I follow rivers

Ein Tag auf der ALBIS. Foto: Simone Gerhardt Ein Tag auf der ALBIS. Foto: Simone Gerhardt

Vergangene Woche war ich nicht nur in Geesthacht, sondern auch auf einer Tagung zum Thema Wissenschaftsjournalismus. Die WISSENSWERTE fand dieses Jahr in Magdeburg statt und auf dem Programm stand auch eine Exkursion auf der Elbe mit dem Forschungsschiff ALBIS. Zugegeben ist die Elbe um Magdeburg ist nicht gerade der offene Ozean. Aber wie heisst es so schön: Der Fluss mündet schließlich im Meer. Deshalb hier ein kurzer Beitrag zu den fließwasserökologischen Untersuchungen der Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg.

Leise tuckert der Motor des gerade unter 15 m langen Foschungsschiffs ALBIS unter der Hand des Schiffsführers Sven Bauth über die Elbe. Sehr wenig Schiffsverkehr herrscht in diesem Abschnitt des Flusses, der stromabwärts stark an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnt und vielen Umbauten unterliegt. Hier um Magdeburg sind jedoch viele Bereiche noch sehr naturbelassen. Davon profitieren auch im Wasser lebende Tiere und Pflanzen. “Die Qualität des Lebensraums ist sehr hoch”, erklärt uns Dr. Karsten Rinke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). “Erkennen lässt sich das auch an Spitzenräubern, wie großen Raubvögeln, die hier zu finden sind.” Dies stehe im Gegensatz zu anderen Flüssen, wie beispielsweise dem Rhein, in dessen Reinigung viel Geld investiert wurde. Hier sei die chemische Qualität des Wassers inzwischen zwar hoch, die Rückbesiedelung durch Tiere gehe jedoch nur langsam vonstatten. Hinweise, die dieses Phänomen ergründen können, lassen sich hier in der Elbe finden.

Der Doktorand Marian Brabender nimmt Proben von dem Boden des Flusses, dem sogenannten Sediment. Dafür benutzt er ein langes, generatorbetriebenes Rohr, mit dem der Sand angesaugt werden kann. Anschließend wäscht er die Proben. “Nach alter Goldgräberart”, wirft er uns lachend zu. Die Probe, die er genommen hat, stammt aus der sogenannten Strömungslinie. Dort strömt das Wasser besonders schnell am Boden vorbei. Es fällt auf, dass kaum Tiere in dieser Probe zu finden sind. “Je schneller das Wasser strömt, umso schwerer können sich die Arten in diesen Bereichen ansiedeln”, sagt Brabender.

Die Elbe an sich fließt sehr schnell. Sie gehört zu den Flüssen mit der stärksten Strömung in Mitteleuropa. Nun ist es aber so, dass der Ausbau aller Flüsse häufig dazu führt, dass die Strömung, gerade in den Randbereichen, stark zunimmt. Werden an den Flussrändern beispielsweise Spundwände eingesetzt, verschwindet der Anschluss an die Aue und die Tiere können sich nicht mehr in ruhigere Gewässer zurückziehen. Genau das, so Rinke, sei im Rhein passiert.

Die ALBIS kehrt auf ihre leise Art in den Hafen zurück. Viel haben wir heute über Flüsse gelernt. Dabei haben die Forscher jedoch auch bedauert, dass nicht mehr Zusammenarbeit mit Meeresforschern stattfindet. “Klar, gibt es im Süßwasserbereich einige Besonderheiten. Aber viele grundsätzliche Systeme und Fragen sind ja gleich,” meint er. Auch mir kommen viele Untersuchungsmethoden und Fragestellungen bekannt vor. Vielleicht wird ja die Zukunft die beiden historisch auseinandergewachsenen Forschungszweige wieder näher zueinander bringen.