Einsichten und Ansichten – Teil 4

(Abbildung aus dem Film „Wissen ist wichtig – keine 2. Welt im Keller“ von Lea aus Nordrhein-Westfalen)
(Beitrag von Joachim Dengg, GEOMAR)

 

Die Überfischung

Thema Nummer 2 in den Bewerbungsarbeiten war (zumindest gefühlt) die Überfischung der Meere.

Die Ausgangslage schildert Johanna aus Bayern so:

„In jedem Supermarkt kann man heutzutage Fisch und Meeresfrüchte in allen erdenklichen Variationen einkaufen. Das ist mittlerweile so selbstverständlich, dass man oft nicht mal einen Gedanken an das Essen aus z.B. Fischdosen verschwendet.“

Fisch im “Kinderformat”: Fischstäbchen (Bildlizenz: Superbass, Fishfinger classic broken 2, CC BY-SA 4.0)

Dass wir selbst gerne Fisch essen, ist somit klar, aber auch die Rolle der Fischerei für die globale Ernährung wird in den Arbeiten beleuchtet:

„Ohne den Fischfang wäre es wahrscheinlich nicht möglich, den Eiweißbedarf aller Menschen zu decken. Besonders in Entwicklungsländern ist Fisch eines der wichtigsten Nahrungsmittel, da Fisch nahrhaft und meist preiswert ist.“ (Charlotte aus Baden-Württemberg)

Übrigens wurde das Thema „Fischfang“ in dem schon im letzten Artikel erwähnten Dialog zwischen Mensch und Fisch überhaupt nicht angesprochen. Wahrscheinlich wollte der kleine Fisch den Menschen aus naheliegenden Gründen lieber gar nicht erst auf dumme Ideen bringen? Denn

„durch verbesserte Fangtechniken und industrielle Schiffe schrumpfen viele Fischbestände“,

was aber neben den ökologischen Folgen auch Konsequenzen für die Fischer selbst hat:

„Die Fischerei ist in einer Art Teufelskreis, denn sie ist dafür verantwortlich, dass in wenigen Jahrzehnten wahrscheinlich so niedrige Fischbestände existieren werden, dass sie selbst kollabieren wird.“ (Paul aus Baden-Württemberg)

(Fischer aus dem Film „Meere und Ozeane“ von Yannik aus Schleswig-Holstein)

Genaue Zahlen zur Überfischung variieren dabei je nach zitierter Quelle und Jahrgang der jeweiligen Information. Benutzt wurden Bücher (z.B. Faszination Meeresforschung, Ein ökologisches Lesebuch; Hrsg.: Hempel et al., Bremen 2006), Publikationen (z.B. world ocean review 2, 2013), Online Portale wie spiegel.de/wissenschaft oder zeit.de/wissen, oder auch Portale von NGOs wie dem WWF und msc.org.

Zu Recht merken die Jugendlichen allerdings an, dass Zahlen alleine unter Umständen einen falschen Eindruck vermitteln können:

„Dass die Fangmengen der Seefischerei seit Jahren etwa konstant bleiben, ist leider kein Zeichen für gleichbleibende Fischbestände. Die Situation stellt sich vielmehr so dar, dass mit immer mehr Aufwand auch noch die entlegensten Fanggebiete befischt werden.“ (Annika aus Schleswig-Holstein)

Wege aus dem oben angesprochenen „Teufelskreis“ werden zum Teil in konsequenterer Anwendung verbesserter Technik gesehen:

(aus dem Bewerbungsplakat von (einer anderen) Johanna aus Bayern)

„Erforscht sind schon einige Methoden, die zum Beispiel den Beifang von Walen, Schildkröten oder Jungfischen verhindern können, aber trotzdem muss meiner Meinung nach noch einiges erforscht werden.
Schildkröten können im Gegensatz zu Fischen zum Beispiel UV-Licht sehen. Wenn solche Dioden an den Netzen sind, verfangen sich viel weniger Schildkröten.
Andere Netze haben größere Maschen, sodass zu kleine Fische, die sonst als Beifang enden, entkommen können. Außerdem schleifen diese Netze nicht über den Grund, der durchs Übern-Grund-Ziehen oft komplett zerstört wird. Stattdessen werden die Schollen durch Vibrationen aufgeschreckt. Der Beifang sinkt so von 50% auf 10% und der Meeresboden wird nicht zerstört.
Auch für Wale gibt es Warnungen vor den verhängnisvollen Netzen: Mit Hilfe von Schallquellen können Wale und Delfine abgeschreckt werden, sodass sie sich nicht in den für sie nicht zu ortenden Netzen verfangen.“ (Johanne aus Niedersachsen)

Auch Schutzmaßnahmen sind von Bedeutung:

„Meeresschutzgebiete […] dienen auch als Rückzugsgebiete, in denen sich die Populationen erholen und evtl. aufbauen können.“ Annika aus Schleswig-Holstein

aber:

„Diese Meeresschutzbereiche sind aktuell sehr klein, da sie 2012 nur etwa 1,4 Prozent des Meeres bedeckten. Sie müssten stark vergrößert werden, denn um die Fischbestände langfristig zu schützen, müssten sie 25% – 50% des Meeres erfassen.“ (Paul aus Baden-Württemberg)

In diesem Zusammenhang stellt sich dann schnell die Frage:

„Ist Aquafarming eine Lösung, um Überfischung entgegenzuwirken?“ (Charlotte aus Baden-Württemberg)

(aus dem Bewerbungsplakat von Johanna aus Bayern)

Doch auch dieser Ansatz hat seine Probleme:

„Auch Aquakulturen belasten das Meer. Zur Fütterung der Zuchtfische werden zusätzliche Wildfische gefangen und verfüttert. Darüber hinaus erinnert die Form der Zucht an die Massentierhaltung an Land. Oft wird eine große Anzahl von Tieren auf engem Raum gehalten und mit industriellen Mitteln wie Chemikalien und Antibiotika behandelt. Zusammen mit großen Mengen an Fischkot und Nahrungsresten gelangen diese Stoffe ins Meer […]“ (Annika aus Schleswig-Holstein)

Obwohl die Probleme der Fischerei global erkannt sind, und sich zum Teil auch Lösungsmöglichkeiten abzeichnen, haben die Jugendlichen nur geringe Hoffnung auf eine Selbstregulierung der Fischerei:

„Aber warum werden diese Methoden dann nicht angewandt? Wahrscheinlich aus Bequemlichkeit oder Kostengründen.“ (Johanne aus Niedersachsen)

Deshalb werden Vorgaben und Eingriffe von Seite der Politik für nötig gehalten:

(aus dem Film „Die Meere“ von Luisa aus Berlin)

„Zudem sehe ich die Politik in der Verantwortung, Regelungen zum Schutz der Meere (z.B. Einrichtung von Schutzgebieten, nachhaltige Fischerei) […] zu erlassen und diese auch durchzusetzen. Es existieren zwar Verträge und Zielsetzungen, ihre Erfüllung ist jedoch nicht erfolgt oder scheint unwahrscheinlich.“ (Hannah aus Niedersachsen)

„Ein weiteres Problem ist, dass Fischpopulationen meistens in internationalen Bereichen des Meeres leben und dass das Meer dort von vielen verschiedenen Ländern benutzt wird. Um die Fischpopulationen effektiv zu schützen, muss also eine internationale Zusammenarbeit existieren, und internationale Fischereigesetze, die jeder einhält, müssen erstellt werden. Der Wille zur internationalen Zusammenarbeit ist aber weitgehend nicht bei jeder Regierung vorhanden.“ (Paul aus Baden-Württemberg)

Als großes Problem wird dabei die Überwachung erkannt:

„In allen Fällen ist die Kontrolle der Vorgaben oft mit großen Schwierigkeiten verbunden“. (Annika aus Schleswig-Holstein)

(Abbildung von Louise aus Sachsen)

Was bleibt, ist, daran zu erinnern, dass auch wir als Konsumenten in der Verantwortung sind:

„Die Schuld für die Überfischung trägt aber letztendlich auch der Verbraucher selbst, da er durch den Kauf von Fischen die Fischerei finanziert. Ein wirksamer Schutz des Meeres wäre es, gefährdete Fischarten nicht zu kaufen.“ (Paul aus Baden-Württemberg)

(Abbildung von Louise aus Sachsen)

„Für Nachhaltige Fischerei gibt es bereits ein Siegel […]. Fischereibetriebe können sich freiwillig mit diesem Siegel zertifizieren lassen, es steht für den Schutz der Fischbestände, die minimale Auswirkung auf die Lebensräume und das Ökosystem Meer, sowie verantwortungsvolles und effektives Management.“ (Johanne aus Niedersachsen)

„Die Meere müssen vollständig nachhaltig befischt werden. Doch hier ist der Konsument gefordert. Es gibt […] Fischratgeber, die informieren, welcher Fisch aus welcher Region nachhaltig befischt wird. Und nur diesen Fisch sollte man als Konsument bewusst kaufen.“ (Felix aus Nordrhein-Westfalen)

(Fortsetzung folgt)