Navigators Wochenbericht: Forschung zum Anfassen und Diskutieren in Kiel, Eckernförde und Berlin

Kaum ist die Kieler Woche vorbei, liegen die Programme für den Tag der offenen Tür aus. Foto: J. Steffen Kaum ist die Kieler Woche vorbei, liegen die Programme für den Tag der offenen Tür aus. Foto: J. Steffen

Irgendwie passt es nie. Das Wetter meine ich. Monatelang haben wir uns beschwert, dass es eigentlich viel zu kalt ist. Und jetzt ist der Sommer da – und zwar richtig! Und gleich beschweren wir uns, dass es eigentlich viel zu heiß ist. Ja, die goldene Mitte ist schwer zu finden. Also ab ins Wasser zur Abkühlung! Deshalb heute auch nur ein ganz kurzer Hinweis auf ein paar interessante Veranstaltungen der nächsten Wochen. Da wäre zum Beispiel der

TAG DER OFFENEN TÜR am GEOMAR als Teil des des Wellingdorfer Stadtteilfestes “Das Ostufer macht mobil” am Sonntag, 12. Juli 2015. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, wir haben ein buntes Programm zusammengestellt und freuen uns auf viele Besucherinnen und Besucher!

Mit der Fähre geht's am 12. Juli direkt zum Wellingdorfer Stadtteilfest und damit zum Tag der offenen Tür am GEOMAR. Foto: J. Steffen

Mit der Fähre geht’s am 12. Juli direkt zum Wellingdorfer Stadtteilfest und damit zum Tag der offenen Tür am GEOMAR. Foto: J. Steffen

Zwei Tage später, am 14. Juli, macht das Klimabündnis Kieler Bucht auf der KLIMALE in Eckernförde auf Folgen des Klimawandels aufmerksam. Das GEOMAR ist mit zwei Vorträgen und dem Forschungskutter LITTORINA dabei. Alle Informationen dazu im KLIMALE-Blog.

Ob die aktuelle Hitzewelle ein Zeichen des Klimawandels ist oder nicht, lässt sich allerdings nicht genau sagen. Da “Klima” langjährige Mittelwerte (klassischerweise über 30 Jahre) beschreibt, benötigt man für einen erkennbaren Klimawandel noch viel länger Datenreihen. Ein einzelnes Wetterphänomen ist da noch nicht aussagekräftig. Aber ja, Rekordtemperaturen sind natürlich ein Hinweis.

Wer ein bisschen Abkühlung vertragen kann, dem empfehle ich den Polarstern-Blog unserer Kolleginnen und Kollegen vom Alfred-Wegener-Institut. Sie forschen aktuell in den Gewässern rund um Spitzbergen bei Temperaturen deutlich unter 10°C. Aber auch in der Arktis finden sich natürlich Hinweise auf den Klimawandel. Sogar sehr deutliche.

Wem die aktuell tropischen Temperaturen in Deutschland dagegen liegen, kann im GAME-Blog zwei Studenten nach Indonesien folgen. Sie untersuchen dort im Rahmen des GAME-Projekts 2015 die Auswirkungen von Hitzestress auf marine Küstenökosysteme. Dabei spielt auch die tägliche Rush-Hour rund um Jakarta eine Rolle. Welche? Einfach nachlesen.

Schließlich noch ein Tipp für Leserinnen und Leser in Berlin. Am kommenden Donnerstag, 9. Juli, findet dort die öffentliche Wissensshow “Climate Engineering – Views Onto a Man-Made Climate” statt. Wissensshow? Das hört sich unterhaltsam an. So ist das Format auch gedacht. Doch das Thema ist ernst. Egal ob die derzeitige Hitzewelle in Europa direkt mit dem Klimawandel verbunden werden kann – auf jeden Fall schreitet er voran. Der Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre ist in den vergangenen Jahren trotz zahlreicher Klimakonferenzen deutlich gestiegen. Könnte Climate Engineering die Lösung sein?

Grafische Darstellung von verschiedenen Ideen zum Climate Engineering. Im Rahmen des SPP sollen Chancen und Risiken transparent und interdisziplinär untersucht werden. Grafik: Kiel Earth Institute

Grafische Darstellung von verschiedenen Ideen zum Climate Engineering. Im Rahmen des Schwerpunktprogramms “Climate Engineering” werden Chancen und Risiken transparent und interdisziplinär untersucht. Grafik: Kiel Earth Institute

Dahinter verbergen sich großtechnische Eingriffe ins Klimasystem, mit denen die Folgen des Klimawandels bekämpft werden sollen. Zum Beispiel: Spiegel oder Aerosole in der Atmosphäre, um die Sonnenstrahlung abzuschirmen. Ozeandüngung, damit mehr Plankton mehr CO2 binden kann. Oder auch die Aufforstung großer Wüstengebiete. Hört sich alles reichlich futuristisch an? Wird aber auf internationalen, klimapolitischen Konferenzen tatsächlich vorgeschlagen. Eine Diskussion über Sinn oder Unsinn könnte aber nur stattfinden, wenn es gesicherte Fakten über Wirksamkeit und Nebenwirkungen gäbe. Dafür hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft das Schwerpunktprogramm “Climate Engineering – Risks, Challlenges, Opportunities?” ins Leben gerufen. Es organisiert in der kommenden Woche das “Climate Engineering Research Symposium 2015” (#CERSYM15 oder #CERSYM2015) in Berlin. Wissenschaftler tauschen sich dort über aktuelle Erkenntnisse – und Wissenslücken – über Möglichkeiten, Risiken und Nebenwirkungen von Climate Engineering aus. Da das Klima alle Menschen angeht, wollen die beteiligten Wissenschaftler die Gesellschaft möglichst weit mit einbeziehen.  Dafür die “Wissensshow” am Donnerstag. Interessierte können sich dort informieren und vor allem mitdiskutieren. Mehr Infos auf dem Symposiums-Seiten.

Jetzt aber erst einmal ein schönes Wochenende!

Jan Steffen