunst, Meeresforschung im Blog und zum Anfassen und eine neue Ausstellung

Zu Beginn des Strandabschnitts werden die Gäste mit einer Botschaft aus Sandsäcken begrüßt (Foto: C.Koch)

Trotz Urlaubszeit kommt hier unser nächster Bericht und macht den Sommer auch gleich noch einmal zum Thema: Sicher geht es im Moment hier und da ein wenig ruhiger zu. An den mit zahlreichen Urlaubsgästen bevölkerten Ostseestränden ist dafür umso mehr los. Warum also nicht die Gelegenheit nutzen und in Urlauberinnen und Urlaubern ein Publikum finden, das sich für wichtige Ozeanthemen interessiert? Das dachten sich auch die Macher des Küste-Klima-Kunst-Events „Klimale“, das am 26. und 27. Juli am Strand von Laboe erfolgreich Premiere feierte. Über die Vorbereitungen haben wir im Navigator-Blog bereits geschrieben. Nun nutzten einige Hundert Besucherinnen und Besucher das wunderbar sonnige Sommerwochenende und auch das gemeinsam von Studierenden von CAU und Muthesius-Kunsthochschule erstellte Programm der Klimale: Vom symbolischen Befüllen von Sandsäcken über die künstlerische Neugestaltung einer Flutmauer bis hin zum Poetry-Slam sorgten diverse Kunst-Aktionen dafür, die Folgen des Klimawandels an der Ostseeküste aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel zu betrachten. Der künstlerische Leiter Tobias Hoss sagt: „Uns ist es wichtig, dass die Projekte nicht nur schön anzuschauen sind, sondern die Besucher anregen, kreativ mit zu wirken.“ Die Veranstaltung ist ein Kooperationsprojekt von Klimabündnis Kieler Bucht, Ozean der Zukunft und Muthesius-Kunsthochschule und soll nach der ersten Auflage in Laboe an unterschiedlichen Standorten rund um die Kieler Förde jeden Sommer stattfinden.


So langsam füllen sich auch die Büros an der Uni wieder mit Leben, und unterdessen wurde das jüngste deutschen Forschungsschiffes Sonne II am letzten Schultag in Schleswig-Holstein in Rostock getauft – wir haben hier im Blog schon mehrfach über die “neue Sonne” berichtet. Nun haben wir haben noch  einige schöne Fotos von der feierlichen Taufe erhalten. Die Leiterin der CAU-Forschungsabteilung Dr. Katja Barth war in Begleitung von Clustersprecher Prof. Martin Visbeck live dabei, als Bundeskanzlerin Angela Merkel das neue Forschungsschiff taufte. Auch wir in Kiel sind schon sehr gespannt auf die Sonne II, die im November an die Wissenschaft übergeben und der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Im Rahmen einer kleinen Reise zu den Standorten der Meeresforschung in Norddeutschland wird sie auch in Kiel erwartet.


Ein besonderes Angebot in den Sommerferien kommt in diesem Jahr vom ozean:labor der Kieler Forschungswerkstatt: Vom 11. bis 15. August läuft die Ferienakademie zu den Themen Ozean und Energie, an der in diesem Jahr 15 Sechst- bis Achtklässler verschiedener Kieler Schulen teilnehmen. In den ersten Tagen konnten sie z.B. in der Seebadeanstalt Holtenau und anschließend im ozean:labor mit eigenen Händen begreifen wie Meeresforschung funktioniert: An der Förde bargen die angehenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit verschiedenen meereswissenschaftlichen Methoden allerlei Lebewesen wie Seesterne oder Strandkrabben. Anschließend erfassten sie die gewonnenen Proben im Labor nach den Regeln der wissenschaftlichen Systematik und führten Messungen z.B. des Salzgehalts im Wasser durch. “Blauer Himmel statt graue Theorie”, so beschreibt die Leiterin des ozean:labors, Katrin Knickmeier den didaktischen Ansatz der Sommerakademie. Die sichtbare Freude der Nachwuchsforscherinnen und -forscher gibt ihr recht und so gelingt es, auch die an den folgenden Tagen behandelten komplexeren Themen wie z.B. die Nahrungsbeziehungen im Meer, die Folgen der Überfischung oder das globale Problem des Plastikmülls im Ozean Schülerinnen und Schüler zu vermitteln. Auch die Kieler Nachrichten und SAT1 berichteten bereits über die Ferienakademie.


Einige Kollegen machen sich am heutigen Freitag mit dem deutschen Forschungsschiff POSEIDON auf den Weg zu Lophelia pertusa, der Schönen aus der Kälte. Das JAGO-Team des GEOMAR und die beiden Meeresbiologen Janina Büscher und Dr. Armin Form dürften den Kaltwasserkorallen, Fischen und anderen Fjordbewohnern mittlerweile als alte Bekannte gelten – seit Jahren überprüfen sie regelmäßig, wie sich die Riffe vor der norwegischen Küste entwickeln. Armin Form untersucht außerdem seit 2006 im Labor am GEOMAR, wie Lophelia pertusa auf den Klimawandel reagieren wird. Mehr über Kaltwasserkorallen-Forschung und die 473. Expedition der POSEIDON verraten die Wissenschaftler in ihrem Blog unter www.oceanblogs.org/pos473

Janina Büscher und Armin Form vor JAGO (Foto: Maike Nicolai, GEOMAR)

Janina Büscher und Armin Form vor JAGO (Foto: Maike Nicolai, GEOMAR)

Natürlich bietet es sich in der Ferienzeit auch an, den Blick einmal in die Ferne schweifen zu lassen. Die US-amerikanischen Kollegen von National Geographic betreiben z.B. den sehr interessanten Blog Ocean-Views, der viele spannende Meeres-Themen aufgreift und durch internationale Gast-Blogger für ein besonders breites Spektrum sorgt. Zuletzt ist dort z.B. die eine Beitragsreihe  über die Reisen des Forschungsschiffes JOIDES Resolution zur Subduktionszone im Marianengraben erschienen. Mit an Bord: Der Kieler Vulkanologe Steffen Kutterolf vom GEOMAR, mehr zur Expedition findet sich auf der JOIDES Resolution-Website. Für Oceanblogs-Leser sicherlich interessante Ergänzungen zur Lektüre unserer Blogs 🙂 Wer noch mehr vom Geschehen in der internationalen Meeresforschung erfahren möchte, kann Future Ocean und GEOMAR z.B. auch auf Twitter folgen. Rund um den Ozean gibt es eine schier unendliche Fülle von Themen, über die man im Web 2.0 beinahe minütlich Neues erfahren kann. Für Orientierung sorgen dabei z.B. @thefutureocean und @GEOMAR_de.

 

Vulkan Ätna vom Forschungssschiff METEOR aus gesehen (Photo: Sebastian Krastel, Future Ocean)

Vulkan Ätna vom Forschungssschiff METEOR aus gesehen (Photo: Sebastian Krastel, Future Ocean)

Dort ist auch das neueste Bild des Monats August des GEOMAR zu finden. Es zeigt den „Vulkan Ätna vom Forschungssschiff Meteor aus gesehen“. Ein wie wir finden besonders beeindruckendes Foto, das Future Ocean-Geophysiker Sebastian Krastel von der CAU Kiel während einer Forschungsfahrt aufnahm. Es gelang ihm, einen Ausbruch des größten aktiven Vulkan Europas zu fotografieren, als Kieler Meeresforscher Anfang 2012 vor der Küste Siziliens vom Forschungsschiff Meteor aus Spuren vergangener Naturkatastrophen am Meeresboden untersuchten. Der Ausbruch blieb glücklicherweise ungefährlich. Doch nicht nur der Ätna, sondern das gesamte Mittelmeer ist eine überaus dynamische Region. Die afrikanische und die europäische Erdplatte treffen hier aufeinander, im Osten kommt eine Grenze zur Arabischen Erdplatte hinzu. Der genaue Verlauf der Plattengrenzen ist nicht überall genau bekannt, zahlreiche weitere geologische Störungszonen machen das Bild diffus. Das Risiko katastrophaler Naturereignisse wie Erdbeben oder Tsunamis ist hier also sehr hoch. Die Wissenschaft bemüht sich daher, die auslösenden geologischen und geophysikalischen Prozesse besser zu verstehen und Risiken besser einzuschätzen. An diesen Arbeiten beteiligen sich GEOMAR und Future Ocean gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern aus der Meeresforschung.

Niedersächsisches Landesmuseum (Photo: Roel Hemkes via Wikimedia Commons, CC BY 2.0 Licence)

Niedersächsisches Landesmuseum (Photo: Roel Hemkes via Wikimedia Commons, CC BY 2.0 Licence)

Auch im norddeutschen Binnenland ist der Ozean in diesem Sommer ein Thema: Das niedersächsische Landesmuseum in Hannover hat seine Naturkunde-Ausstellung überarbeitet und unter dem Titel „NaturWelten“ am 30. Juli neu eröffnet. Die Ausstellung nimmt Besucherinnen und Besucher mit auf eine Rundreise von der Nordsee über das Mittelmeer, die Kanaren und die Karibik bis hin nach Südamerika und vermittelt dabei facettenreich Landschaftsgeschichte aus unterschiedlichen Teilen der Erde. Das GEOMAR war an der Neugestaltung beteiligt und steuerte unter anderem Exponate zum Klimawandel und dessen Auswirkungen auf Nord- und Ostsee bei. Weiter bieten die Kieler Meeresforschenden für die „NaturWelten“ in Medienstationen auch filmische Einblicke z.B. in die unterseeische Enstehung von Vulkaninseln oder steuern echte Fundstücke vom Meeresboden, z.B. kanarische Lava aus 1.000 Metern Wassertiefe bei. Das niedersächsische Landesmuseum steigert damit seine Attraktivität als Lernort für erlebnisorientierte Natur- und Umweltbildung und Hannover wird um einen Anziehungspunkt reicher. In den Sommerferien sicher ein gutes Argument für einen Besuch in der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Zu guter Letzt erkennt man die Urlaubszeit auch daran, dass auf dem Wasser deutlich mehr los ist als gewöhnlich. Der großen Dichte an Seglern, Anglern und sonstigen Schiffsreisenden mag es geschuldet sein, dass ein sehr seltenes Schauspiel schnell bemerkt und gut dokumentiert wurde: Buckelwale in der heimischen Ostsee, genauer gesagt Mutter und Kalb. Sie sind offenbar seit Anfang Juli in unseren Gewässern unterwegs und wurden an verschiedenen Orten in deutschen und dänischen Gewässern gesichtet. Und obwohl Buckelwale hier alles andere als heimisch sind, scheint es den Tieren in der für sie ungewohnten Umgebung recht gut zu gehen. Dies stellten deutsche und dänische Wal-Experten fest. Dennoch bleibt es hoffentlich bei einem vorübergehenden Aufenthalt des Wal-Duos. Langfristig brauchen sie sichere Nahrungsquellen und Artgenossen. Beides finden sie in den Gewässern der Arktis, dem üblichen Sommerquartier der Buckelwale. Mehr zu den Walen unter anderem in diesem Spiegel-Online Artikel. Den beiden also (hoffentlich) eine gute Reise!

Eine schönes Wochenende und weiterhin einen tollen Sommer wünscht
Christian Urban