FS Sonne, 24. Januar 2015, 19° 5.8′ N 67° 47.13′ W

Sorted and identified Munnopsidae / Sortiere und identifizierte Munnopsidae. ©Marina Malyutina Sorted and identified Munnopsidae / Sortiere und identifizierte Munnopsidae. ©Marina Malyutina

Ich habe meinen ersten Blog an Anfang der Expedition nach dem ersten Epibenthosschlitten-Einsatz geschrieben. Nun schreibe ich während der letzten Station an einem der letzten Tage der Expedition, die nun zum Ende kommt. Die Zeit ist unglaublich schnell vergangen und mir kommen diese sechs Wochen wie ein einwöchiger Trip vor. Wie Sie, liebe Leser, aus dem Tagebuch entnehmen konnten, ist diese erste Sonne Expedition sehr erfolgreich und hat spektakuläre Proben, Ereignisse und Entdeckungen für alle unsere Teams gebracht. Unser Epibenthosschlitten-Team hat nicht nur die Proben genommen, gewaschen und auf verschiedene Weise für spätere Untersuchungen fixiert, sondern wir haben auch alle Proben entlang des abyssalen Vema Transektes in verschiedene Organismengruppen sortiert. Meeresasseln sind eine der Schlüsselgruppen, die wir auch schon in Familien sortiert haben und an denen wir bereits begonnen haben zu arbeiten. Ich bin Spezialistin für die häufigste und artenreichste Familie Munnopsidae und habe daher die Arten dieser Familie identifiziert. Bisher haben wir fast 1.000 Individuen 45 Arten, 18 Gattungen und 8 Unterfamilien zugeordnet. Jedes einzelne identifizierte Tier befindet sich jetzt in einem eigenen Röhrchen und diese hunderte Röhrchen sind in Probenbehältern für die 12 bearbeiteten EBS Fänge zusammengefasst. Sie werden zusammen mit tausenden anderer Proben mit einem Container nach Hamburg geschickt. Ungefähr 50% der identifizierten Tiere sind für die Wissenschaft neu, obwohl dieses erst erste vorläufige Ergebnisse sind, die in den Fahrtbericht gehen, den wir derzeit schreiben. Die meisten Entdeckungen warten noch auf uns in unseren Heimatinstituten, besonders die von den tiefsten, hadalen Stationen, die auf diese Weise mit einem Epibenthosschlitten noch niemals untersucht worden sind. Wir konnten bereits ein paar Organismen aus den Fängen aus 8.340 m für biochemische Analysen isolieren und die Krebse und Meeresborstenwürmer sind groß und sehen wunderschön aus!

Rückblickend sehe ich nun wie interessant und ausgefüllt die Zeit an Bord gewesen ist. Erstaunlich wie viel geschafft werden konnte aufgrund der guten Planung und des guten Management unserer Projektleiter, aufgrund der perfekten Organisation von Leben und Arbeit an Bord durch die Mannschaft der FS Sonne und aufgrund der Begeisterung und des Einsatzes von allen. Diese Fahrt ist in vielen Hinsichten ungewöhnlich, insbesondere für die Biologen und das EBS Team: alle Einsätze waren erfolgreich; wir bekamen Tausende von Proben, Unterwasserphotos und –videos. Dieser Hauptschatz wird bald untersucht und analysiert werden. Wir waren glücklich mit der Beprobung der tiefsten Station im Puerto Rico Trench – das Schleppen der EBS in hadalen Tiefen wurde zum ersten Mal in der Welt durchgeführt und es war ein erfolgreicher Test für die Schiffausstattung. Nun wissen wir – es klappt und wir können unsere zukünftige Expedition zum Kurilen-Kamchatka Graben planen, der noch tiefer ist als der Puerto Rico Trench.

Allerdings ist die Arbeit nur ein Teil unseres Lebens hier. Die Zeit der Expedition umfasste Weihnachten und Neujahr und es war eine fantastische Möglichkeit diese Festtage an Bord zu feiern. Für mich gab es zusätzlich das russische Weihnachten, das russische Alte Neue Jahr und das orthodoxe Fest Epiphania. Was ist außerdem noch passiert? Es gab freitags einige Filmabende, jedes Mal mit anderer Kostümierung, eine lustige “Playmobil” Photoaktion (Franck’s Idee), bei der wir unsere Arme und Beine wie Playmobilfiguren bewegen mussten. Es gab diverse Sportaktivitäten: jeden Morgen Yoga (Danke, Saskia), den Sportraum, Tischtennis, Dennis’ Spezial-Zirkeltraining am Abend und auch einige wenige Tanzstunden mit Manu. Unsere schlammigen Übungen auf dem Arbeitsdeck beim Schütteln und Rütteln der schweren Siebe kann man auch als Sport zählen (jedenfalls sind meine Arme stärker geworden ☺☺☺). Ich frage mich, wie konnten wir nur so viele Dinge erledigen? Ich erwähne gar nicht das Arbeiten an wissenschaftlichen Veröffentlichungen, das Lesen von Büchern und besondere Hobbies wie Gitarre spielen oder Stricken, Nähen, Zeichnen und Haare schneiden. Für mich war es sehr erfreulich diese Wochen so zu verbringen, bei Arbeit und Leben umgeben von einer konzentrierten Anhäufung von speziellen, kreativen, intelligenten, nachfragenden Menschen, vor allem jungen, fröhlichen Leuten und solchen ohne Alter. Ich weiß, ich werde unsere nette Nachbarschaft vermissen, unser Sieb-Sortier-Yoga-Tennis-Tanz Team, meine netten Kollegenfreunde mit denen wir manche traurigen oder fröhlichen Momente geteilt haben, die Unterstützung untereinander und den Spaß, den wir miteinander hatten.
Die Mannschaftsmitglieder, die das gleitende Funktionieren aller Arbeitsoperationen sichergestellt und uns perfekten *Fünf Sterne* Konditionen gestellt haben, sind auch eine spezielle, tolle Truppe. Ich habe mich gefreut viele von ihnen wieder zu treffen, die ich auch von einer vorherigen Expedition mit der alten FS Sonne kannte und neue Leute kennenzulernen.
Wir hatten ein gutes Gleichgewicht zwischen erfolgreicher Forschung und verschiedenen großen und kleinen Sozialveranstaltungen, die eine spezielle freundliche, begeisterte und fröhliche Atmosphäre an Bord brachte. Auch wenn ich mich manchmal müde fühlte und manchmal ein schnelles Ender der Fahrt und eine Wiedersehen mit meiner Familie herbeisehnte, denke ich, dass SO237 ein richtiges Geburtstagsgeschenk für mich ist und ich werde diese Expedition vermissen, sobald sie zu Ende ist.

Marina Malyutina,
A.V. Zhirmunsky Institute of Marine Biology FEB RAS, Vladivostok, Russia


[English]

I had written a blog the first time in the beginning after our first EBS deployment. Now I am writing it on the last station and the last days of the expedition! Our expedition is coming to the end… The time passed unbelievable quickly and now the long 6 weeks cruise looks for me like one-week trip. As you, dear readers could see from our daily log, the first Sonne expedition is very successful and spectacular with some unique events and discoveries. Each team, each of us has got something impressive. Our EBS team could manage not only collecting, washing, sieving and fixing the huge amount of samples for different kinds of future investigations, but we did sort all samples from the abyssal stations to the high level taxa. Crustaceans Isopoda as one of the key taxa we separated on families and started to work on some of them. Being a specialist on the most abundant and diverse deep-sea isopod family Munnopsidae, after the sorting I was identifying Munnopsids on species level. So far almost 1000 Munnopsids individuals have been separated on 45 species of 18 genera and 8 subfamilies. Each identified species is now in a small separated vial, these hundreds vials are in separated jars for each fraction of each 12 EBS stations. They will be packed to the container with other thousands vials with samples and go to Hamburg. About a half of the identified species seems to be new for science! However, this is just a preliminary result for the cruise report which we are currently writing up. The main discoveries lie ahead when we will study at home institutions samples from the deepest, hadal depths which were never investigated by this way! We already could identify some “alive” creatures which were picked up from the fresh hauls at 8340 m for the biochemical analyses and these crustaceans and worms are of large size and look beautiful for us!
Looking back I realize how interesting and full of everything was the time onboard! Amazing how much has been done thanks to the good plans and management of our project managers, thanks to perfect organization of our work and life onboard by the crew of Sonne and thanks to the enthusiasm and efforts of everyone! It was unusual in many respects, especially for the biologists and for the EBS team: all deployments were successful; we got thousands of the collected samples, underwater photos and videos: this main treasure will be studied and analyzed soon. We were lucky with sampling on the deepest stations in the Puerto Rico Trench – trawling with an EBS in the hadal depths was done the first time in the world and it also was a successful test for the ship equipment. Now we know – it works and we can plan the future expedition to the Kuril-Kamchatka Trench, which is deeper than the Puerto Rico Trench.
However, the working life was just a part of our life here. The expedition time included Christmas and the New Year and it was fantastic opportunity to celebrate these nice days onboard. For me it was also the Russian Christmas, the Russian Old New Year, and the orthodox Epiphany. What else did happen? Few Friday movies, each time with different dress code, a funny photo session “Playmobil” (Franck’s idea), where we had to behave like playmobil figures with our arms and legs. There was the diverse sport life with every morning yoga (thanks, Saskia!), gym, table tennis, special Dennis’s sport evenings and even few dancing lessons from Manu. Our muddy exercises on the working deck with shaking heavy sieves also can be accounted as sport (at least my arms got stronger ☺☺☺). I wonder how we could do so many things? I even don’t mention work on scientific papers, reading books or special hobbies as playing guitar or knitting, sewing, drawing and cutting hair. For me it was very pleasant to spend these weeks, to work and live surrounded by the concentrated society of the special type of creative, intelligent, inquisitive people, mostly young cheerful guys or people without age! I know I will miss a cute neighborhood in our corridor, our sieving-sorting-yoga-tennis-dancing team, my nice colleagues-friends with whom we might share some sad or happy moments, get kind support from each other, and have lots of fun together.
The crewmembers who ensure the smooth functioning of all working operations and provide the perfect, *fivestars* living condition for us are also a special, similar sort of people. I was glad to meet again many of them whom I already knew after the expedition on the old RV Sonne and to get know new persons.
We had a good balance between the successful scientific work and different big and small social events into a special friendly, enthusiastic, and cheerful atmosphere onboard. Even some time I felt tired and even some times I wanted to speed up the end of the cruise and see again my family and friends, I think the SO237 is a real birthday gift for me and I will miss our expedition right after it finishes.

Marina Malyutina,
A.V. Zhirmunsky Institute of Marine Biology FEB RAS, Vladivostok, Russia

Group shoulders massage before the EBS samples sieving / Vor dem Sieben der EBS Proben: Gruppenmassage. ©Inma Frutos

Group shoulders massage before the EBS samples sieving / Vor dem Sieben der EBS Proben: Gruppenmassage. ©Inma Frutos

Playmobil on deck / Playmobil auf Achterdeck. ©Alexandra Jeuck

Playmobil on deck / Playmobil auf Achterdeck. ©Alexandra Jeuck

Sewing and knitting (Inma and Gudrun) / Nähen und Häckeln (Inma and Gudrun). ©Marina Malyutina

Sewing and knitting (Inma and Gudrun) / Nähen und Häckeln (Inma and Gudrun). ©Marina Malyutina

Hair dressing / Haareschneiden. ©Niko Elsner

Hair dressing / Haareschneiden. ©Niko Elsner

Dancing lesson from Manu / Tanzstunde mit Manu. @Marina Malyutina

Dancing lesson from Manu / Tanzstunde mit Manu. @Marina Malyutina

Franck with his guitar after night work / Franck mit seiner Guitarre, nach der Nachtarbeit. @Marina Malyutina

Franck with his guitar after night work / Franck mit seiner Guitarre, nach der Nachtarbeit. @Marina Malyutina