Nachlese 2: Our heroes on board

Reparaturarbeiten der Matrosen: Auch bei Nacht im vollem Einsatz. Foto: Anna Lena Kolze
Foto: Anna Lena Kolze

Auf Brücke. Foto: Anna Lena Kolze

Moinsen, kurz zu meiner Person, bevor ich euch über unsere Helden an Bord schreibe, die uns auch als Nicht-Wissenschaftler Tag täglich tatkräftig unterstützen und uns aus so manch einem Schlamassel heraushelfen.

Ich bin Anna Lena Kolze und sollte eigentlich gerade fleißig in meinen Vorlesungen sitzen, aber wer mich besser kennt, weiß, dass ich mir keine Gelegenheit entgehen lasse auf ein neues Abenteuer zu gehen. Seit Anfang April bin ich nun im 2. Semesters meines Masterstudiums in Environmental Management an der CAU in Kiel. Letztes Jahr hat mir die Ausfahrt AL437 im Mai so gut gefallen, dass ich mich gleich wieder angemeldet habe.

Neben uns 12 Wissenschaftlern wohnen weitere 10 bis 12 Männer auf der Alkor, die Crew. Darunter ist der Kapitän natürlich zuerst zu nennen, der das Oberkommando hat und somit die volle Verantwortung über jedes und kleinste Ereignis an Bord trägt. Dann folgen der erste und zweite Offizier. Hauptsächlich, ob Tag oder Nacht, verbringen alle drei im Wechsel ihre Zeit oben auf der Brücke, von wo aus sie das Schiff navigieren und über Funk mit uns und der Crew an Deck über das Programm der jeweiligen Station kommunizieren. Neben der Navigation gehören noch weitere Aufgabenfelder zur Tagesordnung. Der erste Offizier arbeitet im engen Kontakt mit dem Bootsmann zusammen, dem Chef an Deck, um das Schiff in Stand zu halten und optimale Arbeits- und Sicherheitsbedingungen, wie z.B. einsatzklare Rettungsboote, Schwimmwesten etc., zu gewährleisten. Auch die Verarztung von Crew-Mitgliedern, und die Überwachung und Instandhaltung des Inventars im Hospital, gehören zu seinen Aufgaben. Selbst eine Säuglingsstation ist an Bord vorhanden, lustiger Weise gelegen bei den Kabinen der Deckmannschaft – allerdings ist die Mitfahrt schwangerer Besatzungsmitglieder nicht gestattet, so dass die Station auch bisher nie in Betrieb war. Desweiteren ist der erste Offizier für Papier und Müll zuständig. An Bord gibt es tatsächlich Mülltonnen, jedoch leider keine Mülltrennung bis auf Papier und Restmüll.

Neben der Routenplanung, sprich Navigation, gehört zu den Aufgaben des zweiten Offiziers auch die Führung des Handbuches, worin alle Geschehnisse an Bord dokumentiert werden. Um eine mehrtägige Schifffahrt zu überleben braucht man genügend Proviant. So setzen sich der zweite Offizier und der Koch zusammen und planen bevor es überhaupt auf See geht, was und wie viel Essen und Trinken eingekauft werden muss. Das Thema führt uns von der Brücke hinab in die Küche unter Deck. Die Zauberstube von Thomas, unserem Smut (Koch). Damit es auch nicht für die Geschmacknerven langweilig wird, kocht Thomas jeden Tag etwas Frisches. Für uns ähnelt das Menü dem in einem 5-Sterne Restaurant, mit Eiern nach Wahl und Eierkuchen zum Frühstück, einem Menü mit Suppe, Hauptgang und Dessert zu Mittag, und einem warmen Essen und kalter Platte zu Abend. Schwer, hier nicht binnen 2 Wochen Ausfahrt ordentlich zuzulegen! Und anschließend nach Rückkehr an Land nach dem Aufwachen nicht auf die gewohnten Frühstückseier mit Speck zu warten – leider vergeblich. Donnerstags ist der Seemannssontag, wo es nur Eintopf gibt, freitags ist, wie auch typisch am Land: Fischtag. Entspannen kann der Koch Sonntagabend, wo es immer nur eine kalte Platte und keine zweite warme Mahlzeit am Tage vorbereitet wird. Auch Vegetarier kommen nicht zu kurz. Jeden Tag bereitet Thomas etwas besonders für Sophia und mich vor, sodass es manchmal auch vorkommt, dass die anderen neidisch auf unsere Teller blicken. Die Essensausgabe ist strikt einzuhalten, so gibt es um 7:15 Uhr Frühstück, 11:15 Uhr Mittagessen, 15 Uhr Kaffee und Kuchen und um 17:15 Uhr Abendessen. Und selbst in der Nachtschicht steht die Küche für den kleinen Hunger offen.

Thomas unser Meister am Herd. Foto: Anna Lena Kolze

Blick in die Kombüse – Thomas unser Meister am Herd. Foto: Anna Lena Kolze

Die Wissenschaftler beim Essen in der Messe. Foto: Jan Dierking

Gemütlichkeit auf See – die Wissenschaftler beim Essen in der Messe. Foto: Jan Dierking

Und wieder ein kleiner Ortswechsel, nämlich ans Deck. Hier hat der Bootsmann, Hardy, das Sagen. Er stellt die Mannschaft und die Arbeitspläne, sowie Putzpläne, zusammen. Außerdem ist er für Reparaturen und generell für die Instandhaltung des Schiffes verantwortlich. Sonst arbeitet er genauso wie der Rest der Crew an Deck in der Winde, um unsere Geräte zu fahren oder hinten das Fischernetz raus und wieder reinzuholen. Die Matrosen haben so wie wir ihre Schichten. Nachts sind ein bis zwei von ihnen auf, während tagsüber bis zu drei Matrosen mit uns fischen oder uns bei anderen Tätigkeiten zu Hand gehen. Daher sind die Flure der Kabinen von Deckmannschaft auch von den restlichen abgegrenzt und herrscht Ruhe, sodass sie sich in ihrer Freizeit auch ausruhen können.

Meist bleib ein Crewmitglied bis zu vier Monate an Bord und hat anschließend 2 Monate Urlaub, dies kann natürlich individuell auch variieren. Es gibt immer etwas auf dem Schiff zu tun, aber wenn wir in einem Hafen anlegen, haben – wenigstens für einige Stunden – alle frei. Diesmal war es ein Highlight – Kalmar, Schweden – ein neuer Hafen. Die Männer warfen sich in Schale und erkundeten die Stadt. Abends trafen wir uns alle gemeinsam in einer Tapas Bar, um einen tollen Tag ausklingen zu lassen. So spiegelt sich das harmonische Miteinander sein auf engstem Raum.

Aus diesem Grund ein riesengroßes Dankeschön an die gesamte Crew von der Alkor.

Matrose und Wissenschaftler bei der gemeinsamen Arbeit an Deck. Foto: Anna Lena Kolze

Hand in Hand – Matrose und Wissenschaftler bei der gemeinsamen Arbeit an Deck. Foto: Anna Lena Kolze