Navigators Wochenbericht: Unbekannte Tiefen im GEOMAR

Wissenschaftler bringen mir die Unterwasserwelt näher. Foto: J. Steffen, GEOMAR

…wie, was, warum? Navigators Wochenbericht – noch nie gehört. Ebenso sind mir die wissenschaftlichen Paper, die ich bereits am Montagmorgen auf meiner to-do-List vorfand, absolut schleierhaft. Irgendwelche Tiefseewürmer graben sich durch den Meeresgrund während sich andere Forscher auf die Suche nach irgendeinem Meeresbodenversatz machen. Subduktionszonen, Bioturbation, das Zeitalter des Präkambriums… alles Begriffe, die ich schon einmal im Erdkunde- oder Biounterricht gehört, die scheinbar aber unmittelbar in die tiefsten Schubladen meiner Hirnwindungen verfrachtet wurden.

Doch erst einmal von vorne: Ich bin Bianca König, wurde vor 22 Jahren in Südbaden geboren und befinde mich nach jahrelanger Ausbildung samt Bachelorabschluss im Fach Wissenschaftsjournalismus an der Hochschule Darmstadt nun an einem Schreibtisch im Verwaltungsgebäude des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel. Seit Montag und für die nächsten sechs Wochen bin ich Praktikantin in der Abteilung Medien und Kommunikation. Seit Montag bin ich ebenfalls um einiges schlauer, als am Sonntagabend.

Die Würmer, von denen ich schrieb, sind in Wirklichkeit kleinste Organismen, die den Meeresgrund durchmengen und somit zur Regulierung der Sauerstoffkonzentration im Meer beitragen. Die Geophysiker waren, um es auf den Punkt zu bringen, auf der Suche nach dem genauen Ursprung des schweren Erdbebens vor Chile im Jahr 2010. Jetzt macht das alles auch Sinn. Obwohl ich in meiner journalistischen Ausbildung bereits mit dem ein oder anderen Wissenschaftler und dessen Fachjargon in Kontakt kam, ist es immer wieder eine Herausforderung die Kernsätze von wissenschaftlichen Studien nachzuvollziehen. Zumal sie meist auf englischer Sprache verfasst sind. Im Grunde war jedoch alles halb so schlimm, wie es sich anhört, denn ich wurde hier im GEOMAR sehr herzlich aufgenommen!

Unser Abteilungsleiter Andreas Villwock stellte mich in einer kleinen Runde erst einmal den neuen Kollegen vor und übergab mich dann in die schützenden Hände von Jan Steffen, dem Pressereferent des Forschungszentrums. „Wenn du’s nicht verstehst… ist’s auch nicht schlimm. Immer langsam machen“, lachte er mir von der anderen Seite unseres Büros zu und sorgte dafür, dass sich meine anfänglichen Sorgenfalten allmählich glätteten.

Schon am dritten Tag hatte ich mein erstes Interview mit dem Geophysiker Prof. Dr. Grevemeyer über das Paper zum Erdbeben vor Chile und fühlte mich direkt zurückversetzt in meinen Erdkundeunterricht aus der Schule. Subduktionszone? Meeresbodenversatz? Alles kein Problem mehr. Wenn das so weiter geht, stehe ich in sechs Wochen im Zenit meines Wissens.

Die nächste Pressemitteilung brachte ich dann sogar in der Hälfte der Zeit auf Papier. Diesmal geht es um Sonnenflecken, Stellen auf der Oberfläche der Sonne mit verringerter Strahlungsenergie, die die Zirkulation der Atmosphärengase verändern und somit das Klima beeinflussen. Die Pressemitteilungen erscheinen übrigens nächste Woche unter www.geomar.de.

Am letzten Tag meiner ersten Woche habe ich alle meine Aufgaben abgearbeitet, viel Wissen aufgefrischt und neu dazugelernt. Es bleibt also Zeit für den Navigator Wochenbericht. Mittlerweile habe ich auch herausgefunden, worum es sich hierbei handelt… 🙂

Dann fangen wir doch mal an:

Die vergangene Woche stand ganz im Zeichen der Forschung. Gleich auf mehreren Plattformen berichteten Mitarbeiter vom GEOMAR über die Themenschwerpunkte ihrer Forschungsprojekte.

Der Resonator – ein Podcast, moderiert von Holger Klein, erscheint als unregelmäßige Reihe von privaten Sendungen, in denen er mit allerlei Menschen über allerlei Themen spricht, und die als Podcast abonnierbar ist. So beschreibt es zumindest der Webauftritt des Forschungspodcasts der Helmholtz-Gemeinschaft…

Am vergangenen Freitag, 22. August, wurde eine sogenannte Kurzfolge über die Arbeit des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel veröffentlicht. Zu hören ist ein Interview mit Andreas Villwock, der in knapp vierzig Minuten Einblicke in die Bandbreite der Forschungsfelder am GEOMAR gibt.



Für all diejenigen, die das GEOMAR noch nicht so gut kennen oder sich einfach noch einmal einen Überblick zur Forschung am Helmholtz-Zentrum für Meereswissenschaften verschaffen möchten, ist dies eine gute Gelegenheit. Ebenso könnten die Podcasts über die Wissenschaft an anderen Helmholtz-Zentren für den ein oder anderen Forschungsinteressierten hörenswert sein.

In der Echtzeit-Reihe von Deutschlandradio Kultur berichtet GEOMAR-Vulkanologe Colin Devey mit sympathisch-britischem Akzent über seine ersten Erfahrungen im bemannten Tauchfahrzeug und darüber wie es kilometertief unter der Wasseroberfläche eigentlich aussieht. In seiner Forschung befasst er sich mit Vulkaninseln, aber auch mit unterseeischen Vulkanen und der damit verbundenen Tiefsee-Biologie. Devey ordnet ein, welche Rolle der Vulkanismus für die Entstehung des Lebens auf der Erde spielt und dass wir diese Erkenntnisse für die Suche nach Leben auf anderen Planeten nutzen könnten.

Mark Lenz hingegen hat seinen Schwerpunkt am GEOMAR in der marinen Ökologie. Für Deutschlandradio Wissen erklärt er, wie es zur Invasion vieler neuer Muschelarten, besonders in der Ostsee, kommt und wo man am besten Austern für das Abendessen sammeln kann. Den Meißel sollte man dabei lieber nicht zuhause vergessen!

Die Pazifische Auster hat es geschafft - sie konnte sich im schleswig-holsteinischen Wattenmeer wie hier vor Sylt etablieren. Doch nicht jede Art, die über die Ozeane reist, kann ein neues Ökosystem für sich erobern. Welche Faktoren eine erfolgreiche Invasion begünstigen haben Meeresbiologen im Forschungs- und Studienprogramm GAME untersucht.  Foto: Mark Lenz, GEOMAR

Vielleicht ist da ja etwas für den ein oder anderen Gourmet oder Vulkan-Begeisterten unter unserer Leserschaft dabei. Nach einer Woche voller wärmender Spätsommersonne und blauem Himmel bricht nun pünktlich zum Wochenende ja auch über dem Norden der Regen aus. Der heutige Feierabend bietet daher sicher Gelegenheit dazu, sich auf dem Sofa einzukuscheln und mal in die Podcasts reinzuhören – es sei denn Sie wohnen in Kiel! In dem Fall kann ich Ihnen nur ans Herz legen die Kieler Museumsnacht zu besuchen. Das Aquarium des GEOMAR nimmt auch dieses Jahr wieder Teil.

Die kommentierte Seehundfütterung um 21 Uhr wird begleitet von „Progressive Ambient Soundscapes“ des Musikers Gerd Weyhing. Was man sich darunter vorstellen soll? Elektronische Klangstücke auf der E-Gitarre, kombiniert mit Fußpedalen, Laptop und weiteren technischen Musikgeräten… Lassen Sie sich einfach überraschen! 🙂

Viel Spaß beim Zuhören und hoffentlich ein paar weitere trockene Tage bevor der Herbst so richtig losgeht, wünscht
Bianca König